Traditionsunternehmen pleite: Hamburger Werft will Konkurrenten aus Flensburg kaufen
Hamburg/Flensburg –
Die Flensburger Schiffbaugesellschaft (FSG) war schon vor der Corona-Krise schwer ins Schlingern gekommen. Nun könnte die Rettung für das Traditionsunternehmen ausgerechnet aus Hamburg kommen.
Denn: Die Hamburger Pella Sietas Werft, die älteste deutsche Werft in Neuenfelde, greift nach ihrem insolventen Konkurrenten in Flensburg und verhandelt mit den FSG-Eigentümern über einen möglichen Kauf.
Hamburger Werft Pella Sietas will Konkurrenten FSG kaufen
Die Gespräche seien aber noch lange nicht abgeschlossen, teilte die FSG am Donnerstag in Flensburg mit. Ob sie erfolgreich sein werden, hänge von vielen Faktoren ab, ebenso wie die weitere Entwicklung für die rund 650 festen Arbeitsplätze auf der Werft.
Die FSG hatte im April einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Flensburg gestellt. Die Produktion stand wegen der Corona-Pandemie monatelang still, die Mitarbeiter waren in Kurzarbeit. Nun soll die Produktion wieder aufgenommen werden. Doch die Schwierigkeiten begannen weit vor Corona; die Werft arbeitete wohl nicht kostendeckend und wurde im vergangenen Jahr von Investor Lars Windhorst übernommen.
Pella Sietas: 350 Mitarbeiter in Hamburg
Pella Sietas gehört zur russischen Werftengruppe Pella aus St. Petersburg, die 2014 die traditionsreiche Sietas-Werft ebenfalls aus einer Insolvenz übernommen hatte und dort heute Spezialschiffe herstellt und abgasreinigende Scrubber einbaut. An dem Standort sind gegenwärtig 350 Mitarbeiter beschäftigt.
Die IG Metall Küste forderte eine Perspektive für die Beschäftigten an beiden Standorten. „Mit dem möglichen neuen Eigentümer ist für die FSG die Chance verbunden, aus der Insolvenz herauszukommen und den Standort zu sichern“, sagte Bezirksleiter Daniel Friedrich. „Für uns ist aber auch klar: Der geplante Kauf der Werft in Flensburg darf nicht das Aus für Pella Sietas in Hamburg bedeuten.“
Er forderte ein Zukunftskonzept, um die Arbeitsplätze im Schiffbau langfristig in Hamburg zu sichern. Wegen der Verschlickung der Zufahrt müsse dabei auch über einen neuen Standort nachgedacht werden. (dpa/mp)