Zoff um Sternbrücke: SPD überlässt das Problemprojekt gern den Grünen
Die Diskussion um die Sternbrücke reißt nicht ab.
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Altona –
Seit Wochen schwelt der Konflikt um die Sternbrücke in Altona – zu groß, zu massiv, zu wenig Hamburg, so das Urteil der Gegner der Modernisierungspläne. Seit nun auch noch hochrangige SPD-Politiker gegen die Umbaupläne wettern, droht das Bauvorhaben zum handfesten Streitpunkt in der Zusammenarbeit zwischen SPD und Grünen zu werden.
Denn das öffentliche Gemoser der Sozialdemokraten lässt nun einen ziemlich doof dastehen: Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne). Beim kleinen Koalitionspartner ist man darüber nicht gerade erfreut.
Initiativen planen schon den nächsten Protestmarsch
Dabei ist die Sache doch längst beschlossen – eigentlich. Senat und Bahn wollen das alte Stahlkonstrukt an der Max-Brauer-Alle abreißen und durch eine neue Brückenkonstruktion ersetzen. Deutlich größer soll das Gebilde werden, außerdem soll unter der Brücke mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger entstehen. Soweit so bekannt – bereits im März wurden die Pläne besiegelt.
Allerdings wehrten sich zuletzt diverse Stadtteilinitiativen und Interessenvertretungen mit Händen und Füßen gegen das Vorhaben – am Samstag soll es einen Protestmarsch gegen den Brückenbau von Altona geben.
Freude über „Rückenwind“ von der SPD
„Dem Senat weht aus Altona und St. Pauli eine steife Brise ins Gesicht. Der Walk of Shame im breiten Bündnis mit anderen Initiativen ist ein klares Signal: So wollen wir nicht regiert werden“, schreiben die Teilnehmer-Gruppen, darunter „St. Pauli selber machen“, „Viva la Bernie“ und die „Initiative Sternbrücke“. Und freuen sich in dem Schreiben ausdrücklich über den „Rückenwind“ durch die „klare Positionierung der SPD Altona“.
Die wiederum freut sich naturgemäß über den Zuspruch aus der Grünen-Hochburg Schanze. Und hatte zuletzt verlauten lassen, die Pläne für das 26 Meter hohe Konstrukt würden „in dieser Dimension schlichtweg das städtebauliche Bild der Sternschanze“ sprengen.
Grüne verteidigen Pläne im Alleingang
Mindestens genauso empört über das Vorhaben gab sich nun auch SPD-Mann Matthias Bartke, der für Altona im Bundestag sitzt. Der Entwurf sei „architektonisch ganz furchtbar“, passe überhaupt nicht ins Viertel. Und dann müssten auch noch Bäume gefällt werden, klagte Bartke im „Abendblatt“.
Während also Grünen-Verkehrssenator Anjes Tjarks die Pläne unermüdlich verteidigt – die alte Brücke sei nunmal ein „Hemmschuh“ für die Mobilitätswende – bekommt er von seinen SPD-Kollegen im Senat wenig Rückendeckung.
In der Wirtschaftsbehörde, die ihres Zeichens für das ausstehende Planfeststellungsverfahren zuständig und damit gar nicht mal so unbeteiligt ist, will man sich nicht weiter zu dem Bauwerk äußern – und verweist lieber auf Tjarks und die Deutsche Bahn. Bartke für seinen Teil betont, dass er dem Grünen-Verkehrssenator seine Bedenken bereits unterbreitet habe.
Und der SPD-Kreisvorsitzende Sören Platten aus Altona betont: „Anjes Tjarks ist der Verantwortliche. Er hat es jetzt in der Hand.“
Im Dezember werden Experten befragt
Öffentlich zurückschießen wollen die Grünen nicht – hinter den Kulissen wächst der Unmut über den Auftritt des einen oder anderen Sozialdemokraten aber zunehmend. Wenig konstruktiv sei das.
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Nach MOPO-Informationen laufen unterdessen Gespräche mit den Club-Betreibern über mögliche Ausweichflächen im Umfeld der alten Stahlbrücke, die in Altona die Emotionen hochkochen lässt. Am 17. Dezember will der Verkehrsausschuss der Bürgerschaft Experten befragen. Das letzte Wort, so scheint es, ist noch nicht gesprochen.