„Fassungslosigkeit“ über die Polizei bei St. Paulis Fan-Hilfe
Die Bilder waren verstörend, der Wille nach Aufklärung scheint einmal mehr überschaubar: Der von vielen Menschen als erschreckend wahrgenommene Einsatz der Polizei vor dem Hamburger Derby zwischen dem FC St. Pauli und dem HSV am 14. Oktober 2022 zieht offenbar nahezu keine Konsequenzen nach sich.
Wie das „Abendblatt“ zuerst berichtete, gab es eine Kleine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten Denis Celik (Die Linke). Laut Antwort des Hamburger Senats gab es in Bezug auf die Vorfälle drei eingeleitete Ermittlungsverfahren gegen Polizeibeamte, eines davon wegen Körperverletzung im Amt. Zur Erinnerung: Vor allem das Video, auf dem zu sehen ist, wie ein Bundespolizist einen am Boden liegenden Mann fixierte und ihn danach noch dreimal in die Nierengegend und zweimal mit dem Ellbogen auf den Hinterkopf schlug, hatte überall für Entsetzen gesorgt. Es war allerdings beileibe nicht die einzige Szene, über die sich betroffene Personen und Beobachter*innen echauffierten.
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Die von der Polizei angekündigte Aufklärung fiel nun gefühlt sehr dürftig aus. Ob das Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung noch läuft oder ob es schon irgendein Resultat nach sich gezogen hat – man weiß es nicht. Aus formalen Gründen („Angelegenheiten der Bundespolizei in Zusammenhang mit Parlamentarischen Anfragen eines Landesparlaments erhalten keine Beantwortung“) wurde darauf verzichtet, die Öffentlichkeit in der Nummer mitzunehmen.
Ermittlungen gegen 117 St. Pauli- und HSV-Fans
Den drei Ermittlungsverfahren gegen Beamte stehen übrigens satte 117 gegen Fußballfans gegenüber. Ein von mehreren Gründen, warum die „Braun-Weisse Hilfe“ auf ihrer Homepage von einem „aktuellen Stand der Fassungslosigkeit“ schreibt und mit Kritik an der Hamburger Polizei nicht spart. „Anstatt professionell die eigenen Fehler einzugestehen, Polizeigewalt offen als solche zu benennen und entsprechend konsequent zu ermitteln, scheint es, als wolle die Hamburger Polizei vielmehr das ‚Feindbild‘ Fußballfan inszenieren“, heißt es.
Braun-Weisse Hilfe übt schwere Kritik
Die „Braun-Weisse Hilfe“ fordert eine „unabhängige Polizeibeschwerdestelle mit Ermittlungskompetenz wie in anderen europäischen Ländern“ und kritisierte zudem, wie es sein könne, dass persönliche Daten des am Boden fixierten Opfers an die Öffentlichkeit gelangt sind. Eine „kritische Aufarbeitung der Ereignisse und eine öffentliche Entschuldigung bei der betroffenen Person“ seien zwingend notwendig: „Polizeigewalt muss als solche klar benannt und aufgearbeitet werden. Sie wird als solche nicht ungeschehen, nur weil man medial Einzelne diskreditiert.“