Krankhafte seelische Störung: Sechsfach-Mörder von Rot am See verurteilt
Rot am See –
Eine Familie kommt in einem Haus in Rot am See zur Trauerfeier zusammen. Dann knallt es plötzlich im Obergeschoss, immer wieder fallen Schüsse. Am Ende sind sechs Menschen tot.
Rot am See: Mann nach Sechsfachmord verurteilt
Knapp ein halbes Jahr nach der Gewalttat mit sechs Toten im baden-württembergischen Rot am See ist der Angeklagte wegen Mordes und versuchten Mordes verurteilt worden.
Das Landgericht Ellwangen verhängte am Freitag (10. Juli) eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren und ordnete die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an.
Der Mann erschoss Ende Januar bei einem Familientreffen in der Gemeinde bei Schwäbisch Hall sechs Verwandte mit einer Pistole, darunter seine Eltern, zwei Halbgeschwister sowie Onkel und Tante. Zwei Verwandte konnten sich schwer verletzt retten. Seine Opfer richtete er teils mit Kopfschüssen hin.
Polizei mit näheren Details zur Tat
Der Täter, ein 27 Jahre alter Deutscher, hatte sich Ermittlungen zufolge nach der Tat telefonisch bei der Polizei gemeldet. Er sei Sportschütze, habe eine Waffenbesitzkarte besessen, hieß es. Seine Tatwaffe: eine halbautomatische Kurzwaffe mit Kaliber neun Millimeter.
Der Mann hatte die Tat zum Prozessauftakt gestanden und Misshandlungen seiner Mutter als Motiv angegeben. Sie habe ihn missbraucht und vergiftet. Beweise gab es dafür nicht. Ein Psychiater hatte bei ihm Wahnvorstellungen und eine krankhafte seelische Störung diagnostiziert.
Rot am See: Nebenkläger forderten lebenslange Freiheitsstrafe
Staatsanwaltschaft, Nebenklage und auch die Verteidigung hatten erklärt, dass sie den Schützen des Mordes für schuldig halten. Staatsanwalt und Nebenkläger forderten eine lebenslange Freiheitsstrafe.
Die Staatsanwaltschaft sprach bei einem Teil der Taten von einer „eingeschränkten Steuerungsfähigkeit“. Die Nebenkläger halten den jungen Mann hingegen für voll schuldfähig. Der Verteidiger beantragte wegen der aus seiner Sicht verminderter Schuldfähigkeit seines Mandanten eine Freiheitsstrafe von 13 Jahren und die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus.
Rot am See: Tat ereignete sich in ruhigem Wohnviertel
Die Gemeinde Rot am See hat knapp 5400 Einwohner und liegt zwischen Crailsheim (Baden-Württemberg) und Rothenburg ob der Tauber (Bayern). Jährlich im Oktober findet dort die „Muswiese“ statt, einer der ältesten und größten Jahrmärkte in Hohenlohe.
Die Tat ereignete sich in der Bahnhofsstraße des Orts, in einem ruhig wirkenden Wohnviertel. Um 15.17 Uhr herrschte dort am Tattag eine gespenstische Stille in der Bahnhofsstraße. Die Polizei hatte den Tatort mit rot-weißem Flatterband abgesperrt, rund ein Dutzend Beamte warteten in der sonnigen Kälte auf der Straße. Mitarbeiter der Spurensicherung in weißen Anzügen gingen in das Gebäude, das sich in einer Straße mit mehreren Wohnhäusern befindet.
Rot am See: Bewohner sind schockiert
„Ich wohne seit 50 Jahren in Rot am See und habe sowas noch nie erlebt“, sagte eine ältere Frau, die 50 Meter vom Tatort entfernt stand. Mehrere Bekannte hätten sie teils aus Norddeutschland angerufen, um ihr von dem Verbrechen zu erzählen. „Jetzt wird Rot am See bekannt – aber auf scheußliche Art.“
Eine junge Frau aus dem Haus gegenüber von einer Kneipe schob einen Kinderwagen aus der Garage. „Wir wollten einfach mal rausgehen, weil so viele Bekannte angerufen haben“, sagt sie. Sie habe nichts von den Schüssen mitbekommen, sei aber dennoch schockiert, dass so etwas in ihrer Straße passiere. (dpa/mg)