• Foto: Florian Quandt

Zoff um Lampedusa-Zelt: Anwohner gegen Anwohner in St. Georg

St. Georg –

Kommt das geräumte Lampedusa-Zelt nach der Corona-Krise an den Hauptbahnhof zurück? Darum streiten die Vereine in St. Georg. Während Bürgerverein, Interessengemeinschaft (IG) Steindamm und die Unternehmergemeinschaft Steindamm rigoros dagegen mobil machen, spricht der Einwohnerverein für das Zelt aus.

„Der Einwohnerverein spricht sich ganz klar für das Lampedusa-Zelt in St. Georg aus!“, so der Vorsitzende Michael Joho. Er zeigt sich entsetzt über die Forderung der Interessengemeinschaften, das Zelt, dass seit 2013 nahe des Hauptbahnhofs steht, für immer aus dem Stadtteil zu verbannen.

Lampedusa-Zelt St. Georg: Zoff um Abschaffung

Der Bürgerverein zu St. Georg, die Interessengemeinschaft Steindamm und die Unternehmergemeinschaft Steindamm hatten Anfang September eine Unterschriftenaktion gestartet, die einen Wiederaufbau des Lampedusa-Zelts verhindern soll. „Wir wollen, dass dieses Zelt nie wieder nach St. Georg kommt“, hieß es da.

„Es wurde sich oft über Lärm und Dreck beschwert, in dem Zelt gab es sogar Prostitution“, erklärte Markus Schreiber. Er ist SPD-Bürgerschaftsabgeordneter und Vorsitzender des Bürgervereins sowie der Interessengemeinschaft Steindamm. Das Zelt sei in St. Georg nicht mehr auf große Gegenliebe gestoßen.

Zoff um Lampedusa-Zelt: Einwohnerverein will Wiederaufbau

„Wir widersprechen ausdrücklich der Einschätzung, dass das Zelt in St. Georg angeblich unerwünscht ist und sich Bürger, Unternehmer, Vereine, Verbände dagegen aussprechen“, fährt Joho fort. „Es sei denn, man meint damit die Gruppen, deren Vorsitzender, Vorstandsmitglied oder Partner Markus Schreiber sowieso schon ist.“

Der Einwohnerverein bietet an, vermittelnde Gespräche über einen alternativen Standort in St. Georg zu führen — auch im Dialog mit der Lampedusa-Gruppe. „St. Georg ist und bleibt ein internationaler Stadtteil“, sagt Joho, „Hierhin, in die unmittelbare Nachbarschaft des Hauptbahnhofs, gehört das Lampedusa-Zelt als permanente Erinnerung und Mahnung an die Probleme der Lampedusa-Geflüchteteten und das Leid der Flüchtlinge weltweit.“

Das Lampedusa-Zelt in St. Georg: eine Dauer-Mahnwache

2013 wurde das Lampedusa-Zelt als geschützte Dauer-Mahnwache für Flüchtlinge bei der Versammlungsbehörde angemeldet. Für viele Mitglieder der Gruppe war das Zelt Symbol, Rückzugsort und Dauer-Mahnwache in einem. Immer wieder gab es Vorstöße, das Zelt dort abbauen zu lassen und es an einen anderen Standort zu verlegen, ohne Erfolg. Das Demonstrationsrecht schützte es.

Aber aufgrund der Infektionsgefahr räumte die Polizei Hamburg das Zelt im März nach sieben Jahren. Es war ursprünglich als Protestaktion von Geflüchteten aufgestellt worden, die für ein dauerhaftes Bleiberecht kämpfen. Nun ist ein Streit darüber entbrannt, ob es nach der Corona-Zeit zurück an den Standort oder überhaupt nach St. Georg darf oder nicht.

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