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Totes Baby vom Straßenrand: Tochter lebte nur ein paar Stunden: Mutter (26) vor Gericht

Rostock –

Weil sie ihr gerade geborenes Kind seinem Schicksal überlassen hat und es wohl deshalb starb, muss sich von Dienstag an eine 26-jährige Frau vor dem Landgericht Rostock verantworten. Eine Passantin hatte das erfrorene Baby wenige Stunden nach der Geburt am Straßenrand gefunden.

Laut Anklage hat die Mutter in der Nacht zum 25. Mai 2019 im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen ein gesundes Mädchen neben einer Tischtennisplatte entbunden und es anschließend in einem Gebüsch versteckt.

Rostock: Baby im Gebüsch versteckt

Bei Temperaturen zwischen 11 und 19 Grad habe die junge Frau billigend in Kauf genommen, dass das nackte, verlassene Neugeborene sterben könnte. Zudem habe sie den Ablageort so gewählt, dass das Kind nicht schnell habe gefunden werden können.

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An dieser Tischtennisplatte soll die Angeklagte (26) ihre Tochter ohne Hilfe zur Welt gebracht haben.

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Damit habe sie sich des Totschlags schuldig gemacht, so die Staatsanwaltschaft Rostock.

Rostock: Totes Baby hatte einen großen Bruder

Die Angeklagte hat bereits einen fünfjährigen Sohn von demselben Vater, von dem sie auch die kleine Tochter hatte, die laut Obduktion lebendig zur Welt gekommen und an Unterkühlung gestorben war.

Rostocker Familie: Großmutter gab Hinweis

Den entscheidenden Hinweis gab laut „Ostsee-Zeitung“ die Mutter der Angeklagten. Als die Polizei nach dem Fund an den umliegenden Wohnhäusern klingelten, soll die Frau den Ermittlern gesagt haben, dass ihre Tochter kurz zuvor noch schwanger gewesen sei. Die Familie steht nach Informationen der Zeitung derzeit unter Betreuung. Die Mutter des toten Kindes war nach dem Fund zeitweise in der Psychiatrie.

Expertin: Schwangerschaft möglicherweise verleugnet

Wie die Rostocker Rechtsmedizinerin und Betreuerin der Opferambulanz, Verena Kolbe, sagte, handelt es sich möglicherweise um einen Fall einer verleugneten Schwangerschaft. „Das ist ein gut bekanntes Phänomen, das immer wieder vorkommt“, sagte Kolbe. Es sei aber meist schwierig, an die betroffenen Frauen heranzukommen und sie über die vielfachen Möglichkeiten der Hilfe zu informieren. Es könne auch sein, dass das Umfeld der Mutter nichts von der Schwangerschaft mitbekommen habe. (dpa/ste)

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