Gründerin der Anti-Gender-Ini empört mit Äußerung – CDU distanziert sich
Ein unsägliches Zitat wird für die CDU Hamburg zum Problem: Die Partei unterstützt mit aller Kraft die Volksinitiative gegen das Gendern in Hamburgs Verwaltung – bei der Anmeldung der Ini hat deren Gründerin sich nun aber explizit homophob geäußert. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dennis Thering distanziert sich gegenüber der MOPO von der Mitstreiterin, der es längst nicht nur um das Gendersternchen geht.
Sabine Mertens, Gründerin der Hamburger Volksinitiative gegen das Gendern, hatte bei der offiziellen Anmeldung im Rathaus am Dienstagnachmittag gegenüber dem Abendblatt erklärt: „Wenn wir jetzt alle schwul, lesbisch und trans werden, ist die Evolution am Ende.“ Die CDU, die mit Ole von Beust einst den ersten schwulen Bürgermeister Hamburgs stellte, reagierte prompt auf die absurde Verknüpfung von Gendersprache und der Befürchtung „Plötzlich werden wir alle schwul, lesbisch und trans“.
CDU distanziert sich von Ini-Gründerin Mertens
Allerdings: Der Hamburger CDU-Chef Christoph Ploß, der die Parteimitglieder zum Unterschriftensammeln für die Volks-Ini verdonnert hat, ist für ein Statement zu der krawalligen Mitstreiterin nicht zu erreichen und schickt den Fraktionschef vor. „Der Diskriminierung von Homosexuellen stellen wir uns klar entgegen“, sagt Dennis Thering zur MOPO. „Die Aussage von Frau Mertens ist daher inakzeptabel. Dem berechtigten Anliegen der großen Mehrheit der Bevölkerung gegen das Gendern hilft das nicht.“
Auch Manuel Opitz vom Verein Hamburg-Pride schüttelt fassungslos den Kopf über die Anti-Gender-Aktivistin: „Gendern macht niemanden schwul, lesbisch oder trans*. Diese populistische Aussage ist schlicht falsch, denn lesbisch, schwul oder trans* zu sein ist keine Entscheidung, die man einfach so in seinem Leben trifft.“
Sabine Mertens erklärte auf MOPO-Anfrage, dass sie sich an die – wenige Stunden zurückliegende – Äußerung nicht erinnern könne.
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Tatsächlich geht es Mertens – anders als der CDU – nicht nur um ein Verbot von Begriffen wie „Mieter*innen“ oder „Zuschauer:innen“. Sie lehnt auch Doppelnennungen wie „Bürgerinnen und Bürger“ ab, ebenso weibliche Berufsbezeichnungen, akzeptabel sei ausschließlich das generische Maskulinum. Sich selbst nennt sie „Autor und Kunsttherapeut“, mit der Begründung, das seien die korrekten Berufsbezeichnungen: „Es gibt ja auch kein Diplom als Ingenieurin, sondern nur als Ingenieur.“
Auch die SPD zeigt sich entsetzt: Simon Kuchinke, Fachsprecher für queere Menschen der SPD-Fraktion: „Zu geschlechtssensibler Sprache gibt es unterschiedliche Auffassungen, und es ist richtig, dass darüber debattiert wird. Es darf aber nicht sein, dass unter dem Deckmantel einer Gender-Debatte queerfeindliche Äußerungen getätigt werden und unwidersprochen bleiben. Die Initiative hat hier eine rote Linie überschritten.“