Trinken gegen Rassismus: Diese Hamburger Brause setzt ein Zeichen
Hamburg –
Eine Limo, die mehr drauf hat als nur guten Geschmack – das wollten die Norddeutschen Christoph Sass und Fridtjof Stechmann (beide 43). Das Ergebnis: Die „Litfassbrause“. Denn jede Flasche zeigt Haltung gegen Rassismus, Populismus und Fremdenfeindlichkeit. Angefangen als Hobby-Brausevertreiber in Hamburg, entwickelt sich die Mischung aus Hopfen und Limette nun zum neuen Getränkehit im Norden.
Die Idee kam vor einem Jahr auf einer Party zum Sprudeln. Zwei Freunde, die in der Lebensmitteltechnologie arbeiten, hatten eine namenlose Hopfenlimo dabei. Christoph Sass und Fridtjof Stechmann waren von der Mischung so begeistert, dass sie mehr aus ihr machen wollten. Deshalb gründeten die Zwei das „Brause-Kollektiv“ und tauften das Party-Mitbringsel als „Litfassbrause“.
Trotz Corona: Litfassbrause ist bei Gastronomen in Hamburg beliebt
Eine Mischung aus Hopfen, Limette und Rübenzucker. „Das schmeckt allen, außer Faschos“, werben die Gründer, die im Hauptberuf in der Erwachsenenbildung (Sass) und Öffentlichkeitsarbeit (Stechmann) ihr Geld verdienen. Denn jede Flasche spendet für „Aufstehen gegen Rassismus“, ein Bündnis, das neben einer Kampagne gegen die AfD auch sogenannte „Stammtischkämpfer*innen-Workshops“ anbietet. „Da lernen die Teilnehmer mutig zu sein, Zivilcourage zu zeigen und wie sie gegen diskriminierende und rechte Parolen argumentieren können“, erklärt Sass.
Im Frühjahr 2020 feierte die „Litfassbrause“ Premiere – während Corona. „Wir haben dann einfach trotzdem klein angefangen“, sagt Sass. Anfangs lieferten die Gründer die Brause-Kisten noch mit dem Lastenfahrrad und dem Bulli aus. Verschiedene Restaurants, Kneipen und Kioske aus Hamburg, Kiel und an der Ostküste waren von ihrem Projekt begeistert.
Litfassbrause: Seit Mitte August in Budni-Filialen zu kaufen
„Das ging wie ein Lauffeuer umher, die Leute waren sehr wohlwollend dem Produkt gegenüber, sodass die ersten 202 Kisten Anfang Juli ganz ohne Werbung ausverkauft waren“, sagt Sass. Seit Mitte August gibt es die Brause auch in 46 Budni-Filialen in Norddeutschland. Die Männer leben ihren Traum: „Eigentlich sollte das Ganze nur ein Hobby sein, aber falls sich daraus mehr entwickelt, haben wir auch nichts dagegen“, so Sass.
Noch ist die „Litfassbrause“ echte Handarbeit, denn die Männer etikettieren jede Flasche selbst. Auch Freunde und Familie packen mit an– zusammen, ganz im Sinne ihres Unternehmensnamens „Brause-Kollektiv“. Ab September übernehmen das dann die Lohnabfüller in Ostfriesland. Solange wird noch mit Reggea-Musik in der Landgang Brauerei in Altona Flasche für Flasche beklebt.
Jede Flasche spendet an das Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“
Für die beiden Brausevertreiber ist das Thema Rassismus noch lange nicht vom Tisch. Sie wollen mit anpacken und sich aktiv in die Debatte einbringen: „Der Kampf gegen Rassismus ist keine Aufgabe für Links und keine Meinung, es geht uns alle was an“, erklärt Sass. Noch müssen sie ihre Anfangskosten erst einmal wieder reinholen. Doch sie hoffen, durch die Spenden, irgendwann eine Stelle eines Mitarbeiters bei „Aufstehen gegen rechts“ finanzieren zu können.