Weiter Abstiegskampf? Ein St. Pauli-Profi schaut auch nach oben
Oladapo Afolayan nahm das Fernsehbild mit Wohlwollen zur Kenntnis. Eine halbe Stunde nach St. Paulis 2:1 (0:1)-Sieg in Magdeburg flimmerte gerade die Zweitliga-Tabelle über einen Bildschirm in der Mixed Zone. „Nur drei Punkte bis Platz sechs“, raunte er seinem Kollegen Maurides zu.
Es war ein klitzekleiner Moment der Euphorie in St. Paulis Reihen. Einer, der nur allzu verständlich ist nach vier Siegen zum Start nach der WM-Pause bei nur einem Gegentor. Freilich aber auch einer, der einem Trainer zu früh kommt.
„Ja.“ So knapp fiel Fabian Hürzelers Antwort auf die Frage aus, ob er sich und die Seinen nach dem Sprung auf Platz acht noch im Abstiegskampf wähne. Dann führte der 29-Jährige doch noch weiter aus: „In dieser Liga geht es so schnell. Auch heute hätte es in die andere Richtung gehen können, da müssen wir auch bei der Wahrheit bleiben.“
St. Pauli siegt in Magdeburg gegen alle Widerstände
Was natürlich stimmte: Magdeburg führte durch einen Treffer von Baris Atik (39.), besaß vor und nach der Pause Chancen für weitere Tore. St. Pauli hatte hier Glück und einen glänzend aufgelegten Torhüter Nikola Vasilj. Aber, und das ist ja entscheidend: Es ging eben nicht in die andere Richtung. Es ging in St. Paulis Richtung. In einer Art und Weise, die beinahe unheimlich ist.
Auswärtssieg? Check. Bestanden im vielleicht lautesten Stadion der Republik? Check. Ausfälle von Stammkräften (Eric Smith, Adduktoren; Manolis Saliakas, Gelbsperre) kompensiert? Check. Spiel gedreht? Noch mal Check!
St. Paulis Marcel Hartel: „Ist nicht so, dass wir jetzt jedes Spiel gewinnen“
Für Letzteres zuständig waren Jackson Irvine mit einem Kopfball nach Paqarada-Ecke (74.) und Jakov Medic nach Hartel-Steckpass (88.). In der Hinrunde „wäre der Kopfball von Jacko wahrscheinlich an den Pfosten gegangen und das Tor von Jakov wäre wahrscheinlich Abseits gewesen“, meinte Kapitän Paqarada. Und plötzlich gelingt alles. Es lässt einen fast vergessen, wie sehr St. Pauli gegen Magdeburg zwischenzeitlich die Kontrolle abhandengekommen war nach 20 guten Minuten mit Chancen zum Start.
„Ich hatte das Gefühl, dass die ersten 20 Minuten so locker liefen, dass alle dachten: Okay, jetzt geht es so locker weiter. Aber diese Denkweise ist fatal“, sagte Hürzeler. „Ich habe den Jungs in der Halbzeit klar kommuniziert, dass es so nicht geht.“ Und denen gelang es tatsächlich und unter Zuhilfenahme des eingewechselten Maurides als immerzu anspielbarem Stürmer umzuschalten in den Mentalitäts-Modus. „In diesem Stadion zurückzukommen, mit diesen Fans, ist eine Sache, die nicht so vielen gelingt. Das spricht schon für den Charakter der Mannschaft“, sagte Paqarada.
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Eines stellte dann sicherheitshalber Marcel Hartel noch einmal klar: „Es ist aber nicht so, dass wir jetzt jedes Spiel gewinnen“, sagte er. „Wir müssen immer weiter hart arbeiten.“