Lambrechts peinlicher Rücktritt: Warum der Kanzler das Problem ist
Das Ende der Amtszeit von Pannenministerin Christine Lambrecht – so peinlich wie ihre ganze Amtszeit. Keine würdevolle Rücktrittserklärung vor Kameras, sondern nur ein kurzes schriftliches Statement. Darin nicht die Spur von Selbstkritik. Stattdessen machte sie die böse Presse für ihr Scheitern verantwortlich.
Und weil das noch nicht peinlich genug war, dankte Bundeskanzler Olaf Scholz der Ministerin nach ihrer Häufung von Fehlleistungen für die „gute Arbeit“. „Geht’s noch?“ möchte man fragen.
Bundeskanzler Scholz hielt viel zu lange an Lambrecht fest
Und damit sind wir bei der zentralen Figur, dem Mann, der diesen und nicht nur diesen Schlamassel angerichtet hat: Olaf Scholz. Mit geradezu kindisch-trotziger Rechthaberei hielt er viel zu lange an Christine Lambrecht als Verteidigungsministerin fest. Politiker, Experten und Presse konstatierten längst in großer Einmütigkeit, dass diese Frau dem wichtigen Amt der Verteidigungsministerin nun wirklich nicht gewachsen sei und dass sie dessen Dimension wohl nie begriffen habe, da weissagte Scholz, sie werde oder sei schon eine sehr, sehr gute Ressortchefin.
Ihre lächerliche Zusage an die Ukraine, 5000 Helme zu schicken, ihr Truppenbesuch in der Wüste in Stöckelschuhen, ihr Flug im Bundeswehr-Hubschrauber mit dem Sohn – Christine Lambrecht produzierte Negativ-Schlagzeilen in Serie. Dann der Vorwurf, sie habe sich nie in die komplexe und komplizierte Materie eingearbeitet und könne nicht mal die militärischen Dienstgrade auseinanderhalten; das alles perlte an ihr ab und verursachte offensichtlich auch bei ihrem Kabinettschef Olaf Scholz keine Zweifel. Bloß nicht zugeben, dass man als Kanzler eine veritable Fehlbesetzung zu verantworten hatte.
Und schließlich dieses unüberbietbar peinliche und geschmacklose Video zum Jahreswechsel, in dem Frau Lambrecht vor Silvesterböllern kaum verständlich mit dem Ukraine-Krieg nur Begegnungen mit interessanten Menschen in Verbindung brachte, für die sie dankbar sei.
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Man könnte ja die Frage aufwerfen: Was hat Olaf Scholz viel zu lange unserer Bundeswehr und dem westlichen Bündnis mit dieser Verteidigungsministerin zugemutet?
Olaf Scholz hat schon oft den richtigen Zeitpunkt verpasst
Und es war ja nicht das erste Mal, dass er in wichtigen bis existentiellen Fragen den richtigen Zeitpunkt verpasste: Wie zappelte und zögerte er, machte semantische Kunststückchen, bis er die Pipeline „Nordstream 2“ endgültig beerdigte, als der Aggressor Putin eigentlich schon längst keine andere Wahl mehr ließ. Wie war es von Anfang an bis heute bei den Waffenlieferungen an die Ukraine? Erst die Verweigerung mit den unterschiedlichsten Begründungen, von denen immer die nächste nachgeschoben wurde, wenn die vorige nicht mehr hielt: Zuletzt in der Frage, ob und welche Panzer aus deutscher Produktion die Ukraine für ihre Verteidigung gegen Russland bekommen darf. Derweil wird in der Ukraine gestorben, werden Kraftwerke und zivile Wohnhäuser zerbombt, vergeht viel Zeit.
Und jetzt das lange Leiden der Bundeswehr an Christine Lambrecht. Auch das hätte viel früher beendet werden können, ja müssen.
Die Ampel hat viele Probleme. Eins davon ist der Kanzler.