Stadtteilspaziergang durch Hamburg: Rothenburgsort: Wie Phönix aus der Asche
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Wahrzeichen des Stadtteils: der Wasserturm, der genau genommen gar keiner ist.
Foto: Florian Quandt
Rothenburgsort, ein Stadtteil, den die meisten nur kennen, weil sie ihn auf dem Weg zu den Elbbrücken durchqueren. Dort anhalten, sich umgucken? Auf die Idee kommt kaum einer. Zugegeben, der Billhorner Röhrendamm macht auch keinen sehr einladenden Eindruck. Lange vorbei die Zeiten, da Rothenburgsorts Hauptstraße noch geprägt war von Gründerzeitbauten, Kaufhäusern, Kinos, Schlachtern, Kneipen, Tabakläden und Milchgeschäften und es nur so wimmelte von Pferdefuhrwerken, Schottschen Karren und Kindern, die Kibbel-Kabbel spielten. Im Juli 1943 wurde all das in einer Nacht vernichtet. Wie Phönix aus der Asche ist zwar auch Rothenburgsort wieder auferstanden, aber die Spuren des Krieges sind noch überall zu sehen. Kommen Sie doch einfach mal mit!
Das Feuersturm-Mahnmal am Billhorner Deich in Hamburg
Dabei handelt es sich um ein im Maßstab 1:2,5 verkleinertes sogenanntes Terrassenhaus, wie sie ab 1880 für Hamburgs Arbeiterquartiere entwickelt wurden: fünfgeschossige Wohnblöcke, die zwar nach vorne eine repräsentative Fassade hatten. Wer sich aber durch den Torweg den dunklen Hinterhäusern näherte, wo in winzigen Zwei-Zimmer-Wohnungen nicht selten sechs bis acht Menschen lebten, der warf einen Blick in größtes Elend. Gerade weil Rothenburgsort so dicht bebaut war, hatten die Bomben, die am 28. Juli 1943 vom Himmel fielen und den Stadtteil nahezu komplett auslöschten, leichtes Spiel.
In Hamm, Hammerbrook und Rothenburgsort starben an jenem Tag 40.000 Menschen. Menschen, die diese Hölle überlebt haben, berichten Furchtbares. Fragmente ihrer Erinnerungen sind im Inneren des Feuersturm-Denkmals nachzulesen.
Industriedenkmal und Museum: Wasserkunst Kaltehofe in Hamburg
Dabei handelt es sich um eine Insel, die in den 1870er Jahren im Zuge einer Elbbegradigung entstand. Nachdem 1892 Hamburg zum Schauplatz einer Cholera-Epidemie wurde, verursacht durch verseuchtes Trinkwasser, ließen die Hamburger Wasserwerke 1893 auf Kaltehofe ein Elbwasser-Filtrierwerk errichten, das bis 1990 in Betrieb war.
Die nicht mehr genutzten Wasserbecken dienen heute Vögeln als Rast- und Brutplatz. 2011 eröffnete Hamburg Wasser die Wasserkunst Kaltehofe, eine Mischung aus Industriedenkmal, Museum und Naturlehrpfad. Die Umgebung lädt ein zu Spaziergängen, etwa auf dem Elbdeich, oder zum Radfahren.
Im Hamburger Feuersturm zerstört: Die Sankt-Thomas-Kirche
Sie befindet sich nur einen Steinwurf vom Feuersturm-Denkmal entfernt und ist ein Symbol sowohl für die Zerstörungskraft des Krieges als auch für den Überlebenswillen.
Der Feuersturm ließ von der Kirche nur den Turmschaft stehen, der Rest des Gebäudes wurde völlig zerstört. Aber die Rothenburgsorter gingen in den 50er Jahren daran, ihr Gotteshaus neu zu errichten. Ein modernes Kirchenschiff entstand. Der gestutzte Turm dagegen blieb, wie er ist.
Übrigens: Jeden Freitag um 18 Uhr klettert ein Bläser auf den Turm und spielt Choräle. Turmbläser gibt es also nicht nur beim Michel!
