Weserromantik, Weltall und Wein
Bremen verleiht Flügel! Nicht nur der Airbus-Flotte, sondern noch viel höher hinaus bis ins All! Im europäischen Raumfahrtzentrum werden seit über 50 Jahren wichtige Bestandteile für Trägerraketen, Satelliten und Raumtransporter entwickelt, von Columbus bis Galileo. Die Stadt erobert die Lüfte und das Weltall, und sie macht zudem ganz schön schlau: Denn Bremen hat ein eigenes Universum, und das vermittelt Groß und Klein Wissen, interaktiv, spannend und überaus bildstark.
Hansestadt mit Historie
Doch die beeindruckendsten Ansichten liefert die Hansestadt aus ihrer Historie: Über 1200 Jahre alt zeigt sie sich am bildgewaltigsten im Herzen der Stadt: Markant steht der St. Petri-Dom aus der frühen Gotik. Sein Vorfahr nahm schon vor 1200 Jahren diesen Platz ein. Gleich gegenüber imponiert der Schütting, das einstige Gilde- und Kosthaus der Bremer Kaufleute aus dem Jahr 1537. Im nahen Schnoor, Bremens allerältestem Viertel mit schmuckem Fachwerk und romantischen Kopfsteinpflastergängen gibt es noch Häuser, die aus 1401 und 1402 stammen. Die neuere Geschichte präsentiert ein Gesamtkunstwerk aus den 1920er Jahren: Zwischen Bonbonladen, Seifen-Manufaktur und Handwerkstuben trifft man sich gern im Weinkontor des Atlantic-Grand-Hotels in der berühmten Böttcherstrasse. Von der Dachterrasse des Hotels aus hat man quasi einen Logenblick auf die Häuser und lauscht ganz privat dem berühmten Glockenspiel, zu dem sich unten stündlich jede Menge Besucher einfinden.
Roland und Rathaus
Den ganz großen Auftritt sichern sich zwei weitere Prachtbauten, beide aus dem Mittelalter: Der über zehn Meter hohe Roland vor dem Bremer Rathaus, beide seit knapp zwanzig Jahren Weltkulturerbe der UNESCO-Liste. Als Zeitzeuge des späten Mittelalters erhebt sich das Rathaus in Backsteingotik am Marktplatz und zeigt stolz seine Fassade aus der Zeit der Weser-Renaissance. Innen erzählt das ehrenwerte Haus, heute Sitz von Senat und Bürgermeister, von der glorreichen Hansezeit: Da glänzt die Güldenkammer und prunkt die Rathaushalle in dunklem Eichenholz mit Schiffen, die unter der Decke segeln.
Eselsfüße als Glücksbringer
Alle Bremen-Besucher zieht es auf die Westseite des Rathauses, zu den Stadtmusikanten, um die goldenen Eselsfüße zu reiben. Es soll ja Glück bringen. Viele nehmen dann gleich die nächste Tür und kehren die Treppe hinab ins Gewölbe ein, wo der Ratskeller in originellen Weinfass-Stuben die gute Bremische Küche auffährt: aufgetischt eine köstliche Bremer Kartoffel-Speckwürfel-Suppe, folgend das Original Bremer Knipp mit Hafergrützwurst, Bratkartoffeln und Senfgurken und ausklingend die hausgemachte Bremer Rote Grütze mit Bourbon-Vanillesauce. Und manche schaffen es bis hinab in den ganz tiefen Keller: Im über 600 Jahre alten Weinkeller unter dem Rathaus lagert Deutschlands größte Sammlung von Weinen. Zu den Kostbarkeiten gehört der älteste Fasswein des Landes aus dem Jahr 1653. Der Kellermeister wählt jedes Jahr weitere 150 deutscher Spitzenweine aus, die die Ehre der Lagerung unter dem Rathaus haben. Keller-Touren mit Verkostungen haben so manche Tücken – und wieder emporgestiegen scheint St. Petri doch etwas zu schwanken.
Ausgehmeile entlang der Weser
Eine frische Brise würde jetzt guttun. Das Ufer der Weser liegt nur Schritte entfernt. Hier zieht sich die Schlachte, Bremens Ausgehmeile mit vielerlei Gastronomie, Lokalen und Biergärten entlang der Weser – und schon nach der ersten Einkehr tragen Bremens Schiffe grüne Segel! Die Augen gerieben, doch in der Tat: Da liegt die Alexander von Humboldt, einst auf den Weltmeeren unterwegs im Auftrag der Bremer Brauerei Beck’s, nun als Gastroschiff am Kai der Weser angedockt und stellt stolz ihre grünen Segel aus. Über dem Fluss senkt sich das warme Licht der untergehenden Sonne – Weser-Romantik pur.
Ein Hoch auf die sinkende Sonne
Wir alle lieben Sonnenuntergänge. Und in Bremen mag man sie ganz besonders. Denn die Kunsthalle hat dem romantischen Thema eine eigene Ausstellung gewidmet und zeigt Sonnenuntergänge mit 120 hochkarätigen Werken von der Romantik bis in das 21. Jahrhundert. Gemälde, Grafiken, Fotografien und Licht-Installationen in zehn Sälen beleuchten die untergehende Sonne in allen Facetten, mit Werken von William Turner, Félix Vallotton und Emil Nolde. Von Kitsch bis Kunst, von Caspar David Friedrichs „Frau vor untergehender Sonne“ bis Claude Monets Parlament im Sonnenuntergang. Von Andy Warhols 632-teiliger Sunset-Serie bis hin zur modernen NASA-Weltraumfotografie, kunstvoll fusioniert. Von Popart bis Postkarte, mal abstrakt, mal plakativ, mitunter apokalyptisch und gern humorvoll – und immer zum Wegträumen. Die Sonne verleiht eben auch Flügel.
Info:
Bremen entdecken: www.bremen-tourismus.de
Kunsthalle Bremen: „Sunset. Ein Hoch auf die sinkende Sonne“, bis 2.4.2023. www.bremen.de/tourismus/kultur-und-veranstaltungen/sonderausstellungen/sunset-ein-hoch-auf-die-sinkende-sonne
Ratskeller: Weinhandel seit 1405 und Restaurant, Schoppensteel 1, www.ratskeller.de
Übernachten: Nur eine Gehminute vom Bremer Marktplatz entfernt liegt das 4Stern-Superior-Hotel Atlantic Grand mit eigenem Weinkontor in der Böttcherstraße. www.atlantic-hotels.de.
(CB)