Waren es russische Rechtsradikale? Was hinter dem „Terror-Akt“ steckt
Nahe der ukrainischen und auch der belarussischen Grenze sterben auf russischem Staatsgebiet zwei Menschen bei Angriffen. Präsident Wladimir Putin spricht von einem „Terror-Akt“ seitens der Ukraine. Und beruft den Sicherheitsrat ein. Kiew wirft Moskau Desinformation vor. Die Lage bleibt unübersichtlich. Medien vermuten, dass russische Rechtsradikale hinter dem Anschlag stecken, die auf ukrainischer Seite kämpfen. Oder hat Russland doch alles selbst inszeniert?
Was war passiert?
Genau ist das noch nicht klar. Der russische Geheimdienst FSB berichtete aber von Kampfhandlungen im Dorf Ljubetschanje. Dabei sollen laut russischen Staatsmedien zwei Menschen gestorben sein, lokale Behörden sprachen von einem verletzten Kind. Angeblich soll ein zehnjähriger Junge bei dem Anschlag versucht haben, Menschen aus einem Auto zu retten, und dabei angeschossen worden sein. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.
Auch im rund 20 Kilometer südlich gelegenen Dorf Suschany soll es zu Anschlägen gekommen sein. Unter anderem sollen dort vier russische Soldaten verletzt worden sein, deren Fahrzeug über eine Landmine fuhr. So berichten es russische Medien. Beide Ereignisse fanden am Donnerstag statt.
Wer ist für die Aktionen verantwortlich?
Der Kreml hatte schnell seinen Schuldigen parat: „Ukrainische Saboteure“ hätten die Anschläge verübt, hieß es. Der FSB sprach von „ukrainischen Nationalisten“, die man nun „vernichten“ wolle.
Dann taucht plötzlich eine Art Bekennervideo auf. Männer in Militär-Uniform sprechen darin Russisch und halten eine Flagge in der Hand, die Medien als Banner des „Russischen Freiwilligenkorps“ (RDK) identifizieren. Diese russischen Emigranten kämpfen auf der Seite der Ukraine, die Einheit besteht hauptsächlich aus Rechtsradikalen, die früher beim berüchtigten Asow-Regiment kämpften.
Was ist über die Männer im Video bekannt?
Vor allem der Mann, der im Video links neben dem Fahnenschwenker steht, soll in Deutschland kein Unbekannter sein. Es handelt sich um den russischen Rechtsradikalen Denis Kapustin, auch bekannt unter dem Namen Denis Nikitin, der eine Weile in der Bundesrepublik lebte und in der Neonazi- und Hooligan-Szene bekannt ist.

Seit vergangenem August kämpft er nach eigenen Angaben für das RDK. Allerdings bezweifelt etwa der kanadische Rechtsextremismus-Experte Michael Colborne hehre Ziele Kapustins: „Ich glaube wirklich, dass er gegen Putin ist“, sagte er dem „Spiegel“. „Aber nicht so, wie wir denken.“ Der „weiße Nationalist“ würde Putin seines Erachtens am liebsten durch einen noch schlimmeren Herrscher ersetzen.
Oder steckt doch Moskau dahinter?
In russischen Oppositionskreisen gibt es entsprechende Gerüchte. Moskau wolle so das nahe der Anschläge gelegene Belarus in den Krieg ziehen oder eine Rechtfertigung für Repressalien im Inneren des Landes haben.
Das könnte Sie auch interessieren: „Terroranschlag“: Putin beruft nationalen Sicherheitsrat ein
Kiew indes will nichts mit Kapustin & Co. zu tun haben. Der russische Sicherheitsrat tagt aktuell noch. (km)
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.