Janusz-Korczak-Schule
Besser bekannt als Schule vom Bullenhuser Damm. Um kurz vor dem bevorstehenden Einmarsch der Alliierten alle Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen, ermordete die SS am 21. April 1945 im Keller des Schulgebäudes 20 jüdische Kinder, an denen zuvor im KZ Neuengamme medizinische Versuche vorgenommen worden waren.
Die Kinder wurden zuerst betäubt, dann an Balken an der Decke aufgehängt. Ihre Leichen wurden eingeäschert, die Asche an unbekannter Stelle verstreut. Seit 1987 ist das Gebäude keine Schule mehr, sondern eine Gedenkstätte, die allerdings nur sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet ist.
Der Wasserturm von Hamburg-Rothenburgsort
Er steht auf dem Gelände der Wasserwerke und ist das Wahrzeichen des Viertels. 1848 erbaut nach Plänen von Alexis de Chateauneuf, war der Wasserturm Teil der von William Lindley konzipierten ersten modernen Wasserversorgung Hamburgs.
Der Wasserturm ist eigentlich gar keiner. In ihm wurde nie Wasser gespeichert. Vielmehr wurde das Wasser ganz nach oben gepumpt, um so den Druck zu erzeugen, der nötig war, damit es bis zu den Häusern der Neustadt und der Altstadt floß.
Übrigens: Die Straße Billhorner Röhrendamm heißt so, weil unter dem Asphalt das Wasserrohr Richtung City verläuft.
Elbpark Entenwerder in Hamburg-Rothenburgsort
Früher einmal diente die Halbinsel für die Zollabfertigung von Binnenschiffen. Daran erinnert heute kaum noch etwas. Zu den Freizeitangeboten gehören neben Grillplätzen ein Beachvolleyballplatz, Fußballtore und ein Spielplatz. Am westlichen Ende der Halbinsel wurde ein abgesenktes Rondell für Veranstaltungen angelegt, das von Pyramidenpappeln eingefasst ist.
2017 wurde der Park weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt, als hier im Zuge des G20-Gipfels ein Protestcamp entstand, um das es viel Wirbel gab, weil die Polizei es unbedingt auflösen wollte.
Ehemaliges Kinderkrankenhaus Rothenburgsort
Heute befindet sich hier das Hygiene-Institut der Stadt. Während der NS-Diktatur wurden in dem Krankenhaus mindestens 50 behinderte Kinder ermordet.
Im Zuge des sogenannten „Euthanasie“-Programms wurden diese Kinder als „unwertes Leben“ eingestuft und mit einer Giftinjektion getötet. Im Totenschein wurde später „Herzversagen“ als Todesursache vermerkt. Von den Ärzten und Schwestern, die sich des Mordes schuldig machten, wurde niemand gerichtlich belangt.
Gastronomie in Rothenburgsort
100/200 Kitchen: Ein Restaurant, in dem der Gast mit außerordentlich leckeren Speisen verwöhnt wird und das sich zudem an einem ungewöhnlichen Ort befindet: Im dritten Stock eines Fabrikgebäudes. Knapp zehn Sekunden dauert es mit dem Lift in den 3. Stock. Koch Thomas Imbusch setzt auf Nachhaltigkeit. „Respekt vor den Lebensmitteln wird hier groß geschrieben“, so urteilte der Guide Michelin. Mit seinem eigenen Stil gibt Imbusch den Gerichten Ehrlichkeit und Natürlichkeit.
Infos: Brandshofer Deich 68, Tel. 040 30925191, Reservierung unbedingt erforderlich
Entenwerder 1: Inzwischen ist das schwimmende Café im Goldenen Pavillon an der Elbe schon kein Geheimtipp mehr – denn bei gutem Wetter ist nur schwer ein Platz zu bekommen. Ob Frühstück am Wochenende, leckerer Kuchen zum Kaffeeklatsch oder ein gutes Craft Beer zum Abendessen – das Entenwerder 1 geizt nicht seinem Angebot.
Infos: Entenwerder 1, Tel. 040 70293588