Corona nicht vorbei: USA, Iran, Israel – welche Länder noch besonders betroffen sind
Über Wochen wurde in Deutschland fast nur noch über Lockerungen gesprochen. Manchen schien Corona schon überwunden. Vielerorts keimte doch die Hoffnung, dass das Virus sich ähnlich verhalte wie eine Influenza, die bei höheren Temperaturen kaum eine Rolle spielt. Die Hotspots in Göttingen, Gütersloh oder Berlin machen Experten aber wieder Sorgen. Und auch anderswo ist zu beobachten: Wärme allein kann das Virus nicht im Zaum halten. So ist die Lage weltweit:
USA: Bei Corona-Infektionen einsamer Spitzenreiter
Weltweit immer noch am stärksten betroffen: die USA. Seit Ende April war die Kurve der täglichen Neuinfektionen zwar nicht gerade steil, aber immerhin kontinuierlich nach unten gegangen. Seit ein paar Tagen aber steigt sie wieder steil an. Landesweit wurden am Donnerstag das erste Mal überhaupt 40.000 Neuinfektionen an einem Tag gemeldet. Die Gesamtzahl der Fälle stieg damit auf über 2,4 Millionen, 126.277 Menschen starben an Covid-19.
Es gibt allerdings Ausnahmen, wie etwa das zunächst am schlimmsten betroffene New York. Experten vermuten, dass die Abstandsregeln in dem Bundesstaat wegen der schlechten Erfahrungen noch hochgehalten werden. Andere Staaten wie Kalifornien, Texas oder Florida hingegen schnellen in den Statistiken nach oben. Die traurige Wahrheit: Vor zwei Wochen wurden in diesen Staaten Lockerungen beschlossen. Die Zahlen scheinen eine direkte Folge zu sein. Trump selbst behauptet: Es läge an zu vielen Tests! Seine Schlussfolgerung: lieber wieder weniger testen.
Brasilien: Bolsonaro kriegt die Lage nicht in den Griff
Auch Brasilien meldet mehr als 42.000 Ansteckungen binnen 24 Stunden, die zweithöchste bisher gemessene Zahl am Zuckerhut. Gesamtzahl der Fälle: 1,18 Millionen, 53.830 Menschen fielen dem Virus zum Opfer. Die brasilianische Corona-Kurve sei im „steilen Anstieg“, dabei befinde sich das Land noch in der ersten Ausbreitungswelle des Virus, sagte der Wissenschaftler Domingos Alves, der einer mit der Pandemie befassten Forschergruppe angehört.
In einigen Bundesstaaten indes werden die Corona-Restriktionen gedrosselt. Das dürfte dem Präsidenten, dem Rechtspopulisten Jair Bolsonaro gut gefallen. Schließlich hatte er die Lungenkrankheit lange als „kleine Grippe“ bezeichnet. Und sich über die Anti-Corona-Maßnahmen der Länder beschwert, sie würden die Wirtschaft drosseln. Gerne posiert Bolsonaro auch ohne Maske, umarmt so Anhänger und schüttelt ihre Hände. Ein Bundesrichter hat ihm nun konkret gedroht. Beim nächsten Verstoß müsse er 2000 Real (rund 340 Euro) Strafe zahlen.
Iran: Vorsicht der Bevölkerung ließ nach
Auch im Iran droht eine ernste zweite Welle des Coronavirus‘. Nachdem die Zahlen zwischenzeitlich gesunken waren, steigen sie nun wieder rapide. Bis zu 3000 Neuinfektionen pro Tag. Damit sind es jetzt mehr als 210.000 Fälle und mehr als 10.000 Tote. Die Masken- und Abstandspflicht ist in der Bevölkerung offenbar vernachlässigt worden. „Die Menschen müssen erkennen, dass es für diese Pandemie keinen klaren Endpunkt gibt und es sehr lange dauern wird, bis ein Impfstoff entwickelt wird“, sagte Präsident Rohani vorsichtshalber nochmal in einer Rede im Staatsfernsehen.
Israel: Die Schulen schließen wieder
Der Schein trügt: Die Strände in Tel Aviv sind voll. Die blauen Atemmasken, die noch vor wenigen Wochen das Straßenbild im ganzen Land prägten sind weitestgehend verschwunden. Und dennoch ist die Lage alles andere als rosig. Gab es im Mai noch tägliche Neuinfektionen im einstelligen Bereich, sind es nun mehr als 300 pro Tag – bei etwa einem Zehntel der Einwohner der Bundesrepublik.
Anfang März noch hatte das Land einen der strengsten Lockdowns weltweit beschlossen. Unis, Schulen, Synagogen, Flughäfen dicht. Zeitweise durften die Israelis das Haus nur noch für dringende Erledigungen wie Arztbesuche oder Einkäufe verlassen. Der Inlandsgeheimdienst setzte Handy-Tracking ein, um Infektionsketten zu verfolgen. Die Folge: nur 300 Tote bislang. Nun kamen die Lockerungen und mit ihnen auch das Virus zurück. Einzelne Sperrzonen wurden nun eingerichtet, 200 Schulen bereits wieder geschlossen.
Rest der Welt: Afrika als neuer Hotspot?
Mitte Juni wurden auf dem afrikanischen Kontinent laut WHO erstmals mehr als 200.000 Corona-Fälle bestätigt. Rund 6000 Menschen starben bislang. Noch sollten einen diese Zahlen für sich genommen nicht beunruhigen. Allerdings: Laut WHO steigt die Kurve immer steiler. Die Organisation rechnet mit dem schlimmsten, zumal die Gesundheitssysteme in vielen afrikanischen Ländern als nicht besonders gut gelten.
Laut WHO habe es vom ersten Corona-Fall auf dem Kontinent bis zur 100.000. Infektion ganze 98 Tage gedauert. Bis dann 200.000 erreicht wurden, nur noch 18 Tage! Am stärksten betroffen ist Südafrika mit bald 60.000 Infektionen. Andere Länder wie Tansania haben sich zwar für coronafrei erklärt. Die WHO geht jedoch von Propaganda der Regierung aus.
Auch in Südkorea, das die Pandemie schon so gut wie im Griff zu haben schien, steigen die Zahlen wieder. Und in Europa und Deutschland? Tönnies und Wiesenhof, Göttingen und Berlin zeigen, vorbei ist die Gefahr noch nicht. Wenn auch, dank der getroffenen Maßnahmen, deutlich geringer. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach indes warnt vor einer zweiten Welle, die schon im August kommen könnte. Dass hohe Temperaturen dem Virus nichts anhaben können, zeigt etwa das Beispiel Israel. Die Reisesaison beginnt gerade erst. Und im August werden mit Bayern und Baden-
Württemberg die ersten Bundesländer ihre Schulen wieder für den Regelbetrieb öffnen. (km)