Jackson Irvine und Co. bejubeln St. Paulis jüngsten Sieg in Magdeburg.
  • Jackson Irvine und Co. bejubeln St. Paulis jüngsten Sieg in Magdeburg.
  • Foto: WITTERS

Stark! St. Pauli ist so gut wie Darmstadt und der HSV

Das hätten wohl selbst die kühnsten Optimisten und größten Träumer in den Reihen der Braun-Weißen und auch der Fans nicht zu hoffen gewagt, dass der FC St. Pauli in den ersten vier Spielen des Jahres vier Siege feiert. Ein Raketenstart aus dem Keller der Zweiten Liga. Die Kiezkicker präsentieren sich 2023 als Topteam. Keine Mannschaft im Unterhaus hat mehr Punkte gesammelt. Der FC St. Pauli und die „wilde 13“. 

Zahlen erzählen nie die ganze Geschichte, aber sie lügen auch nicht. In der sogenannten Formtabelle, die bekanntlich stets die vergangenen fünf Spieltage umfasst, rangiert der Kiezklub mit 13 Zählern und 10:5 Toren auf Rang drei – punktgleich mit Darmstadt (10:2 Tore) und dem HSV (15:8), die nur aufgrund des Trefferverhältnisses vor St. Pauli stehen.

St. Pauli kassierte 2023 erst ein Gegentor

Inkludiert ist noch der letzte Spieltag der Hinrunde im November und damit das 4:4 der „Boys in Brown“ in Karlsruhe, noch unter Trainer Timo Schultz. In diesem Kalenderjahr und mit Nachfolger Fabian Hürzeler an der Seitenlinie hat St. Pauli erst ein Gegentor hinnehmen müssen, beim jüngsten 2:1-Sieg in Magdeburg, wo sie erstmals in dieser Saison ein Spiel gedreht und nach einem Rückstand noch gewonnen haben.

Das verdient nicht nur deshalb besondere Beachtung, weil in Magdeburg eine für Auswärtsteams besonders herausfordernde Atmosphäre herrscht, sondern weil das Drehen von Spielen in den vergangenen Jahren nicht gerade St. Paulis Spezialität war und ist. Diplomatisch ausgedrückt.

Mentalität in Magdeburg: St. Pauli gewinnt endlich mal wieder nach Rückstand

In der gesamten Vorsaison gelang das bei 13 Rückständen nur ein Mal. In der Spielzeit 2020/21 schaffte St. Pauli bei 19 Rückständen keinen einzigen Sieg. Im Jahr davor, mit Jos Luhukay auf dem Trainerstuhl, gelang bei 16 Rückständen ebenfalls kein Dreier.

Es gehe um „Mentalität“, betonte Jackson Irvine nach dem Spiel in Magdeburg. Darum, Ruhe zu bewahren, auch bei Rückschlägen den eigenen Plan weiterzuverfolgen, ruhig und geduldig zu bleiben und in die eigene Qualität zu vertrauen. „Ich denke, wir waren mental immer stark, aber der Rhythmus des Gewinnens und das positive Gefühl – das kann man nicht künstlich herstellen. Das kommt mit positiven Resultaten.“ Die wiederum Ergebnis der mentalen Stärke und des Selbstvertrauens sind. 

Keine Durststrecke mehr in fremden Stadien: St. Paulis Auswärts-Kurs stimmt

Auffällig ist die vehemente, bedingungslose und leidenschaftliche Verteidigung des eigenen Tores, die die Mannschaft im Winter ganz oben auf die Agenda gesetzt hat – insbesondere bei Auswärtsspielen. Mit dem 1:0 in Nürnberg zum Rückrundenstart wurde prompt die Durststrecke in fremden Stadien beendet, mit dem Sieg in Magdeburg gar eine erfolgreiche Auswärtsserie  begonnen. Der Kurs stimmt.

Natürlich weist die echte Tabelle, die entscheidend und die wichtigste Bewertungsgrundlage ist, die Kiezkicker nicht als Topteam aus, denn St. Pauli ist als Achter eine Mittelfeldmannschaft. Aber die Formtabelle ist eben auch mehr als eine Momentaufnahme. Sie bildet eine Phase ab – und die aktuelle ist eine verdammt starke.

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Über mögliche neue Ziele für die nächsten Wochen wollen die Kiezkicker (noch) nicht reden. „Ein Sieg nächstes Wochenende – nur darum geht es“, betont Irvine im Hinblick auf das Heimspiel mit Hansa Rostock. „Ein Spiel nach dem anderen.“ In diesem Jahr gilt bislang auch: ein Sieg nach dem anderen. Irvine: „Wir haben einen Lauf und pushen uns weiter.“ Aus der wilden 13 soll Sonntag eine süße 16 werden.

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