Trotz Bauchschuss verfolgte er Räuber: Hamburgs härtester Juwelier hört auf

    Altstadt –

    Er wurde dreimal überfallen, verfolgte jedesmal die Räuber, einmal sogar, obwohl er durch Schüsse schwer verletzt worden war! Benno Bode (81) ist Hamburgs härtester Juwelier. Nach 60 Jahren geht er nun in Rente, hat sein Geschäft an der Ferdinandstraße (Altstadt) geschlossen.

    „Räumungsverkauf“ steht auf einem Schild auf der Schaufensterscheibe des kleinen Ladens im Souterrain des Hauses Ferdinandstraße 34. Doch der Ausverkauf endete bereits im April. Nun wird das Geschäft zwischen einem Friseurladen und der Café-Bar „Oh la la“ renoviert und neu vermietet. 

    60 Jahre lang stand Benno Bode in diesem kleinen Geschäft in Hamburg hinter dem Verkaufstresen.

    60 Jahre lang stand Benno Bode in diesem kleinen Geschäft in Hamburg hinter dem Verkaufstresen.

    Foto:

    Röer 

    Benno Bode geht nach 60 Berufsjahren in den wohlverdienten Ruhestand. Dass er den überhaupt gesund erreicht, ist ein Wunder.

    Brutaler Überfall in Hamburg: Räuber schießt Juwelier in den Bauch 

    Es war der 21.Mai 1987 als Benno Bode um ein Haar brutal aus dem Leben gerissen wurde. Kurz nach Ladenschluss klopft ein 42-jähriger Mann an die bereits geschlossene Ladentür. Benno Bode (damals 48) öffnet, weil der Mann sich bereits einen Tag zuvor hatte Schmuck zeigen lassen und offenbar an einigen Stücken ernsthaft interessiert war. Kaum in Geschäft schlägt Jochen B. aber die Mutter Benno Bodes mit einem Meißel nieder.

    Die 76-Jährige bricht blutüberströmt zusammen. Dann zieht der Täter eine Neun-Millimeter-Pistole aus seinem Schulterholster und feuert auf den Juwelier. Benno Bode  wird in Bauch und Arm getroffen. Später sagt er der MOPO: „Den ersten Schuss im Oberarm hab ich gar nicht bemerkt. Dann knallte es nochmal und ich spürte etwas am Bauch.“

    Der Räuber greift sich lose Diamanten im Wert von 25.000 Euro und hastet auf die Straße. Doch Benno Bode verfolgt den Verbrecher trotz seiner lebensgefährlichen Schussverletzungen. Er schwingt einen Knüppel und ruft Passanten zu: „Halten! Halten!“  Aber nach einigen hundert Metern Verfolgung bricht Bode entkräftet zusammen. Ein Notoperation rettet im später das Leben.

    Der Täter, ein bankrotter Finanzmakler aus dem bayerischen Regensburg, versucht vergeblich Autos anzuhalten und wird am Ballindamm schließlich von Polizisten gestellt. Hier richtet er die Waffe auf seinen Kopf, droht mit einem „Blutbad“ und fordert freien Abzug.

    Eine Stunde lang hält der Mann hier direkt am Ufer der Binnenalster die Polizei in Atem. Hunderte Schaulustige versammeln sich hinter den Polizeiabsperrungen und einige brüllen: „Knallt ihn ab!“

    Kurz nach 19 Uhr kann das Mobile Einsatzkommando (MEK) den Mann überwältigen. Doch dem gelingt es vorher vorher den Abzug seiner Waffe durchzudrücken. Trotz kugelsicherer Weste wird ein MEK-Beamter am Bauch getroffen und schwer verletzt. Das Urteil für den Räuber: Zehn Jahre Haft.

    Und Benno Bode? Der erholt sich erstaunlich schnell von den schweren Schussverletzungen und steht bald wieder im Laden. Nur um 17 Monate später erneut überfallen zu werden! 

    Juwelier Bode in Hamburg: Nach nur 17 Monaten der nächste Überfall

    Ein 23-Jähriger ließ sich am 5.Oktober 1988 zunächst Goldketten zeigen und versprühte im Geschäft plötzlich Tränengas. Der Täter raubte Ketten im Wert von 2500 Euro und rannte auf die Straße. Wieder verfolgte ihn der mutige Juwelier. Doch der junge Mann entkam zunächst. Polizisten konnten ihn aber später im Hauptbahnhof festnehmen. Die Goldketten trug er noch bei sich. 

    Im September 2015 schließlich erschien ein korpulentes Paar (32/31) im Juweliergeschäft, wedelte mit einem Packen 50er und ließ sich Goldketten zeigen. Dabei gelang es den Ganoven den Ladeninhaber abzulenken, drei Ketten einzustecken und aus dem Laden zu flüchten. Aber nicht mit Benno Bode!

    Der klammerte sich an den Griff eines Audi, mit dem die Dieb entkommen wollten. Aber der Fahrer gab Gas, der Juwelier stürzte, verletzte sich leicht. Das Diebes-Pärchen entkam zunächst, wurde aber später ermittelt. 2017 wird der Täter zu zwei Jahren und acht Monaten Knast verurteilt, seine Frau kommt mit einer Bewährungsstrafe davon.  

    Trotz dieser drei Überfälle macht Bode einfach weiter, als sei gar nichts geschehen. Nach der Tat 2015 sagte er: „2005 ist meine Frau gestorben. Warum soll ich zuhause rumsitzen? Ich hab mein ganzes Leben gearbeitet, ein paar Jahre werde ich das noch machen.“ Doch nun ist Schluss. Der unerschütterliche Benno Bode geht endgültig in die wohlverdiente Rente. 

     

     

     

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