Suche nach Corona-Impfstoff: UKE-Expertin Addo: „So schnell ist es noch nie gegangen“
Eppendorf –
Die Suche nach einem Impfstoff gegen Covid-19 ist in vollem Gange. Auch in Hamburg wird fleißig geforscht – und das in einem enormen Tempo, wie UKE-Expertin Prof. Dr. Marylyn Addo in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland verriet. So schnell wie jetzt sei es noch nie gegangen.
Die Wissenschaftlerin erzählt davon, dass bereits ein Impfstoff hergestellt und dieser erfolgreich an Mäusen getestet wurde. Nun geht es an die Herstellung: Er muss so aufbereitet und weiterentwickelt werden, dass damit klinische Studien durchgeführt werden können. Und all das geschieht binnen nur weniger Monate.
Hamburg: Suche nach Corona-Impfstoff geht schnell voran
Im September soll am UKE die klinische Prüfung beginnen. Einige Firmen haben schon vorgelegt: BioNtech hat bereits mit den Studien begonnen, CureVac folgt im Juni. „Für die viralen Vektor-Impfstoffe, wie wir sie nutzen, muss man große Zellkulturen anlegen, das dauert in der Herstellung einfach ein bisschen länger“, erklärt Addo die zeitliche Verzögerung. Für den UKE stellen die Industriewerke Dessau den Impfstoff her, die bereits an der Herstellung des Ebola-Impfstoffs beteiligt gewesen sind.
Das könnte Sie auch interessieren: Kampf gegen die Seuche: Wie Hamburger Mediziner nach dem Corona-Heilmittel suchen
Dass die Suche nach einem Impfstoff hierzulande sehr schnell voranschreitet, hat mehrere Gründe. „Angesichts der jetzigen Situation ist die Bereitschaft schon jetzt sehr hoch, an Covid-19-Impfstoff-Studien teilzunehmen“, so die UKE-Expertin. Das sei bereits bei Ebola so gewesen. Hinzukäme auch die Erfahrung mit der Behandlung von Corona-Patienten. „Wir können jetzt Blutproben von Covid-19-Patienten untersuchen, damit wir vergleichen können. Wie verläuft es bei Patienten, die eine akute Infektion ausheilen?“, so Addo weiter. Das helfe bei der Entwicklung eines Impfstoffs.
Addo: „So schnell ist es noch nie gegangen“
Ziel sei es, möglichst schnell möglichst viele Menschen zu impfen – die Erwartungshaltung ist enorm. „Ich spüre schon den Druck, aber da muss man dann auch transparent kommunizieren: Schneller geht es nicht. Alle wollen ein sicheres Produkt, und da müssen wir aushalten, dass es eine gewisse Zeit braucht“, sagt die UKE-Expertin. Sie betont aber auch: „So schnell ist es noch nie gegangen. Ich weiß, es fühlt sich an, als hätte der Impfstoff schon vor drei Monaten da sein müssen. Aber insgesamt bin ich mehr getragen von der Begeisterung darüber, wie schnell es gehen kann, wenn viele zusammenarbeiten.“
Das könnte Sie auch interessieren: Zweiklassen-Gesellschaft?: Corona-Immunitäts-Ausweis: Minister Spahn kriegt Gegenwind
Am Ende, so heißt es, wird man wahrscheinlich mehrere Impfstoffe brauchen. „Die Impfstoffe, die aktiv replizieren, wird man nicht bei Immunsupprimierten einsetzen können. Da braucht man Tot-Impfstoffe, die sich nicht mehr ausbreiten können“, heißt es in dem Interview. Und auch wenn es noch eine Weile dauern könnte: Wenn der Impfstoff erst einmal da ist, wird es schnell gehen. Addo: „Sobald man so etwas hätte, würde es der Bevölkerung sicher sehr schnell zur Verfügung stehen. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.“ (mhö)