Hamburger Arzt: Hilfe, ein Stalker schickt mir Unterhosen!
Wenn der Paketbote in seiner Praxis erscheint, weiß der Arzt schon, dass wahrscheinlich wieder mal ein Päckchen darunter ist, das an ihn persönlich adressiert ist. Seit Wochen erhält der ehemalige Ringarzt der Klitschko-Brüder fast täglich Sendungen von einem Unbekannten. Die Polizei ermittelt.
Dr. K. betreibt seit einigen Jahren eine HNO-Praxis in Billstedt. Der Mediziner hat sich einen guten Namen erarbeitet. Er war früher sogar Ringarzt bei Boxkämpfen der Klitschko-Brüder. Seit gut vier Wochen ist er aber zunehmend genervt, wenn der Paketbote in seiner Praxis erscheint.
Stalker schickt HNO-Arzt Pakete mit Unterwäsche
Neben Paketen mit medizinischem Bedarf für seine Praxis ist fast immer eines dabei, das an ihn persönlich gerichtet ist. Der Inhalt: Neben Flaschen mit guten Weinen auch ausgesuchte Herren-Unterwäsche, Suppen, Harry-Potter-Mützen und immer wieder Socken. Laut den inliegenden Rechnungen ist er als Besteller und Zahler ausgewiesen. Acht Sendungen seien es nach Angaben des Arztes bereits gewesen. Neuerdings werden auch Zeitschriften-Abos auf seinen Namen abgeschlossen.
Der HNO-Arzt ist entsetzt. „Ich habe mein Leben der Hilfe für Menschen in Not gewidmet und kann mir nicht erklären, warum man mir Böses will.“ Er glaubt, dass ein Stalker dahintersteckt, der es vielleicht schon bald nicht mehr nur bei der Zusendung von Paketen belässt. Zudem fühlt er sich durch die Zustellungen während der Öffnungszeiten seiner Praxis in seiner Arbeit behindert. Er hat die Vorfälle bereits bei der Polizei gemeldet und Strafanzeigen gestellt. Allerdings hat er das Gefühl, dass die Polizei seinen Anzeigen nicht sorgsam genug nachgeht.
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Die Polizei bestätigt den Eingang der Anzeigen und versichert, dass jeder einzelnen gewissenhaft nachgegangen wird. Laut einer Sprecherin werde diesbezüglich unter anderem wegen Betrugs in mehreren Fällen ermittelt. In einem Fall liege der Vorgang sogar schon bei der Staatsanwaltschaft. K. hat seine Angestellten und Mieter im Haus seiner Praxis bereits darum gebeten, keine Pakete mehr für ihn anzunehmen.
Was die Verbraucherzentrale rät
Die Verbraucherzentrale kennt dieses Problem. In manchen Fällen liegt ein missglückter Identitätsmissbrauch vor. Die Masche der Betrüger:innen ist hier eigentlich, die Ware mit ihren Daten zu bestellen, aber selbst das Paket zu erhalten. Man habe grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Sie behalten die Ware und ignorieren die Forderungen oder Sie senden die Ware zurück. Sie sollten für die Rücksendung der Ware keine Kosten auf sich nehmen. Kontaktieren Sie den Shop, von dem die Waren versendet wurden, und lassen Sie sich die Kosten für den Rückversand überweisen oder ein Retourenlabel zusenden.
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Sie sind nicht dazu verpflichtet, einen Online-Shop wegen falsch zugestellter Ware zu kontaktieren. Bei seriösen Shops können Sie dadurch aber vielleicht weiteren Ärger umgehen. Erläutern Sie, dass Sie die Ware nicht bestellt haben. Bewahren Sie die ungewollt erhaltenen Sendungen dann sechs Monate auf. Die beigefügte oder später erhaltene Rechnung müssen Sie nicht bezahlen. Liegt ein Identitätsmissbrauch oder etwa eine Böswilligkeit einer anderen Person vor, erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.