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„Alles niedergebrannt“: Flüchtling Clement berichtet von der Feuernacht in Moria

Lesbos –

Nach dem Ausbruch mehrerer Brände in der Nacht zum Mittwoch steht das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos vollständig in Flammen. Zwar sei der Großbrand laut Regierungsangaben mittlerweile weitgehend unter Kontrolle, doch für die betroffenen Flüchtlinge bleibt die Lage dramatisch – wie einer von ihnen der MOPO schildert.

„Es ist alles niedergebrannt. Ich kann nirgendwo hingehen“, erzählt Clement (29) aus Nigeria der MOPO am Telefon. Die Verzweiflung in seiner Stimme ist deutlich hörbar. Er lebt seit elf Monaten in dem Flüchtlingslager auf Lesbos. „Es gibt keinen Ort, wo ich nun schlafen kann“, fasst er seine Lage knapp zusammen. Von Hilfe habe er bislang nichts mitbekommen. Er versuche nun selbst, einen Ort für die nächste Nacht zu finden. 

Lesbos: Flüchtlingslager Moria steht in Flammen

Bis in die frühen Morgenstunden wüteten die Flammen – angefacht von Winden mit bis zu 70 Stundenkilometern. Bereits in der Nacht begannen die Behörden laut griechischen Medienberichten mit der Evakuierung des Lagers, nachdem erste Wohncontainer Feuer gefangen hatten. Über Tote und Verletzte gibt es bislang keine Informationen.

Die Lage vor Ort scheint auch das Mobilfunknetz zu stören – als die MOPO mit Clement telefoniert, bricht die Verbindung immer wieder ab. Da er Angst um sein Leben hat, zeigen wir kein Foto von ihm.

Griechenland: Evakuierung von Moria

In der letzten Zeit kam es immer wieder zu Unruhen in dem Flüchtlingslager. Der Grund: Nach dem Bekanntwerden des ersten Corona-Falls wurde das Lager vorige Woche unter Quarantäne gestellt. Am Dienstag wurde dann bekannt, dass die Zahl der Infizierten bei 35 liege. Einige Flüchtlinge wollten daraufhin das Lager verlassen, um eine Ansteckung mit dem Virus zu vermeiden. Bei den Infizierten und ihren Kontaktpersonen gab es jedoch auch einige, die sich im Zuge ihrer Isolierung weigerten, das Lager zu verlassen. 

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Wie es zu dem Ausbruch des Feuers kam, ist bislang unklar. Einige Angaben lassen den Schluss zu, dass die Brände von den Flüchtlingen selbst gelegt wurden, andere wiederum verweisen auf die Inselbewohner als Brandstifter. 

Griechenland: Ursache für Brand in Moria bislang unklar

Bewohner des Flüchtlingscamps hätten die Feuerwehrleute bei deren Einsatz mit Steinen beworfen und versucht, die Löscharbeiten zu behindern, berichtete der Einsatzleiter im Fernsehen – Sondereinheiten der Bereitschaftspolizei waren im Einsatz. Videos in sozialen Netzwerken zeigten herumirrende, verängstigte Menschen, aber auch welche, die „Bye bye, Moria!“ sangen.

Flüchtlinge nach Brand

Flüchtlinge versuchen, den Hafen von Mytilene zu erreichen. Die Polizei blockiert die Straße.

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Viele der mehr als 12.000 Migranten und Flüchtlinge, die zuletzt im Lager lebten, flohen vor den Flammen in die umliegenden Wälder und auf Hügel, andere machten sich auf den Weg zur Inselhauptstadt Mytilini, wie griechische Medien berichteten. Teilweise sollen sich Inselbewohner den Flüchtlingen in den Weg gestellt haben, um sie am weiterziehen zu hindern.

Spannungen habe es in Moria immer gegeben, wegen der Corona-Problematik sei die Situation nun regelrecht explodiert, sagte Mytilinis Bürgermeister Stratos Kytelis dem griechischen Staatssender ERT. Genau wie Clement sind nun tausende Menschen obdachlos – und man wisse nicht, wo man die Flüchtlinge jetzt unterbringen solle. Auch für die Einheimischen sei die Situation eine enorme Belastung.

Das Flüchtlingslager Moria ist seit Jahren heillos überfüllt. Zeitweise lebten hier um die 20.000 Menschen – obwohl das Lager nur für knapp 3000 konzipiert sei.

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