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Heiß erwartete Memoiren: Kommt jetzt Obamas Abrechnung mit Trump?

Washington –

Einen besseren Zeitpunkt für die Veröffentlichung seiner Memoiren hätte sich Barack Obama (59) kaum aussuchen können: Die Präsidentschaft von Nachfolger Donald Trump (74) ist bald Geschichte, das Ende der Lügen und Ungeheuerlichkeiten in greifbarer Nähe. In „A Promised Land“ schildert Obama, wie es in seinen Augen überhaupt soweit kommen konnte.

Das Land der Verheißung ist ein Mythos, der so gar nicht zur amerikanischen Gegenwart passen will. Wenn Obama den ersten Band seiner zweiteiligen Memoiren über seine Zeit im Weißen Haus so betitelt, setzt er damit einen Kontrapunkt gegen die Regierungszeit von Donald Trump.

In dem 768 Seiten starken Buch „A Promised Land“, das am kommenden Dienstag auch in Deutschland unter dem Titel „Ein verheißendes Land“ erscheint, erklärt Obama, wie es überhaupt zur Trump-Regierung kommen konnte – und was Republikanerin Sarah Palin, die vom damaligen Präsidentschaftskandidaten John McCain als Vizepräsidentin vorgeschlagen wurde, damit zu tun hat. 

Obama: „Trump versprach Allheilmittel für rassistische Ängste“

„Es war, als ob allein meine Anwesenheit im Weißen Haus eine tiefsitzende Panik losgelöst hätte, eine Vorstellung, dass die natürliche Ordnung gestört worden sei“ – so beschreibt Obama im Rückblick seine Wahl zum ersten schwarzen Präsidenten der USA. 

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Barack Obama bei seiner Vereidigung als US-Präsident 2009.

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Deshalb habe Trump – so fasst es der Fernsehsender CNN zusammen – mit Unterstellungen begonnen, dass Obama nicht in den Vereinigten Staaten geboren und daher kein legitimer Präsident gewesen sei. „Millionen von Amerikanern, die über einen Schwarzen im Weißen Haus erschrocken waren, versprach er ein Heilmittel für ihre rassistischen Ängste.“

Obama schrieb bereits mehrere Bücher über sein Leben

In einer Besprechung für die „New York Times“ schrieb die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie, dem Autor gehe es mehr um die Politik als um persönliche Dinge – „aber wenn er über seine Familie schreibt, geschieht dies mit einer fast nostalgischen Schönheit“. Etwa wenn er das Lachen der kleinen Tochter Sasha beim Rubbeln ihrer Füße beschreibe. Oder das langsamer werdende Atmen seiner Frau Michelle, wenn sie an seiner Schulter einschlafe.

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Werden von vielen schmerzlich im Weißen Haus vermisst: Barack und Michelle Obama.

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Seine Erinnerungen an seine frühen Jahre in Honolulu und Chicago hat Obama bereits in dem Buch „Dreams from My Father: A Story of Race and Inheritance“ (1995) festgehalten, 2008 erschien es auf Deutsch unter dem Titel „Ein amerikanischer Traum. Die Geschichte meiner Familie“. Über die Anfänge seiner politischen Karriere berichtete er in „The Audacity of Hope“, das ein Jahr nach der Originalausgabe von 2006 ebenfalls auf Deutsch veröffentlicht wurde und den Titel trug: „Hoffnung wagen. Gedanken zur Rückbesinnung auf den American Dream“.

Obama: „Mit Sarah Palin kamen die dunklen Geister wieder“

Nun erfahren Obamas Leser mit „A Promised Land“ also, wie der Präsident seinen Einzug ins Weiße Haus erlebt hat. Mit dem Wahljahr 2008 erhielt die Polarisierung der amerikanischen Politik im Rückblick des demokratischen Politikers – so beschreibt es CNN – einen entscheidenden Schub. Festmachen lässt sich dies aus Sicht Obamas an der Berufung von Sarah Palin als Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin durch den dann unterlegenen republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain.

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John McCain und Sarah Palin als republikanisches Duo für die Präsidentschaft 2008.

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„Mit Palin schien es, als würden die dunklen Geister, die schon lange am Rand der modernen Republikanischen Partei lauerten – Fremdenfeindlichkeit, Anti-Intellektualismus, paranoide Verschwörungstheorien, eine Antipathie gegenüber Schwarzen und Braunen – ihren Weg auf die Hauptbühne finden“, so der 59-Jährige.

Mit dieser Personalentscheidung habe McCain „für die Vorlage gesorgt für künftige Politiker, für eine Verschiebung des Zentrums seiner Partei und der Politik des Landes insgesamt in eine Richtung, die er verabscheute“. McCain starb 2018. Aber er stelle sich vor, schreibt Obama laut CNN, dass McCain sich im Nachhinein anders entschieden hätte.

Buch-Kritikerin vermisst Emotionen in „A Promised Land“

Adichie schreibt in ihrer Besprechung für die „New York Times“ weiter, dass Obama immer ein nachdenklicher Politiker gewesen. In seinem neuen Buch aber stelle er sich auch immer wieder selbst in Frage. Dies reicht bis hin zur Überlegung, ob seine Entscheidung zur Präsidentschaftskandidatur wirklich eine Entscheidung gewesen sei, sich in den Dienst des Landes zu stellen – oder ob es nicht mehr um das eigene Ego gegangen sei.

Das Buch sei „nahezu immer mit Vergnügen zu lesen, Satz für Satz“, in einer großartigen Prosa, die Schilderungen mit feinen und lebendigen Details, lobt Adichie. Aber: Sie hätte sich mehr Emotionen des Politikers gewünscht, vermisst den Ärger über immer wieder neue Hindernisse, die ihm von der republikanischen Opposition in den Weg gelegt wurden.

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Offener spreche Obama über seine Begegnungen mit ausländischen Politikern, bemerkt Adichie. Hier biete das Buch eine Fülle von kleinen biografischen, oft humorvollen Skizzen. Über seinen Vizepräsidenten und gewählten Nachnachfolger schreibt Obama, Joe Biden sei anständig, ehrlich und loyal. Aber er könne auch „pieksig“ werden, wenn er nicht das bekomme, was ihm zustehe.Bleibt abzuwarten, wie oft die Welt und politische Gegner dies in den kommenden vier Jahren zu spüren bekommen. (alp/dpa)

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