Schlachtung als Schulprojekt? Streit um Rind Goofy hat ein Ende – wie es weitergeht
Happy End für Goofy! Das Rind, das Schüler auf einer Klassenfahrt aus Österreich nach Hamburg schafften, sorgte 2020 für Wirbel. Schüler, Lehrer und Tierschützer lieferten sich einen erbitterten Streit um das Tier. Jetzt können alle – auch Goofy – durchatmen: Der Ochse lebt seit Samstag im „Kuh-Altersheim“.
Alles begann mit einer Klassenfahrt ins österreichische Zillertal: Achtklässler des Walddörfer Gymnasiums in Volksdorf erlebten dort die Geburt eines Kälbchens, dem sie einen Namen geben durften: Goofy. Als die Schüler und Lehrer erfuhren, dass Goofy bald geschlachtet werden soll, schafften sie ihn kurzerhand nach Hamburg. Das Rind kam im Museumsdorf Volksdorf unter. Der Deal, der dort ausgehandelt wurde: Goofy wird trotzdem geschlachtet – aber erst nach einem Jahr. Solange können die Schüler ihn begleiten und sollen lernen, was man alles an einem Rind verwerten kann.
Eine Schlachtung als Schulprojekt? Tierschützer schalteten sich ein, forderten, dass Goofy am Leben bleiben darf. Gnadenhöfe boten ihre Hilfe an. Die Schule sagte schließlich die Schlachtung ab, Goofy blieb aber vorerst im Museumsdorf und arbeitete dort als Zugochse. Erst jetzt hat das Museumsdorf zugestimmt, Goofy an den „Hof Butenland“ in Niedersachsen – ein „Kuh-Altersheim“ – abzugeben.
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„Samstag haben der Museumsleiter und zwei Lehrer Goofy zu uns gebracht“, sagt Karin Mück (65), Gründerin der Stiftung „Hof Butenland“, zur MOPO. „Er lebt jetzt mit 35 anderen Rindern zusammen. Noch ist es ihm alles etwas zu viel. Er kennt ja keine große Herde und ist total von der Rolle. Aber er beobachtet aus der Ferne alles ganz genau und in ein paar Tagen wird er sich eingelebt haben.“
Rund 100 Tiere leben auf „Hof Butenland“, wie Pferde, Gänse, Hunde und Schweine. Sie alle wurden vor einer Schlachtung, einer Einschläferung oder dem Verhungern gerettet. Auch der dreijährige Goofy darf hier bis an sein Lebensende bleiben – auf 20 Hektar Weideland. „Wir haben zugestimmt, dass Schulklassen ihn auch weiterhin besuchen dürfen“, so Mück. „Hier lernen die Schüler, dass nicht alle Menschen Rinder für Nutztiere halten. Dass Rinder zum Beispiel auch trauern, wenn ein Familienmitglied oder ein Freund stirbt. Die Tiere gehen lebenslange Bindungen ein. Wir zeigen, dass sie eben eigentlich ganz anders leben als uns die Industrie erzählt.“
Über die Arbeit auf „Hof Butenland“ gibt es auch einen preisgekrönten Kinofilm von 2020. Der Titel: „Butenland“.