Vor den Toren Hamburgs: Uelzen: Dieser Bahnhof ist ein Spektakel
Uelzen –
Friedensreich Hundertwasser war Maler und Architekt, Naturromantiker und Umweltaktivist. Spuren des Universaltalents finden sich auf der ganzen Welt – auch im Norden Deutschlands. Nach seinen Plänen wurde der alte Bahnhof von Uelzen umgestaltet, ganz ökologisch – und die Initiatoren wollen nach 20 Jahren noch mehr.
Ganz Ungewohntes zeigt sich den Reisenden im ICE von Hamburg nach Karlsruhe, wenn der Zug im kleinen Uelzen hält. Knallbunte Säulen mit goldenen Kugeln zieren den alten Backsteinbahnhof, farbenfrohe Mosaiken in eher wilden Formen, auf den Dächern sprießt Grün. Nach einigen Minuten geht es weiter Richtung Süden – schade eigentlich, denn drinnen hätte der nach Plänen des Künstlers Friedensreich Hundertwasser (1928-2000) veränderte Bau einiges zum Schauen zu bieten. „Jetzt nach 20 Jahren ist Zeit für Neues“, meint Mitinitiator Raimund Nowak, während er nicht ohne Stolz das Innere zeigt.
Hundertwasser als Öko-Aktivist
Der 1928 in Wien geborene Hundertwasser fand die gerade Linie „gottlos“. Mit pflanzlichen Formen, bunten Säulen, Zwiebeltürmchen und unregelmäßigen Fassaden kämpfte er für ein natur- und menschengerechtes Bauen. Als vehementer Befürworter der Friedens- und Ökologiebewegung wurde er in den 1970er und 80er Jahren populär. Mit Dachgärten, ökologischen Toiletten und naturnaher Bauweise wurde er zu einem Vorkämpfer ökologischer Architektur.
Uelzen (Niedersachsen): Toiletten voller bunter Kacheln
Selbst die Toilettenräume sind voll bunter Kacheln, auf einer Empore ist Platz für Konferenzen oder Ausstellungen. „Es ist Zeit, aus dem Bahnhof das zu machen, was wir ursprünglich wollten: einen Anziehungspunkt von überregionaler Bedeutung“, sagt Nowak. „Der Bahnhof wollte auch Treffpunkt zwischen Hamburg und Hannover sein – die Lage am Bahnkreuz von Nord nach Süd und Ost nach West ist optimal.“
Uelzen: Hundertwasser-Bahnhof feiert 20. Geburtstag
Am 3. Juli will der Verein den 20. Geburtstag mit einer Ausstellung feiern. Für das kommende Jahr soll entlang der Bahnstrecke von Celle nach Uelzen eine weitere Ausstellung zum Umweltengagement Hundertwassers entwickelt werden. Offiziell eingeweiht wurde der für die Expo 2000 umgebaute Bahnhof am 25. November 2000.
Hundertwasser-Bahnhof einer der „schönsten der Welt“
„Für mich gehört der Hundertwasser-Bahnhof zu den schönsten Bahnhöfen der Welt“, sagt Nowak, dessen Begeisterung auch nach zwei Jahrzehnten nicht verflogen ist. Der umtriebige 64-Jährige ist Vorsitzender des Vereins Bahnhof 2000 Uelzen, bis 2009 war er Landesvorsitzender der niedersächsischen Grünen.
Hundertwasser starb kurz vor der Fertigstellung
Den Bahnhof in Uelzen hat Hundertwasser selbst nicht mehr gesehen, er starb am 19. Januar 2000 an Bord eines Schiffes auf dem Pazifik – einige Monate vor der Fertigstellung.
Der einst im wilhelminischen Stil aus roten Ziegelsteinen errichtete Bahnhof wurde 1887 eröffnet. Hundert Jahre später war das unter Denkmalschutz stehende Gebäude schwer heruntergekommen und hatte seine alte Pracht längst eingebüßt. Dann nahte die Expo 2000 in Hannover. Die Initiatoren konnten Hundertwasser gewinnen, nach seinen Vorgaben wurde das Gebäude von 1998 bis 2000 umgebaut.
Uelzen: Bahnhof von Hundertwasser ein touristisches Highlight
„Wir sind stolz darauf, dieses Hundertwasser-Bauwerk in Uelzen zu haben“, sagt Bürgermeister Jürgen Markwardt zu dem touristischen Highlight. „Ich wünsche mir, dass die begehbare Märchenwelt mit Gleisanschluss die Zugreisenden und viele Besucher weiterhin in ihren Bann zieht.“
Unterdessen macht ein Mann auf dem Bahnsteig Fotos, er ist mit seiner Frau nur wegen des Bahnhofs gekommen. Die beiden hätten schon einiges von Hundertwasser gesehen, sagt er, zuletzt seien sie in Wien gewesen. „Das ist anders als das, was man sonst so als Bahnhof sieht.“
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In einem Anbau ist ein gemütliches Restaurant entstanden, darin ist die alte Außenwand zu sehen. Und sollten kommende Generationen keinen Gefallen mehr an Formen und Farben von Hundertwasser finden, so lasse sich alles wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen, sagt Nowak. „Das war eine Auflage des Denkmalschutzes.“