Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne, l.) lehnt eine Verklappung des Elbschlicks vor Scharhörn ab – anders als Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD).
  • Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne, l.) lehnt eine Verklappung des Elbschlicks vor Scharhörn ab – anders als Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD).
  • Foto: dpa | Marcus Brandt

Streit um Elbschlick: Umweltsenator attackiert Tschentscher-Plan

Neue Runde im Dauer-Streit um den Hamburger Elbschlick: Peter Tschentscher hatte vor einigen Tagen überraschend dafür geworben, den Elbschlick vor Scharhörn zu verklappen. Bei den Grünen stößt das auf wenig Verständnis. Für Tschentschers Koalitionspartner kommt es gar nicht in Frage, die Vogelinsel wieder in die Pläne aufzunehmen.

Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan hat die von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erneut vorgetragene Idee einer Verklappung von Elbschlick bei der Vogelschutzinsel Scharhörn zurückgewiesen. „Scharhörn ist bestenfalls eine Notlösung, die aus umweltpolitischer Sicht nur als allerletzte Option in Betracht kommen darf – wer anderes behauptet, ist schlecht beraten oder mangelhaft informiert“, sagte der Grünen-Politiker dem „Hamburger Abendblatt“.

Von allen anvisierten potenziellen Verklappungsorten sei die Hamburger Außenelbe der ökologisch Bedenklichste, „das muss ich als Senator der zuständigen Fachbehörde klar so feststellen“.

Kerstan: „Scharhörn ist bestenfalls eine Notlösung“

Die Nähe zum Unesco-Welterbe und die großflächige Ausbreitung des Schlicks im Wattenmeer seien gravierende Nachteile. „Seit dem Schlickgipfel gibt es aber glücklicherweise wieder andere Optionen, da unsere Nachbarländer bereit sind, andere Verbringungsorte gangbar zu machen“, sagte Kerstan mit Blick auf die anderen möglichen Verklappungsorte – die Tonne E3 bei Helgoland, die Außenwirtschaftszone und die Niedersächsische Tiefenreede.

„Überlegungen zu Scharhörn erübrigen sich daher zurzeit und sind nicht hilfreich, um zusammen mit den Nachbarländern erfolgreich eine langfristig belastbare Lösung für das Sedimentmanagement zu erarbeiten“, sagte Kerstan. Niedersachsen und Schleswig-Holstein sind gegen eine Verklappung von Elbschlick bei Scharhörn und sind eigentlich davon ausgegangen, dass das Thema nach der jüngsten Vereinbarung der drei Länder kurz vor Weihnachten vom Tisch ist.

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Überraschenderweise hatte Tschentscher aber vor rund zwei Wochen den Plan zur Verklappung von Elbschlick bei Scharhörn erneuert, wonach jährlich rund zweieinhalb Millionen Kubikmeter aus dem Flusslauf ausgebaggerten Sediments nahe der zur Hansestadt gehörenden Insel im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer abgeladen werden sollen.

Obwohl der Bund nicht weit entfernt beim Neuen Lüchtergrund die vierfache Menge Schlicks in der Elbmündung ablagere, würden die Hamburger Pläne als Ärgernis verstanden, „weil wir angeblich die Natur gefährden“, sagte Tschentscher im Übersee-Club. Dies sei aber gar nicht der Fall. (dpa/mp)

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