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Nach Schießübung: Soldat soll zwei Kameradinnen vergewaltigt haben

Kiel –

Ein Vergewaltigungsprozess gegen einen Bundeswehrsoldaten hat am Freitag vor dem Landgericht Kiel begonnen. Der inzwischen 32-Jährige gebürtige Rostocker soll laut Anklage vor drei Jahren zwei Soldatinnen im Alter von 18 und 22 Jahren nach einer Schießübung und einem anschließenden Trinkgelage auf dem Truppenübungsübungsplatz Todendorf im Kreis Plön vergewaltigt haben. 

Die Staatsanwältin Barbara Gradl-Matusek, eine in Missbrauchsprozessen sehr erfahrene Juristin, verliest beim Prozessauftakt die Anklage. Detailliert schildert sie den Ablauf des sexuellen Missbrauchs – für Zuhörer ist das nur schwer erträglich.

Kiel: Soldat soll zwei Kameradinnen missbraucht haben

Rückblende, 9. November 2017: Nach der Schießübung auf dem Truppenübungsplatz gibt es ein Grillfest. Dabei sind auch die beiden jungen Soldatinnen und der Unteroffizier. Die beiden Frauen trinken erhebliche Mengen Alkohol und ziehen sich auf ihr gemeinsames Zimmer zurück. Dort muss sich eine Frau erbrechen, die andere holt zwei Eimer. Der Unteroffizier betritt das Zimmer, er sagt, er wolle helfen und setzt sich auf eine Bettkante.

Laut Anklage soll dann dies passiert sein: Die beiden Frauen sind wegen des Alkoholkonsums praktisch nicht mehr in der Lage, sich richtig zu wehren. Der Soldat entblößt eine Frau und berührt sie mehrfach im Intimbereich. Die Frau stößt den Mann mit einem Bein beiseite. Dann vergewaltigt er die andere schlafende Soldatin und, wie später festgestellt wird, verletzt sie dabei. Eine der Frauen verlässt daraufhin das Zimmer, der Mann stellt sich zunächst schlafend und versteckt sich auch hinter der Tür. Bei der Rückkehr verschwindet er aus dem Zimmer.

Vergewaltigungsprozess in Kiel: Angeklagter streitet alles ab

Noch in der Nacht nehmen Feldjäger den Unteroffizier fest und übergeben ihn der Polizei. „Mein Mandant bestreitet die Vorwürfe“, sagt sein Rostocker Verteidiger Sven Rathjens am Rande der Verhandlung.

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Der Angeklagte faltet beim Prozessauftakt immer wieder unruhig die Hände, zupft am Hemdkragen. In Jeans und Jacket sitzt er, getrennt durch ein Corona-Schutzglas neben seinem Anwalt, die schwarze Stoffmaske hat er vom Gesicht genommen. Der gelernte Speditonskaufmann ist immer noch bei der Bundeswehr und inzwischen verheiratet. Welchen Dienstgrad er hat, ob er vom Dienst suspendiert ist – darüber gibt es vor Gericht und bei der Bundeswehr keine Angaben. 

Prozess in Kiel: Soldatinnen weiterhin bei der Bundeswehr angestellt

Der Stralsunder Anwalt Kai-Uwe Wittenbecher ist Vertreter der Nebenklägerinnen. Die beiden Frauen seien in Behandlung gewesen. Eine der beiden könne inzwischen etwas besser damit umgehen. Beide Frauen seien weiterhin bei der Bundeswehr.

Auf Antrag des Verteidigers des Angeklagten und des Anwalts der Nebenklägerinnen beschließt das Gericht, die Erklärung und Vernehmung des Angeklagten und der beiden Frauen in nichtöffentlicher Gerichtsverhandlung vorzunehmen. Die mutmaßlichen Opfer sollen am 4. und 11. Dezember aussagen. Das Landgericht will bis Anfang Februar 2021 an insgesamt neun Tagen verhandeln. (dpa)

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