Wie bitte? Dieses Pony ist Bürgermeister eines Dorfes
In roter Robe, goldener Kette samt Dorf-Orden um den Hals und in blitzenden Stiefelchen trottet Pony Patrick im englischen Cockington durch den Park. Doch dieser flauschige Vierbeiner ist nicht irgendwer, sondern der Bürgermeister des Dorfes in der südwestenglischen Grafschaft Devon – und hier werden große Stücke auf den flauschigen Politiker gehalten.
Seit rund einem halben Jahr darf sich das Shetland-Pony Bürgermeister von Cockington nennen. „Irgendjemand hat gesagt, Patrick sollte Bürgermeister sein“, erinnern sich Kirk und Hannah Petrakis, die lange im Ort einen Pferde- und Kutschenbetrieb hatten und bei denen das Pony zu Hause ist. Im Dorf-Pub war Pony Patrick damals schon eine Berühmtheit. In einem kleinen Gehege im Garten empfing er Kinder, Menschen mit Behinderungen und alle, die sich nach Gesellschaft sehnten.
Bürgermeister-Pony Patrick: 22.000 Follower auf Instagram
Bei einer Spendenaktion wurde die Idee für sein Amt geboren. 220 Unterstützer unterschrieben eine Petition, es folgte eine feierliche Zeremonie samt Segnung, bei der sich sogar der örtliche Abgeordnete blicken ließ. Der frühere Bürgermeister von Cockington war einige Jahre zuvor gestorben, seitdem war der eher repräsentative Posten unbesetzt.
Für das Ehepaar Petrakis hat sich das Leben seitdem ziemlich verändert. „Haben wir mit all der Aufmerksamkeit gerechnet? Dass Patrick in der „Washington Post“ landet? Nein, definitiv nicht.“ Patrick kann kaum ein paar Meter laufen, ohne dass Menschen stehen bleiben und das Pony mit seiner wuscheligen Mähne bestaunen.
Hannah Petrakis ist stetig dabei, ihr Pony in Szene zu setzen. Mehr als 22.000 Follower verfolgen seine politische Karriere auf Facebook, gut 800 auf Instagram. Viele Touristen, sogar aus Amerika und Australien, würden nach Patrick fragen, wenn sie bei ihm zu Scones und Tee zu Gast seien, erzählt Gordon.
Pony Patrick ist Bürgermeister von Cockington
99 Prozent der Dorfbewohner würden Patrick lieben, aber einige störten sich daran, dass er Bürgermeister sei. „Was verrückt ist, denn wer würde nicht gern ein Shetland-Pony als Bürgermeister haben? Patrick taucht bei Eröffnungen auf und beißt Bänder durch. Es ist ja nicht so, dass er im Rathaus sitzt und Entscheidungen trifft.“ Dafür ist der örtliche Stadtrat zuständig, der neben Cockington auch das angrenzende Chelston vertritt. Gemeinsam zählen die Orte gut 8000 Einwohner.
Und auch sonst ist der Bürgermeister immer auf Achse: Im wenige Kilometer entfernten Rowcroft-Hospiz können unheilbar Kranke seine Wuschelmähne streicheln und sich aufmuntern lassen. Während der ein oder andere Dorfbewohner über Patricks Amt eher schmunzelt oder ihn als willkommenen Touristenmagnet begrüßt, sind Kirk und Hannah Petrakis fest überzeugt, dass er auch inhaltlich wie für das Amt gemacht ist. „Die Menschen haben genug von Politik. Ein Abgeordneter kommt nur kurz vorbei, lässt sich fotografieren und zieht dann weiter. Wenn Patrick kommt, ist überall Freude. Keine politischen Spielchen.“
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Politische Ambitionen soll Patrick trotzdem besitzen: „Weltfrieden“, meint Kirk Petrakis. „Wir stecken dich in einen Raum mit Putin und all den anderen Mächtigen, und du regelst das“, sagt er zu seinem tierischen Volksvertreter gewandt. Cottage-Betreiber Gordon hofft gar auf einen „Geniestreich“ des Ponys, mit dem es den Brexit rückgängig macht. Patrick selbst bringen diese Erwartungen nicht aus der Ruhe. An seiner mobilen, hellblauen „Patrick’s Bar“ mampft er nach seinem Dorfspaziergang eine Karotte und nimmt einen tiefen Schluck Guinness – in Maßen sei das gesund für Ponys, sind seine Besitzer überzeugt. (dpa)