Papst Benedikt XVI. ist tot
  • Der emeritierte Papst Benedikt XVI. – hier auf einem Foto aus dem Jahr 2020 – ist tot.
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Papst Benedikt XVI. gestorben – Requiem am 5. Januar auf Petersplatz

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. Der gebürtige Bayer starb am Silvestermorgen im Alter von 95 Jahren im Vatikan, wie der Heilige Stuhl bekanntgab.

„Schmerzerfüllt muss ich mitteilen, dass Benedikt XVI., Papst Emeritus, heute um 9.34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist“, sagte der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni.

Benedikt war von 2005 bis zu seinem Rücktritt 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche.

An diesem Donnerstag um 9.30 Uhr will Papst Franziskus auf dem Petersplatz in Rom den Trauergottesdienst für den Papa Emeritus feiern. Bereits ab Montag wird Benedikt im Petersdom öffentlich aufgebahrt. Gläubige haben dann die Möglichkeit sich zu verabschieden. Weitere Details nannte der Vatikan zunächst nicht.

Benedikts Gesundheitszustand hatte sich über Weihnachten verschlechtert, wie Papst Franziskus am Mittwoch mitgeteilt hatte. An jenem Tag erhielt Benedikt auch die Krankensalbung, wie Bruni berichtete. In den Tagen danach bezeichnete der Vatikan den Zustand des 95-Jährigen als ernst, aber stabil. Medienberichten zufolge hatten wichtige Vitalfunktionen bei Benedikt nachgelassen.

Tod Benedikts XVI.: Große Anteilname in Deutschland und international

Der Tod des gebürtigen Bayern sorgte für große Anteilnahme in Deutschland und auch international unter den weltweit etwa 1,4 Milliarden Katholiken. Bundeskanzler Olaf Scholz nannte ihn bei Twitter einen „besonderen Kirchenführer“ und schrieb: „Die Welt verliert eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen.“ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb: „Die Einheit der Christenheit und der Dialog der Religionen, das Miteinander von Religion und Gesellschaft lagen ihm besonders am Herzen.”

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), derzeit auch Bundesratspräsident, würdigte Benedikt XVI. als einen der bedeutendsten Theologen seiner Zeit. Er habe die Traditionen der katholischen Kirche aus großer Überzeugung vertreten und zugleich den Dialog mit Vertretern der evangelischen Kirche, des Judentums und des Islam geführt, erklärte Hamburgers Bürgermeister am Samstag. “Wie seine Wahl zum ersten deutschen Papst der Neuzeit und sein Rückzug aus den offiziellen Ämtern 2013 bewegt auch sein Tod die Gläubigen in Deutschland und seiner bayrischen Heimat in besonderer Weise.”

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bezeichnete den Deutschen als „Giganten des Glaubens und der Vernunft”. Staatspräsident Sergio Mattarella sagte, Italien trauere um Benedikt, der „für das italienische Volk unvergesslich bleiben wird”.

Für den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, war Benedikt XVI. „ein beeindruckender Theologe und erfahrener Hirte”. Die Katholiken trauerten um eine Persönlichkeit, die der Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Richtung vermittelt habe, teilte der Limburger Bischof der Deutschen Presse-Agentur mit. „Papst Benedikt hat die Stimme des Evangeliums – gelegen oder ungelegen – hörbar gemacht.” Mit hohem Respekt denke er an Benedikts mutige Rücktrittsentscheidung 2013 zurück.

„Benedikt XVI. war ein großer Papst, der sein Hirtenamt stets mit Freimut und starkem Glauben ausübte”, sagte der Münchner Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx. „Als Theologe prägte und prägt er die Kirche lange und nachhaltig.”

Benedikt XVI. war erster deutscher Papst seit fast 500 Jahren

Der am 16. April 1927 im bayerischen Marktl am Inn geborene Joseph Ratzinger war 2005 zum Papst und Nachfolger von Johannes Paul II. gewählt worden. Er war der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren. 2013 folgte dann der spektakuläre Rücktritt – Benedikt war der erste, der nach mehr als 700 Jahren sein Pontifikat wieder aufgab. Er begründete den Schritt mit seinem fortgeschrittenen Alter und seiner angeschlagenen Gesundheit – ihm fehlten die Kräfte für das anspruchsvolle Amt, sagte er damals.

Eigentlich hatte er gar nicht Papst werden wollen, erzählte er selbst später. Als Nachfolger des charismatischen Polen Karol Wojtyla, des „Jahrhundert-Papstes“ Johannes Paul II., hatte er es nicht leicht. Zu vielen Gläubigen hatte der eher scheue Intellektuelle, der zuvor mehr als zwei Jahrzehnte lang Präfekt der Glaubenskongregation und damit oberster Hüter der katholischen Glaubenslehre war, keinen Draht gefunden. Als er fünf Jahre Papst war, stürzte die katholische Kirche in eine ihrer schwersten Krisen: Schrittweise kamen ab 2010 jahrzehntelanger Kindesmissbrauch und Vertuschung ans Licht.

Bis ins hohe Alter mit Missbrauchsskandalen konfrontiert

Bis ins hohe Alter und auch nach dem Rücktritt blieb Benedikt mit Missbrauchsskandalen konfrontiert. Ein Gutachten von Anfang 2021 warf ihm vor, in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising in vier Fällen von sexuellem Missbrauch eines Geistlichen an Kindern und Jugendlichen Fehler gemacht zu haben. In einem öffentlichen Brief entschuldigte sich Benedikt später bei allen Opfern. (mp/dpa)

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