Vom Bankdrücker zum Überflieger: So warf St. Pauli den Otto-Motor an
Nun ist sie also vorbei, die längste Winter-Vorbereitung in der Geschichte der 2. Liga. Und es ist viel passiert seit Mitte November beim FC St. Pauli in der Absicht, schnellstmöglich die Abstiegsgefahr zu verbannen. Der Eindruck der vergangenen Wochen gibt Anlass zu Optimismus, dennoch drohen Gefahren, wenn es am Sonntag beim 1. FC Nürnberg erstmals in 2023 um Punkte geht.
Elias Saad (Norderstedt), Maurides (Radomiak), Karol Mets (FC Zürich), Oladapo Afolayan (Bolton) und Co-Trainer Peter Nemeth sind neu auf dem Kiez, dazu kommt ein frisch verlegter Rasen auf dem einen Trainingsplatz an der Kollaustraße und das gewiss seinem internen Aufstieg angepasste Gehalt des neuen Cheftrainers Fabian Hürzeler: In der Summe dürften geschätzt mindestens zwei Millionen Euro investiert worden sein, seitdem man sich Anfang Dezember zur Beurlaubung von Timo Schultz entschlossen hat. Allein das macht es jetzt schon unmöglich, irgendwann einen schlüssigen Vergleich zur Hinrunde zu ziehen.
Fabian Hürzeler verändert Taktik und lässt Spieler aufblühen
Was nichts daran ändert, dass es sehr nach Hand und Fuß aussieht, was Ex-Co-Trainer Hürzeler bisher an neuem Input geliefert hat. Die modifizierte Herangehensweise in Sachen taktische Formation und fußballerische Ausrichtung wird von der Mannschaft nicht nur angenommen, sondern auch – so vermittelten es zumindest die Testspiele – sehr effektiv umgesetzt.
Einen großartigen Tausch in Bezug aufs Startelf-Personal gibt es dabei nicht: Innenverteidiger Mets ist die einzige Soforthilfe, Connor Metcalfe blüht in offensiverer Rolle auf. Und Sommer-Verpflichtung David Otto ist auf dem Kiez angekommen, woran allerdings Hürzelers ehemaliger Weggefährte einen Bärenanteil hat.
Auch dank Loic Favé: David Otto optimierte seine Physis
Denn der zusammen mit Schultz geschasste Loic Favé war es, der schon im vergangenen Herbst gemeinsam mit Otto diverse Fachleute abgeklappert hat, um herauszufinden, wie man dessen Physis optimieren könnte. Am Ende stand unter anderem ein anderer Trainingsplan, weg von langen Läufen und mit mehr Sprintdistanzen, um die Explosivität des Stürmers zu verbessern.
Das hilft Otto, das hilft auch St. Pauli. Und es könnte ein wichtiges Puzzleteil werden auf dem angestrebten Weg raus aus der Gefahrenzone, auf dem aber schon am Sonntag erste Stolpersteine liegen. „Die Situation ist extrem gefährlich“, weiß der im Abstiegskampf erprobte Ex-St. Paulianer Sören Gonther. Das von Hürzeler einstudierte 3-4-2-1-System mit Hauptaugenmerk aufs schnelle Umschalten ist vor allem auf aktive Gegner ausgelegt. Wie vorteilhaft es ist, wenn der FC St. Pauli seinerseits was machen muss, bleibt abzuwarten.
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Und dann ist da noch ein Aspekt, den man nur schwer bis gar nicht trainieren kann: Was passiert bei Negativerlebnissen im Kopf? „Gerätst du in Nürnberg in Rückstand, verlierst das Spiel vielleicht sogar und stehst dann vorm Heimspiel gegen Hannover unter diesem enormen Druck – da weiß ich nicht, ob sie in der Mannschaft genug Kämpfer haben, um sich da unten rauszuziehen“, mahnt Gonther und schlussfolgert: „Der Start in die Rückrunde ist für St. Pauli enorm wichtig.“