Von der Nordsee in die Alpen: Dieser Mann wanderte zu Fuß durch Deutschland
Besonders die Ebbe an der Nordsee hat es Enno Seifried auf seiner Reise angetan.
Foto: Enno Seifried
Die meiste Zeit übernachtete Enno Seifried während seiner Reise in einem Zelt.
Foto: Enno Seifried
3442 Kilometer in 165 Tagen: Diese Strecke legte der Leipziger Enno Seifried im vergangenen Jahr komplett zu Fuß zurück. Dabei wanderte er vom nördlichsten bis zum südlichsten Punkt Deutschlands und hielt seine Reise am Ende in einem Dokumentarfilm fest. Eine Region im Norden hat es ihm dabei besonders angetan.
Es muss nicht immer das andere Ende der Welt sein: Enno Seifried entschied sich dazu, das eigene Land zu erkunden und machte sich im Mai 2019 auf eine lange Reise. „Die Idee hatte ich eigentlich schon länger im Kopf herumschwirren, aber nie umgesetzt. Nachdem ich 2017 rund 700 Kilometer durch den Harz gewandert bin, wollte ich auch das endlich umsetzen“, sagt er im Gespräch mit der MOPO.
Von der Nordsee in die Alpen: Dieser Mann wanderte zu Fuß durch Deutschland
Los ging es am nördlichsten Punkt Deutschlands auf der Insel Sylt, von da mit der Fähre aufs Festland nach Husum und dann weitestgehend zu Fuß die Ostseeküste entlang. Dabei durchquerte er Kiel, Lübeck und die Halbinsel Darß, bis es von dort aus schließlich südwärts ging. Hamburg kreuzte er bewusst nicht. „Mein Fokus lag darauf, die Natur dieses Landes zu entdecken und mich dem Getummel der Menschenmassen in Großstädten zu entziehen.“
Der Leipziger, der sonst als als Bühnenbildgestalter und Tontechniker arbeitet, Theatermusik komponiert oder malt, war vor allem von der Nordsee fasziniert. „Ich war bei dieser Reise zum ersten Mal an der Nordsee und bin seitdem total begeistert von der Ebbe-Stimmung. Das ist mir sehr im Kopf geblieben“, schwärmt er. Gleichzeitig waren die ersten 100 Kilometer auch die schwersten: „Ich hatte am Anfang sehr mit meinen Füßen zu kämpfen, hatte ständig Blasen. Als der Sommer kam, wurde alles etwas leichter. Trotzdem mochte ich das raue Wetter im Norden“, so Enno Seifried.
Reise durch den Norden und den Süden: So abwechslungsreich ist Deutschland
Etwa 20 Kilometer legte er am Tag zurück – nur selten fuhr er mit dem Auto oder mit dem Zug. „Zwischendurch gab es kurze Passagen, wo ich Leute kennengelernt habe, die mich ein paar Kilometer mitgenommen haben oder wo ich mit dem Boot übergesetzt bin.“ Das sei aber eher die Ausnahme gewesen: Am Ende kam er allein auf rund 3.250 Kilometer Fußweg. Durch die Reise habe er mindestens zwölf Kilogramm abgenommen.
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Die Nächte verbrachte der Naturliebhaber meistens im Freien – unter sternenklarem Himmel oder im Zelt. Einmal die Woche genehmigte er sich aber auch mal eine Unterkunft. „Das brauchte ich, um warm zu duschen und meine Kamerausrüstung zu laden“, erzählt Enno Seifried. Verpflegung nahm er sich immer für vier Tage mit, um durch möglichst wenige Ortschaften zu wandern. Er wollte die Natur erleben. „Deutschland ist unfassbar abwechslungsreich: Allein zwischen Nord- und Süddeutschland passiert so viel – man denkt teilweise gar nicht, dass man sich noch im eigenen Land befindet“, stellte der Leipziger nach seiner Deutschland-Tour fest.
Leipziger durchquerte bereits Nordamerika, Mexiko und Spanien
Auch davor ist der Weltenbummler schon ganz schön rumgekommen: Er machte eine 17.000 Kilometer lange Reise durch Nordamerika, verbrachte anschließend mehrere Monate in Mexiko, bereiste Asien und Europa. Als nächstes steht eine Radtour um die Ostsee, vorbei am Nordkap und durch Finnland auf dem Plan. Kein Ziel scheint zu weit, keine Herausforderung zu groß. Das könne jeder schaffen, sagt Enno Seifried. „Wer 20 Kilometer am Tag wandern kann, schafft das auch mehrere Tage, Wochen oder Monate am Stück. Der Körper gewöhnt sich daran, so viel unterwegs zu sein.“
Das einzige, was man bedenken sollte: Nicht zu viel Gepäck mitnehmen. Ansonsten zählt für Enno Seifried nur eines: Durchhaltevermögen. „Man muss es nur wollen – und dem Wetter trotzen: Mit fünf Tagen Dauerregen muss man klarkommen. Und auch wenn die Füße mal streiken: Wenn man dankbar dafür ist, dass man so eine Reise überhaupt machen kann, hält man auch die weniger angenehmen Momente durch.“ Denn für die Erfahrung lohnt sich das Durchhalten – davon ist er überzeugt. „Wenn man nur draußen ist und alles im Rucksack hat, was man braucht, merkt man, wie wenig man zum Glücklich sein braucht. Das war für mich die größte Erfahrung.“
Dokumentarfilm „3442 Km Deutschland zu Fuß“ erscheint im Dezember
Enno Seifried dokumentierte seine Reise aber nicht nur für sich mit der Kamera, sondern lässt auch andere an seinen Erlebnissen teilhaben: Aus seinen Aufnahmen ist der Dokumentarfilm „3442 Km Deutschland zu Fuß“ entstanden. Darin gibt er Einblicke in seine persönlichen Reiserlebnisse und will zeigen, wie vielfältig Deutschlands Landschaft ist. Am 14. Dezember erscheint seine Reisedoku auf DVD und als Stream.