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Stromversorgung: Gehen in Hamburg die Lichter aus, wenn Moorburg vom Netz geht?

Moorburg –

Gerade fünf Jahre ist das Kohlekraftwerk Moorburg am Netz – und schon wird es wieder abgeschaltet. Doch was wird aus dem Riesenbau an der Süderelbe? Und wo kommt künftig der Strom her, wenn auch der Atommeiler Brokdorf Ende 2021 vom Netz geht? Die MOPO erklärt, warum die Lichter nicht ausgehen werden, wie die Energiewende gelingen kann – und welche Ideen es für Moorburg gibt. 

Am Dienstag erhielt der schwedische Betreiber Vattenfall von der Bundesnetzagentur den Zuschlag für eine entsprechende Stilllegungsprämie. Damit wird ab dem 1. Januar kein Strom mehr aus Moorburg am Markt angeboten, ausgeschlossen davon sind noch fortlaufende Verträge. Spätestens Mitte des kommenden Jahres soll das Kraftwerk dann endgültig abgeschaltet werden.

Wie klimaschädlich ist das Kohlekraftwerk Moorburg eigentlich?

Sehr klimaschädlich. Im Volllastbetrieb stößt das Kraftwerk jährlich 8,7 Millionen Tonnen COaus. Zum Vergleich: Der gesamte Inlandsflugverkehr in Deutschland verursacht 1,5 Tonnen. Dafür liefert Moorburg ungefähr so viel Strom, wie alle Hamburger Haushalte und die gesamte Industrie der Stadt verbrauchen. Die Lücke, die eine Abschaltung reißt, ist also groß. 

Kann man Moorburg einfach abschalten?

Theoretisch ja. Praktisch aber könnte es Engpässe in der Stromversorgung geben, zum Beispiel, wenn Wind- und Sonnenenergie wegen dunkler Witterung und Flaute über längere Zeit kaum Strom einspeisen. Dann müssen konventionelle Kraftwerke liefern, auch und vor allem für die energieintensive Industrie in Hamburg mit Stahl- und Kupferwerken. „Die Versorgungssicherheit unserer Industrie darf auf keinen Fall gefährdet werden“, sagt Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos). 

Gibt es die Möglichkeit, Moorburg in ein Wasserstoff-Kraftwerk umzurüsten?

Für den Wirtschaftssenator bietet der Standort Moorburg großes Potential, „insbesondere als Hub für Wasserstoffproduktion“. Die Idee: Überschüssige Energie aus den Windparks im Norden werden im großen Maßstab in Wasserstoff umgewandelt, dass als sauberer Energieträger der Zukunft gilt. Er wird in der Großindustrie eingesetzt, kann Autos und Schiffe antreiben, Erdgas in Heizungen beigemischt werden usw.

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Eine entsprechende Machbarkeitsstudie für eine Umrüstung ist gestartet. André Wolf, Energieexperte beim Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI), merkt allerdings an, dass die nötigen Technologien noch nicht ausgereift sind, die Anlage könne erstmal nicht wirtschaftlich betrieben werden. 

Wo kommt zukünftig der Hamburger Strom her?

Stellt man den Hamburger Behörden diese Frage, bekommt man nur ausweichende Antworten. Und auch der Industrieverband Hamburg kritisiert: „Nur zu sagen, Moorburg kann abgeschaltet werden und der Strom kommt aus der Steckdose, reicht nicht.“ Ein belastbares Konzept für eine nachhaltige und sichere Energieversorgung fehle den Behörden.

Selbst wenn die Windkrafträder auf und an der Nordsee unter Volllast laufen, kann der dort erzeugte Strom aktuell gar nicht Hamburg versorgen, bemängelt Gilbert Siegler, Sprecher des Hamburger Energietisches. Dafür fehlen immer noch die nötigen Leitungen.

„In einer Übergangszeit, etwa über die zehn nächsten Jahre, wird der Bedarf immer stärker durch die zeitlich schwankenden Quellen Windkraft und Sonne gedeckt werden, allerdings weiterhin flankiert durch Gaskraftwerke als Reserven in Spitzenlastzeiten“, erklärt der Energieexperte Wolf. Längerfristig werde es aber Möglichkeiten zur Speicherung regenerativer Energien geben, durch die die Schwankungen abgefangen werden. Dann wäre zukünftig eine Unterstützung durch fossile Reservekraftwerke nicht mehr nötig. „Der Umwandlung von elektrischer Energie in Wasserstoff (und zurück) wird aus heutiger Sicht hierbei eine entscheidende Rolle zukommen“, so der Experte.

Allerdings müsste dafür der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie in Deutschland und Europa massiv ausgebaut werden. Denn bei der Produktion von Wasserstoff aus Strom geht sehr viel Energie verloren. 

Der Umweltsenator versprach jedoch in Hinblick auf die geplante Abschaltung des Kraftwerks und die Versorgungssicherheit: „Einen Blackout wird es nicht geben.”

Was wird nun auf dem Gelände des Kohlekraftwerk Moorburg geplant?

Derzeit erscheint es am realistischen, dass das Gelände für die Wasserstoffproduktion genutzt werden soll. Laut Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) sei der Standort „hervorragend geeignet, um eine Keimzelle des Wasserstoffclusters zu errichten”. Man sei bereits in Gesprächen mit Vattenfall und verschiedenen Unternehmen der Industrie aus dem Hafen und der Logistik zum Thema Wasserstoff, heißt es aus der Umwelt- und Wirtschaftsbehörde.

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