Stipendium für alle: Hamburger Organisation: Hilfe für bildungsbenachteiligte Menschen
Backtosch Mustafa bei einem Workshop von „ApplicAid“.
Foto: ApplicAid
Barmbek –
In Deutschland werden rund 3000 Stipendien vergeben. Sie zu bekommen, oder gar erst zu finden, stellt aber vor allem für bildungsbenachteiligte Menschen oft eine Herausforderung dar. Backtosch Mustafa (23) will dem entgegenwirken. Am Donnerstag zeichnete der Senat sein gemeinnütziges Projekt „ApplicAid“ mit dem Annemarie-Dose-Preis aus.
„ApplicAid“ bedeutet frei übersetzt: Hilfe bei der Bewerbung. Und das gilt in diesem Fall besonders für Stipendien. 2018 gründete Backtosch Mustafa und sein Team den gemeinnützigen Verein mit dem Ziel, durch Aufklärung, Weiterbildungsangebote und kostenlosem Mentoring bildungsbenachteiligte Menschen zum passenden Stipendium zu verhelfen.
Um dieses Ziel zu erreichen, begleitet das mittlerweile 20-köpfige Team von „ApplicAid“ einen potenziellen Stipendiaten bei allen notwendigen Schritten.
Bildungsbenachteiligung beginnt beim Informationsaustausch
„Das fängt beim Informieren an, denn viele wissen von den Möglichkeiten schlichtweg einfach nicht“, sagt Mustafa, „und zweitens soll das Projekt sie überhaupt motivieren, sich zu bewerben“.
Wichtig sei zudem, die betreuten Personen von Anfang bis Ende – und gerade in den wichtigen Fragen – nicht allein zu lassen und ihnen die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen.
Dem übergestellt haben es sich Mustafa und Kollegen zur Aufgabe gemacht, das Auswahlverfahren von Stipendien-Anbietern zu verbessern, den Bewerbungsprozess zu diversifizieren. „Die Herausforderung beginnt schon da, ob jemand einen Drucker zu Hause hat oder nicht“, so der 23-Jährige.
Sozialsenatorin verleiht Annemarie-Dose-Preis
Am Donnerstag wurde das Projekt von der Sozialsenatorin Melanie Leonard mit dem Annemarie-Dose-Preis ausgezeichnet, der für das Einzelprojekt mit 1500 Euro dotiert ist.
„Backtosch Mustafa hat eine gute Idee schnell umgesetzt: ApplicAid hilft denjenigen, die Hilfe gebrauchen können, diese auch zu bekommen“, sagt die Sozialsenatorin, „Chancengerechtigkeit bedeutet nämlich nicht, dass alle exakt gleiche Startbedingungen haben – sondern, dass diejenigen, die mit schlechteren Bedingungen starten, auch mehr Unterstützung erhalten.“
Mustafa engagiert sich früh und will später Arzt werden
Backtosch Mustafa setzte sich früh in Vereinen mit Themen wie Bildung und Toleranz auseinander. Zunächst studiert er Biologie, dann wechselt er in die Medizin.
Für seine vorgeschobene Doktorarbeit geht Mustafa 2018 für ein Jahr in die USA, an die Harvard Medical School. Bei einem Ideenwettbewerb in Panama, stellt er seine noch junge Idee einem internationalen Publikum vor.
Das könnte Sie auch interessieren: Sie ist Hamburgs heimlicher Engel
Kurz darauf meldeten sich erste Investoren, später folgten diverse Mentoring- und Accelerator-Programme. Im Oktober 2018 fiel dann der offizielle Startschuss für „ApplicAid“.