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Wirkstoff noch nicht mal da : Corona-Impfgegner bringen sich schon in Stellung

Die ganze Welt wartet auf den Corona-Impfstoff. Denn erst durch die umfassende Immunität der Bevölkerung kann die Pandemie einmal zum Ende gebracht werden. Doch noch bevor eine Therapie überhaupt auf dem Markt ist, bringen sich die Impfgegner schon in Position. Sie verbreiten Verschwörungstheorien. Sie demonstrieren in den USA. Auch bei uns wurde jetzt eine Online-Petition gegen „Zwangsimpfungen“ gestartet.

Das Foto zeigt eine Hand, wie sie die Haut eines Menschen packt und eine Spritze hineinjagt. „Zwangsimpfungen gesetzlich untersagen“ heißt die Unterschriften-Aktion, die von einem Mann namens Ingo Job auf der Internetseite openpetition.de gestartet wurde. Mehr als 92.000 Menschen haben bereits unterschrieben.

Krude Forderungen nach Aufklärung und Beipackzetteln

Die an die Bundesregierung und die Europäische Union gerichtete Petition fordert zum einen das Verbot einer „Zwangsimpfung“. Zum anderen wird das Recht auf Aushändigung eines Beipackzettels mit den Inhalten den Impfstoffes gefordert sowie eine Aufklärungspflicht für Ärzte. Und schließlich müsse jeder Patient die Möglichkeit bekommen, den Stoff vor einer Injektion von einem „unabhängigen Labor“ prüfen zu lassen.

Unter der Rubrik „Pro & Contra“ tummeln sich dann die wildesten Verschwörungstheorien. Jeder, der will, kann dort Beiträge einbringen, egal wie unwissenschaftlich, hanebüchen oder einfach falsch. Da wird eine Corona-Impfung mit der NS-Rassenhygiene gleichgesetzt. Da wird „Gib Gates keine Chance“ proklamiert und Microsoft-Gründer Bill Gates, der sich seit Jahren weltweit für die Bekämpfung von Krankheiten einsetzt und vor einer Corona-Pandemie warnt, als Bösewicht bezeichnet. Und da wird von Impfschäden geunkt, obwohl noch nicht einmal feststeht, welcher derzeit erforschte Wirkstoff das Rennen macht.

Hamburger Ärztekammer prangert Fake News an

Der Präsident der Hamburger Ärztekammer zeigt sich erschüttert: „Für mich ist diese Petition ein weiteres trauriges Beispiel dafür, dass in einer solchen Krise vieles kommuniziert wird, was schlicht falsch ist“, so Pedram Emami zur MOPO. In Deutschland gebe es keine Impfpflicht. Von einer „Zwangsimpfung“ könne daher überhaupt keine Rede sein.

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„Völliger Blödsinn“: Dr. Pedram Emami, Präsident der Hamburger Ärztekammer, kritisiert die Impfgegner.

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hfr

Emami ist zuversichtlich, dass sich nach Markteinführung eines Wirkstoffs genügend Menschen für eine Impfung bereit erklären, um eine notwendige Durchimpfungsrate zu erreichen. Und natürlich würde jeder Patient in Deutschland vom Arzt vor einer Impfung aufgeklärt. Auch die Beipackzettel seien jederzeit einsehbar.

Präsident der Hamburger Ärztekammer: „Das ist völliger Blödsinn!“

Den Vorschlag der Petition, jeder müsse die Möglichkeit bekommen, den Impfstoff von einem „unabhängigen Labor“ prüfen zu lassen, hält der Ärztekammerpräsident für absurd. „Das ist nun wirklich völliger Blödsinn“, so Pedram Emami. Die Herstellung von Impfstoffen erfolge nach sehr strengen Vorgaben. Deshalb dauere es ja auch so lange, bis ein Stoff überhaupt zur Verfügung stehe.

„Inhaltsstoffe von Impfseren müssen ausgewiesen sein und sind daher hinlänglich bekannt“, betont der Facharzt für Neurochirurgie. „Dieser Logik folgend müssten doch solche Menschen dann jedem Lebensmittel und jedem Medikament misstrauen.“

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Natürlich könne man auch abwarten, bis sich die Mehrheit der Bevölkerung Schritt für Schritt mit dem Coronavirus infiziert hat und so die für eine Eindämmung der Pandemie notwendige „Herdenimmunität“ erreicht ist, wie es manche Impfgegner fordern. Doch die Risiken wären gigantisch.

„Zusammenbruch der Wirtschaft und des Gesundheitssystems droht“

„Ohne das Gesundheitssystem zu überfordern, würden wir ganz schön lange auf die Rückkehr in ein halbwegs normales Leben warten müssen“, erklärte Emami. „Geht das sehr langsam, droht der Zusammenbruch unserer Wirtschaft und unseres sozialen Lebens. Sind wir zu schnell, riskieren wir entweder viele Tote und den Kollaps des Gesundheitssystems.“

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Grundsätzlich hat Emami wenig Verständnis für die Argumente der Impfgegner, die seit 30 Jahren gebetsmühlenartig vor Impfschäden, Autismus und ADHS als Folge warnen. „Es wird immer wieder mit längst widerlegten Argumenten aus zweifelhaften Studien argumentiert. Fragen Sie doch einmal die Eltern eines Kindes, das durch eine Infektionskrankheit schwerstgeschädigt oder gar verstorbenen ist, was sie dazu sagen“, so der Ärztekammerpräsident. Und weiter: „Durch die Impfung spielen heute furchtbare Erkrankungen wie Pocken und Kinderlähmung keine Rolle mehr. Was sagen solche Menschen denn dazu?“

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