Teuer wie nie zuvor: Warum im Alten Land die Apfelpreise explodieren
Im Südwesten Deutschlands wird schon seit zwei Wochen gepflückt. Im Alten Land geht es gerade los: die Apfelernte startet. Und die ersten Früchte liegen bereits in den Geschäften. Zu Preisen, die es so noch nicht gegeben hat. Fast fünf Euro kostet ein Kilo neue Ernte derzeit bei etlichen Edeka-Märkten. Nahezu eine Preis-Verdoppelung zu früheren Jahren.
Im Alten Land sind die Erntehelfer derzeit bereits beim Pflücken der frühen Sorten wie Delba und Jamba. Zum Monatswechsel stehen dann aber auch schon Elstar und Cox auf dem Plan. „Die Qualität wird sehr gut“, freut sich Apfelbauer Reinhard Quast aus Neuenfelde. Die heißen Tage haben die Früchte schön süß und fruchtig gemacht.
Die Erntemenge wird in etwa so ausfallen, wie im vergangenen Jahr. Um die 300.000 Tonnen sind anvisiert. Das liegt etwas unter einem guten Jahr, aber ist im Mittel. Dabei hat das Alte Land Glück gehabt. Die heftigen Fröste im Frühjahr haben in Süddeutschland und europaweit für Schäden und Ernteeinbußen gesorgt.
Hamburger Frühjahr: Äpfel gegen Frost beregnen
Quast: „Wir konnten das abwenden, indem wir gegen Frost beregnet haben.“ Normalerweise werde das im Frühjahr fünf bis zehn Mal nötig. In diesem kalten Jahr musste der Apfelbauer 26 Mal gegen Frost beregnen.
Und das setzte sich im Sommer fort: Da wurde dann gegen die Hitze beregnet, denn auf den Äpfeln brennt die Sonne mit 45 Grad Celsius. Da werden die Sprinkler nachmittags angestellt, um runterzukühlen. „Aber für die Zuckerproduktion im Apfel ist die Wärme sehr gut”, so Quast.
Altes Land: Apfelbauern hoffen auf höhere Preise
Und die Preise? „Die werden in diesem Jahr sicher etwas höher ausfallen“, prognostiziert Quast. Er und seine Kollegen im Alten Land hoffen zumindest darauf, dass höhere Preise vom Verbraucher akzeptiert werden.
Denn durch die Corona-Vorschriften ist die Ernte deutlich teurer geworden. „Ich musste gerade selbst zusätzliche Container für unsere Erntehelfer aufstellen“, so Quast. Die Auflagen fordern mehr Abstand. Und das bedeutet, dass Zimmer nicht mit drei sondern zwei Personen belegt werden sollen. Am besten sogar nur mit einer.
Corona: Apfelernte deutlich teurer durch Auflagen
Hinzu kommen Corona-Tests für die Erntehelfer, Hygiene-Auflagen und mehr – alles Faktoren, die die Ernte in diesem Jahr fürs Alte Land deutlich teurer machen. Und höhere Umweltstandards und der Mindestlohn, der seit einigen Jahren gezahlt wird und der sich natürlich auch auf den Apfelpreis niederschlägt.
Quast: „Wir hoffen, dass die Verbraucher das sehen und akzeptieren.“ Im Alten Land drücken die Bauern die Daumen, dass das auch durch Corona gestärkte neue Bewusstsein für regionale Qualität dafür sorgt, dass die Hamburger die gute heimische Ernte kaufen.
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Preise knapp unter fünf Euro, wie sie jetzt bei etlichen Märkten zu finden waren, hält aber auch Quast nicht für durchsetzbar. „Die Verbraucher sollten auch nicht denken, dass wir Erzeuger das ganze Geld bekommen.“ Der Bauer bekomme bei der Marktmacht der Läden wohl maximal 25 Prozent dieses hohen Kilopreises.
Daher wird der Preis wohl nicht so hoch bleiben und noch sinken, wenn erst einmal die Äpfel aus dem Alten Land geerntet sind und wieder größere Mengen Äpfel verfügbar sind.