Blick auf das Gruner + Jahr-Gebäude, RTL hat den Hamburger Verlag übernommen.
  • Blick auf das Gruner + Jahr-Gebäude, RTL hat den Hamburger Verlag übernommen.
  • Foto: dpa/Georg Wendt

Nach RTL-Übernahme: Hamburger Traditionsverlag droht Kahlschlag

Gruner + Jahr (G+J), das war einmal eines der berühmtesten Medienhäuser der Bundesrepublik. Seit RTL den Hamburger Verlag geschluckt hat, ist davon nicht mehr viel übrig. Das grüne G+J-Logo prangt längst nicht mehr am Baumwall direkt gegenüber der Elbe. Und jetzt will sich RTL auch noch von vielen bekannten Marken des Verlags trennen.

Die letzten Überreste von Gruner + Jahr in Hamburg stehen vor dem Aus. Von Marken wie „Brigitte“, „Barbara“, „Capital“, „Gala“ und „Schöner Wohnen“ will sich RTL, unter dessen Namen das Magazingeschäft seit dem Zusammenschluss der Bertelsmann-Töchter im vergangenen Jahr läuft, offenbar trennen. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“.

„SZ“: RTL will sich von „Gala“, „Geo“ und „Brigitte“ trennen

Demnach herrsche in der deutschen Medienlandschaft großes Interesse, die prominenten G+J-Titel zu übernehmen. Zwischen 50 und 100 Millionen könnte RTL wohl jeweils mit den Verkäufen einnehmen. Schon bis Ende März 2023 könnten die Geschäfte über die Bühne gehen. Noch im August hatte RTL-Boss Thomas Rabe (57) versichert, dass ein solcher Ausverkauf am Standort Hamburg nicht zur Debatte stehe.

RTL statt Gruner + Jahr: Von der langen Geschichte des Hamburger Verlags ist am Baumwall nichts mehr zu sehen. dpa | Markus Scholz
RTL statt Gruner + Jahr: Von der langen Geschichte des Hamburger Verlags ist am Baumwall nichts mehr zu sehen.
RTL statt Gruner + Jahr: Von der langen Geschichte des Hamburger Verlags ist am Baumwall nichts mehr zu sehen.

Im Portfolio verbleiben soll nur der „Stern“, in den die Kölner Verantwortlichen große Hoffnungen setzen. Selbst „Geo“, bisher nicht als Verkaufskandidat in Betracht gezogen, will RTL offenbar loswerden. Kurios: Moderator Dirk Steffens (55) warben die Kölner extra vom ZDF ab, um den gebürtigen Stader ein Quiz namens „In 55 Fragen um die Welt – Die große Geo-Show“ präsentieren zu lassen. Wie das Onlinemagazin „DWDL“ berichtet, soll Steffens auch für Dokumentationen unter dem Arbeitstitel „Geo-Blockbuster“ vor der Kamera stehen. RTL betreibt unter der Marke „Geo“ außerdem seit Jahren einen Pay-TV-Kanal.

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Mit den Verkaufsplänen gehen große Sorgen der Belegschaft einher. Ein Mitglied des Betriebsrats beklagte sich gegenüber der „SZ“, dass mit ihnen nicht über die Verhandlungen gesprochen werde. Viele Jobs könnten bei einer Übernahme verloren gehen – die potentiellen Käufer dürften schließlich selbst schon über jeweils konkurrierende Titel und längst aufgebaute Strukturen verfügen. Die G+J-Mitarbeiter:innen würden dann nicht unbedingt benötigt. Von RTL selbst heißt es, dass das Unternehmen solche Spekulationen nicht kommentiere.

Mittlerweile hat sich auch Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) in die Debatte eingeschaltet. „Wer Verantwortung für ein Medienhaus trägt, übernimmt damit nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche und öffentliche Verantwortung“, sagte der 48-Jährige am Freitag dem NDR.

G+J-Ausverkauf: Senator Brosda mit Appell an RTL

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) appellierte an RTL, „die traditionsreichen und wichtigen Blätter zu erhalten“. „Die Vertreter der Beschäftigten müssen eingeweiht und eingebunden werden. Im Fokus muss der Erhalt der Arbeitsplätze stehen. Es geht auch um menschliche Schicksale“, sagte DJV-Chef Frank Überall (51). Man fordere RTL und Bertelsmann daher „zu einer Bestandsgarantie für die Arbeitsplätze bei den Zeitschriftentiteln der integrierten Marke Gruner und Jahr auf“.

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