Stören Kinder die Natur?: Bezirk Altona verhindert Waldkita im Nobelviertel
Blankenese –
Am Falkensteiner Weg steht nahe der Elbe eine kleine Blockhütte am Waldrand –der perfekte Ort für eine Waldkita, findet der „Verein für Kinderschutz und Jugendwohlfahrt“. Zehn Jahre lang wurde so eine Nutzung schon vom Bezirksamt Altona geduldet. Nun wollte der Verein eine neue Waldkita am selben Standort gründen, doch der Bezirk erteilt keine Genehmigung. Der Verein kann das überhaupt nicht verstehen.
„Ich verstehe nicht, was da los ist“, sagt Christoph Wolpers zur MOPO. Er ist der erste Vorsitzende des Kinderschutz-Vereins, der auch das JugendElbeCamp nahe der Blockhütte betreibt. Zuvor hatte der Verein hier schon eine Waldkita in Kooperation mit dem Kinderhaus „Stenvort“ geführt.
Bei der Elbe: Hamburger Verein will Waldkita gründen
Jetzt wollte Vereineine eigene Waldkita am Standort aufbauen. Rund 25 Kinder sollten betreut werden, vor allem Jungen und Mädchen mit Migrationshintergrund. Der Verein renovierte die Hütte schon, strich die Wände, erneuerte den Fußboden. Da die Blockhütte offiziell aber nur für Jugendarbeit genehmigt war, beantragteder Verein nun eine Umnutzung. Reine Formsache, dachten die Vereinsmitglieder, schließlich wurde die vorherige Kita hier schon zehn Jahre lang geduldet.
Das könnte Sie auch interessieren: Umgehungsstraße in Bergedorf. Das Aus für Hamburgs älteste Waldkita?
Doch dann kam der Schock: Vom Bezirk Altona kam ein Ablehnungsbescheid. Die Belange des Naturschutzes seien beeinträchtigt, heißt es in dem Schreiben, denn durch die Nutzung der Hütte werde ein natürliches Biotop in Anspruch genommen.
Streit in Hamburg: Naturschutz oder Kita?
Wolpers kann das nicht nachvollziehen. Das Gebäude sei in den 60er Jahren gerade deshalb für Jugendarbeit ausgewählt worden, weil hier eben keine Natur gestört werde, erzählt Wolpers der MOPO. Biotope und natürlich gewachsene Böden würden erst hinter der Hütte vorkommen.
Auch Friederike Meier, Geschäftsführerin des Vereins, sieht hier keinen Konflikt zwischen Natur und Kita: „Mit der Waldkita wollen wir die Kinder ja gerade an die Natur heranführen“, sagt sie der MOPO. An einem so naturnahen Standort eine Waldkita zu verhindern, würde dem Naturschutz auf lange Sicht einen Bärendienst erweisen.
Das könnte Sie auch interessieren: Wetterschutz nicht genehmigt! Wald-Kita in Rissen vor dem Aus.
Auch für die zweite Begründung des Bezirksamts, die Kita könne den Erholungswert der Landschaft für andere Bürger stören, hat der Verein kein Verständnis. „Wir wären doch nur vormittags da“, sagt Wolpers. „Es gibt einen Kita-Mangel in Hamburg. Bürgermeister Peter Tschentscher hat im Wahlkampf sogar damit geworben, das ändern zu wollen. Und jetzt wird die Gründung einer Kita verhindert.“
Waldkita in Blankenese: Verein hat Widerspruch eingelegt
Der Verein hat Widerspruch eingelegt, viel Hoffnung hat er aber nicht. „Im Gespräch mit dem Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung wurde mir gesagt, das sei eine politische Entscheidung“, erzählt Wolpers der MOPO. Das Bezirksamt Altona wollte sich gegenüber der MOPO nicht äußern, da es sich um ein laufendes Widerspruchsverfahren handelt. Bis auf weiteres bleibt die Blockhütte leer.