Seit fast einem Jahr: Bei Hamburg: Irrer Wasser-Streit in der Nachbarschaft
Kreis Stormann –
Ein Alterswohnsitz abseits des Hamburger Trubels – das war der Wunsch von Ingrid Landgraf. 2016 fand die 66-Jährige durch Zufall das perfekte Grundstück in Großensee bei Hamburg. Mittlerweile steht das Traumhaus, doch eines fehlt: Wasser. Ingrid Landgraf lebt seit fast einem Jahr ohne fließendes Wasser. Der einzige Weg für die Leitung führt über das Nachbargrundstück, doch die Besitzerin soll plötzlich die Arbeiten verweigert haben.
2016 machte sich Ingrid Landgraf auf die Suche nach einem Grundstück für einen schönen Alterswohnsitz. Über viele Jahre hatte die gehbehinderte 66-Jährige eine beliebte Tanzschule in Hamburg Rahlstedt betrieben. Vor vier Jahren fasste sie den Entschluss, alles zu verkaufen und aufs Land zu ziehen.
Bei Hamburg: Ehemalige Rahlstedterin zieht nach Großensee
„Wenn ich mal hier ausziehe, dann möchte ich ans Wasser“, dachte sich Landgraf damals. Ein Bekannter nahm sie mit nach Großensee bei Hamburg, das würde ihr sicher gefallen, versicherte er ihr damals. Und tatsächlich, bei einem Spaziergang am See entdeckte Ingrid Landgraf ein Schild: „Grundstück zu verkaufen“.
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„Ich hab‘ das dann mit dem Handy gleich abfotografiert“, erzählt Landgraf im Gespräch mit der MOPO. Ein paar Telefonate und persönliche Gespräche später stand fest, Ingrid Landgraf verlässt Hamburg und zieht nach Großensee. Das 1000 Quadratmeter große Grundstück wurde komplett unbebaut verkauft, so konnte die 66-Jährige ihr Traumhaus selbst gestalten.
Seit zwei Jahren gibt es kein Wasser im Haus von Ingrid Landgraf
Um die Wasserversorgung zu sichern wurde bereits im Kaufvertrag festgelegt, dass die Versorgungsleitungen – wenn nötig – über das Grundstück der Nachbarin und Verkäuferin verlegt werden können. Der Bau des Hauses begann und irgendwann mussten auch die Wasserleitungen her. Trotz vertraglicher Regelung sei die Nachbarin laut Landgraf jetzt allerdings nicht mehr einverstanden, dass die Leitungen über ihr Grundstück verlegt werden.
Für Ingrid Landgraf ist das eine Katastrophe. Bereits ab dem Zeitpunkt der im Frühjahr 2018 gestarteten Bauarbeiten benötigten die Arbeiter Wasser. Dies wurde von hilfsbereiten Nachbarn zur Verfügung gestellt. Das Haus wurde fertig, Ingrid Landgraf zog im Mai 2019 ein, Wasser gibt es aber bis heute nicht. Nachbarin Katja Münch ist im Moment ihr rettender Anker. Sie bringt täglich frisches Wasser und wäscht die Wäsche der 66-Jährigen.
Bei Hamburg: Zum Duschen muss die 66-Jährige zu einer Freundin
„Zum Duschen fahre ich zu einer Freundin“, sagt Landgraf. Mit dem Bus geht es dann fünf Kilometer in den nächsten Ort. Zum Spülen auf der Toilette stehen Eimer bereit. „Die sind ziemlich schwer“, sagt sie. Gerade die Treppe herauf sei anstrengend. „Ich habe zwei große Wasserkocher hier stehen“, sagt Landgraf. Zum Abwaschen muss sie also erst einmal das Wasser kochen.
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Eine vernünftige andere Möglichkeit für das Verlegen der Wasserleitungen gäbe es nach Angaben der 66-Jährigen nicht. Vor ihrem Haus ist keine Abzweigung für Frischwasser. „Ich könnte eine Ringleitung für über 80.000 Euro bauen, aber da müssten alle Nachbarn zustimmen und auch mitbezahlen“, sagt sie. Das wollen weder Ingrid Landgraf, noch die Nachbarn, die ja bereits Wasser haben.
Bei Hamburg: Container sichert momentan die Wasserversorgung
Mittlerweile hat sie einen Wassercontainer auf dem Grundstück stehen, dieser wird täglich von den Nachbarn befüllt. Aber auch hier muss sie die schweren Eimer erst einmal ins Haus schleppen. Und trotzdem: „Großensee ist wunderbar, so dicht am Wasser“, schwärmt Landgraf. Ins turbulente Hamburg möchte sie nicht mehr zurück. Das Landgericht Lübeck bestätigte gegenüber der MOPO das im kommenden Juni eine Güteverhandlung stattfinden wird, die möglicherweise zu einer Einigung führt. Auf MOPO-Nachfrage wollte sich die Gegenseite zu der Auseinandersetzung nicht äußern.