Beisetzung: Trauer um George Floyd: Biden will zuhören, Trump will durchgreifen
Ihre Reaktionen auf die Tötung des dunkelhäutigen George Floyd und die folgenden Anti-Rassismus-Proteste könnten kaum unterschiedlicher sein: Joe Biden will zuhören, Donald Trump will durchgreifen. Doch abseits der Politik steht vor allem die Trauer im Mittelpunkt.
Gut zwei Wochen nach seinem Tod bei einem brutalen Polizeieinsatz wird George Floyd (†46) am Dienstag im US-Bundesstaat Texas, in seiner Heimatstadt Houston, beigesetzt. Bereits der Vortag stand im Zeichen der Trauer: Hunderte Menschen nahmen in der Metropole in einer Kirche am aufgebahrten Sarg Abschied.
Biden nimmt Videobotschaft für Floyd-Beerdigung auf
Der designierte Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Joe Biden, kam mit Floyds Familie zusammen. „Es ist schwierig genug zu trauern, aber es ist viel schwieriger, es in der Öffentlichkeit zu tun“, sagte Biden im Anschluss dem Sender CBS. „Es ist viel schwieriger, wenn die ganze Welt einem zusieht.“
Biden sprach in Houston unter anderem mit der sechsjährigen Tochter von George Floyd, Gianna. Bilder davon fanden sich unter anderem auf dem Instagram-Profil des Anwalts Chris Stewart. „Sich gegenseitig zuzuhören ist das, was Amerika heilen wird. Genau das hat Vizepräsident Joe Biden mit der Familie von George Floyd gemacht – für mehr als eine Stunde“, schrieb der Anwalt von Floyds Familie, Benjamin Crump, auf Twitter.
An der Beisetzung in Pearland nahe Houston nahm der Ex-Vizepräsident jedoch nicht teil. Er wolle aber eine Videobotschaft aufnehmen, berichteten US-Medien.
Mit seinem Besuch in Texas hat Biden das Kontrastprogramm zu seinem Gegner im Rennen um die US-Präsidentschaft, Amtsinhaber Donald Trump, bei der Wahl im November abgespielt.
USA: Trump lobt Sicherheitsbehörden
Während Biden sich um die trauernde Familie Floyd bemühte, traf Trump im Weißen Haus vor laufenden Kameras Vertreter von Sicherheitsbehörden, denen er Rekorde in der Strafverfolgung attestierte. „Ihr beschützt das Leben von Leuten, die ihr nicht kennt, das ist eine unglaubliche Sache“, sagte der Präsident und schrieb es auch seiner Regierung zu, dass es in den vergangenen dreieinhalb Jahren einen rekordhaften „Mangel“ an Kriminalität gegeben habe. Trump sprach von den „besten Strafverfolgungsbehörden“ der Welt.
Doch er fügte bei seinem Treffen am Montag auch hinzu, ein Vorfall wie der Tod Floyds „hätte nie passieren dürfen“.
Demokraten: Gesetzentwurf gegen Polizeigewalt
Angestoßen durch die massiven Demonstrationen nach Floyds Tod begann eine Debatte über Reformen der Polizei. Die US-Demokraten im Kongress stellten am Montag einen Gesetzentwurf gegen Polizeigewalt vor: Sie wollen erreichen, dass polizeiliches Fehlverhalten einfacher strafrechtlich verfolgt werden kann und umstrittene Methoden wie der Würgegriff bei Festnahmen verboten werden.
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Die Erfolgsaussichten des Gesetzentwurfs sind jedoch unklar: Die Demokraten kontrollieren das Repräsentantenhaus, der Senat wird von Trumps Republikanern dominiert. Doch einen zumindest vorläufigen Sieg gibt es: Die Polizei in Los Angeles (LAPD) hat nun vorerst den Würgegriff, bei dem die Blutzufuhr zum Gehirn unterbunden wird, bei Festnahmen untersagt. Außerdem werde er zunächst auch aus dem Trainingsprogramm für Polizeibeamte verbannt. Gelten solle dieses Moratorium bis zur Vorlage eines Untersuchungsberichts.
Weißes Haus lehnt Vorschlag zu Polizeireform ab
Die Gesetzesinitiative der Demokraten ist zunächst auf Ablehnung im Weißen Haus gestoßen. Der Vorschlag enthalte einige „Rohrkrepierer“, sagte am Montag die Sprecherin des US-Präsidialamts, Kayleigh McEnany. Sie nannte insbesondere die darin vorgesehene Erleichterung der Strafverfolgung von Polizisten.
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McEnany räumte aber ein, dass sich Präsident Donald Trump den Gesetzestext der Opposition noch nicht selber angesehen habe. Trump prüfe „mehrere Vorschläge“ zur Polizeireform, sagte die Sprecherin, ohne dazu nähere Angaben zu machen.