Strandkorbvermieter, Bademeisterin, Apfelbauer: Was macht Ihr eigentlich im Winter?
Was macht eigentlich ein Strandkorbvermieter im Winter? Oder die Bademeisterin vom Freibad? Klar, im Sommer haben Menschen, die im Saisongeschäft arbeiten, alle Hände voll zu tun: Für Strandkorbvermieter laufen die Geschäfte bei gutem Wetter von früh bis spät, an Werktagen und Wochenenden. Doch das ist spätestens im Herbst vorbei – nach ein paar Monaten ist die Saison schon wieder zu Ende.
Die MOPO hat vier Menschen, die im Saisongeschäft tätig sind, gefragt: Was machen Sie eigentlich im Winter?
Das macht die Freibad-Mitarbeiterin im Winter
Berit Ney (49, Foto oben) arbeitet im Freibad Hollern-Twielenfleth im Landkreis Stade. Sie ist seit 30 Jahren Meisterin für Bäderbetriebe und liebt ihren Job. Viele in ihrem Beruf arbeiten im Winter im Hallenbetrieb. Doch ihr Arbeitgeber hat gar kein Hallenbad.
Im Sommer arbeitet Berit Ney oft von 5 bis 21 Uhr. Da finden, wie sie sagt, die „sozialen Kontakte mit Freunden nur hier im Bad statt“. Ab Herbst werden dann die angesammelten Überstunden abgebaut. „Dann mache ich mir das schön. Habe endlich Zeit für die Familie“, so die 49-Jährige. „Aber mir wird auch schnell langweilig. Nur putzen zu Hause ist dann auch doof.“
Deshalb arbeitet sie auch im Winter ein paar Stunden in der Woche. Denn etwas zu tun gibt es im Freibad auch in dieser Jahreszeit. Berit Ney schneidet Hecken, wechselt Platten auf den Wegen aus und ersetzt abblätternde oder verwitterte Anstriche.
Bei Frost muss sie jeden Tag die Anlage kontrollieren. Denn das Wasser bleibt auch im Winter im Becken, um die Fliesen zu schonen. Außerdem nimmt sie an Weiter- und Fortbildungskursen teil und plant die Schwimmkurse für die kommende Saison.
Bereits ab dem Frühjahr bummelt Berit Ney wieder Überstunden ab – als Vorschuss auf die kommende Saison sozusagen. Über ihren Beruf sagt sie: „Die Abwechslung mag ich besonders. Ich kann mir etwas anderes nicht mehr vorstellen.“
Der Strandkorbvermieter hat im Winter gut zu tun
Marcus Bade (46) ist Strandkorbvermieter in Timmendorf. Sein eigentlicher Beruf ist Maschinenbauingenieur. Später hat er bei der Bundeswehr im Auswärtigen Amt als Diplomat gearbeitet. Die Familie litt dann zunehmend unter den vielen Reisen. Als die Kinder eingeschult wurden, musste eine Lösung her. Mit der Abfindung, die er von der Bundeswehr bekam, hat sich Marcus Bade dann „einen Traum erfüllt“. Er vermietet nun Strandkörbe.
„Ich hatte einfach Glück. Ich hatte in der Zeitung gelesen, dass ein Abschnitt am Timmendorfer Strand frei wird. Und selbstständig wollte ich mich schon immer machen.“ Nur von der Vermietung kann die Familie nicht leben, so kam noch der Strandkorbverkauf dazu.
Von April bis Oktober ist Marcus Bade nur am Strand anzutreffen, sieben Tage die Woche, 8 bis 14 Stunden am Tag. Auch das Familienleben findet dann oft am Strand statt. „Im Winter muss ich den eigenen Akku erst mal aufladen. Tatsächlich arbeite ich jetzt mehr als in meinem Job vorher. Aber das ist okay.“
Vieles ist über den Sommer liegen geblieben und muss jetzt abgearbeitet werden. Die Körbe müssen repariert und wieder schick gemacht werden. Dasselbe gilt für die Tretboote, die auch zum Betrieb gehören. Und im Büro warten schon die ersten Buchungen für die kommende Saison.
Der Obstbauer macht sich an den Winter- und Wurzelschnitt
Henning Quast (29) ist Obstbauer in der 7. Generation. Seit 2003 bewirtschaftet er er einen Demeter-Hof mit 100 000 Bäumen, hauptsächlich Äpfel. Wenn die Ernte eingebracht wurde und das Obst in den Kühlhäusern lagert, geht es für den 29-Jährigen erst richtig los. Außer der Vermarktung warten jetzt Arbeiten wie Winter- und Wurzelschnitt. Dabei ist Frost sehr erwünscht, da nur dann das schwere Gerät dicht an die Bäume kommt, ohne einzusacken. Henning Quast: „Da fahren wir mit Flutlicht 14 bis 16 Stunden am Stück. In der Frostphase wird auch schon mal Weihnachten vergessen.“
Außerdem wird der Obstbaumkrebs, ein Pilz, aus dem Holz geschnitten – eine sehr zeitaufwendige Arbeit. Es müssen außerdem Flächen für Neupflanzungen vorbereitet werden, und mit einem großen Kompoststreuer kann nun der selbstkompostierte Dünger ausgebracht werden. Henning Quast: „Man sieht es nicht so. Aber wir haben das ganze Jahr über zu tun.“
Die Schäferin wartet auf die Rückkehr ihrer Tiere
Ute Pelka (54) ist Schäferin in der Fischbeker Heide. Von April bis November zieht sie mit ihrer 300 bis 400 Tiere starken Herde durch die Heide. Seit 16 Jahren, bei Wind und Wetter. Im Winter gehen die Tiere dann auf eine Weide zu ihrem Besitzer, denn die Heide gibt den Tieren dann nicht mehr genügend Nahrung. Zeit für die Schäferin, ihre erwachsenen Kinder zu besuchen oder Vorsorgetermine bei den Ärzten zu machen.
Im Sommer ist sie schon frühmorgens mit den Tieren unterwegs. Und der Arbeitstag ist erst zu Ende, wenn abends alle Tiere im Stall und mit Heu versorgt sind.
Schnuckenfrei hat Ute Pelka nur acht bis zwölf Wochen – je nach Wetter. Denn im Februar kommen ihre Tiere schon wieder. Die Schnucken sind dann trächtig und beginnen bald darauf zu lammen. Und da möchte Ute Pelka bei ihren Schnucken sein und bei den Geburten helfen.
Es ist die stressigste Zeit für die Schäferin. Erst wenn alle Lämmer geboren sind, geht es wieder raus in die Heide. Darauf freut sich die Schäferin. „Ohne meine Herde kann ich einfach nicht sein. Ich fühle mich dann ganz unausgeglichen“, sagt sie.
Um diese Jahreszeit fängt sie schon mal langsam an, den Stall vorzubereiten. Jeden Tag ein paar Stunden. Im Hintergrund läuft das Radio. „Es ist sonst so still hier ohne die Tiere“, sagt die Schäferin. Ute Pelka findet ihren Beruf und ihre Arbeitszeiten optimal. Sie ist sich völlig sicher: „Ich würde es wieder so machen.“