• Foto: Florian Quandt

Supersportwagen und Antiquitäten: Dieser Mann wurde mit Kloschüsseln zum Multimillionär

Fritz Lays Augen leuchten, als er den Zwölf-Zylinder-Motor seines 44 Jahre alten Ferrari 512BB startet. In solchen Momenten ist er wieder zwölf, ein total autobegeisterter Junge. Jetzt, mit 69, hat sich der ehemalige Hamburger Top-Hotelier im beschaulichen Barmstedt bei Elmshorn mit „Lay’s Loft“ einen Traum erfüllt: eine alte Fabrik, umgebaut zum Eventcenter, voller automobiler Schätze und Antiquitäten. Und wie hat Lay alles finanziert? Unter anderem mit dem Handel mit viktorianischen Toilettenschüsseln.

Fritz Lay sitzt auf einem gigantischen, gut 200 Jahre alten Sofa („Day Bed“) unter einem lebensgroßen Porträt von Lady Hamilton, der Geliebten des britischen Seehelden Lord Nelson.

Erst Kellner, dann Koch: Lay lernt im Schwarzwald und Paris

Die liebevoll und individuell restaurierte ehemalige Wachsfabrik „Schlickum“ in Barmstedt ist voller solcher einmaliger Einrichtungsgegenstände. Und ganz viel davon stammt aus England. Denn dort hat Fritz Lay sein Glück gemacht. 

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Steht ein Ferrari Testarossa mitten im Lokal…Blick in die einmalige Location vor den Toren Hamburgs

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Aufgewachsen ist er aber als Winzersohn am Kaiserstuhl. Im legendären „Adler“ in Hinterzarten im Schwarzwald lernte Lay Kellner und im noch legendäreren Hotel „George V.“ in Paris Koch. Schließlich heuerte Lay im Londoner Luxushotel „The Connaught“ an, wurde dort Rezeptionist.

Einen besseren Ort, um mit wohlhabenden Autofans in Kontakt zu kommen, gibt es kaum. Nebenbei putzte der junge Hotelmitarbeiter die Rolls-Royce oder Ferraris, schraubte auch mal ein bisschen an ihnen herum. Geschickt war er, der Winzersohn, und dann bat ihn ein Lord darum, sich um sein marodes Bad in seinem Palais im feinen Londoner Stadtteil Mayfair zu kümmern.

„Water Monopoly“: Lay und Partner gründeten Firma

„Da habe ich meine Liebe zu Bädern entdeckt“ sagt Fritz Lay, eine Liebe fürs Leben, die sich bald zum „Big Business“ ausweitete. Zusammen mit einem Partner gründete er die Firma „Water Monopoly“ und Mitte der 70er inserierte Lay ganzseitig in bekannten Architekturzeitungen.

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Auf dem WC: Man beachte die spielerisch verzierte Kloschüssel

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Lay spezialisierte sich schnell auf alte Bad-Armaturen, herrlich verzierte viktorianische Kloschüsseln und Urinale, die er bei Haushaltsauflösungen in britischen Landsitzen oder bei Schließungen alter Hotels erwarb. Sogar königliche Badewannen hatte er im Angebot — nämlich die von Napoleon III. und Eduard VII. Lukrative Aufträge aus ganz Europa trudelten ein.

In Harvestehude: Lay führt das „Kleine vier Jahreszeiten“

1978 kam dann als zweites Standbein die Hotellerie dazu. Lay pachtete das „Hotel Abtei“ an der Abteistraße in Harvestehude. „Das war damals eine heruntergekommene Pension mit sechs Zimmern — alle ohne Bad“, so Fritz Lay.

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In normalen Lokalen steht vielleicht ein Buchsbaum im Foyer, hier ist es ein 79er Lamborghini Countach.

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Mehr als eine Million Mark steckte er rein, kaufte die Immobilie 1982 schließlich und machte aus dem Haus Hamburgs feinstes Privathotel. Insider sprachen vom „Kleinen Vier Jahreszeiten.“

2012 kam die Trennung: Lay konzentriert sich auf „Lays Loft“

Das Restaurant „Prinz Fredrick“ bekam 1992 einen Michelin-Stern. Fast 25 Jahre war Lay dann jeweils zur Hälfte Hoteldirektor und Luxus-Bäderhändler, pendelte zwischen Hamburg und London.

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Autos sind Fritz Lays große Leidenschaft, aber auch für Motorräder wie diese 75er Benelli Sei kann er sich begeistern.

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Doch 2012 schloss er das Hotel, verkaufte die Immobilie, später auch das Bäder-Unternehmen — um sich endgültig auf „Lay’s Loft“ zu konzentrieren.

Paradies für große Jungen: Ferrari vor der Bar, Snookertisch und Daddelautomaten

Die alte Fabrik am Flüsschen Krückau stand jahrelang leer, war eine Ruine. 2013 eröffnete Fritz Lay sein Loft auf 2500 Quadratmetern und zog mit seiner Frau selbst ein. Geschaffen hatte er ein Paradies für große Jungen: Direkt vor der Bar steht zum Beispiel ein weißer Ferrari Testarossa wie aus „Miami Vice“. Es gibt einen riesigen Snooker-Tisch, uralte hölzerne Daddelautomaten und Glückspielgeräte mit Messing-Beschlägen.

Die Gäste können in herrlichen Ledersesseln versinken, Zigarre rauchen, am Single-Malt-Whiskey nippen. Und vielleicht ertönt dann zu vorgerückter Stunde wieder ein Zwölf-Zylinder-Motor und lässt Barmstedt erbeben.

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Historische Ansicht des jetzigen Lofts.

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Eigentlich hat Fritz Lay nun mit 52 Arbeitsjahren genug geschuftet, will jetzt das Leben genießen. Doch „Lay’s Loft“ ist – wenig überraschend – zur Erfolgsgeschichte geworden; die einmalige Location wurde überrannt. Zeitweise stand der gelernte Koch Lay sogar wieder selbst in der Küche, um des Gäste-Ansturms Herr zu werden.

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Lay hat nun die Reißleine gezogen: „Ich werd’ bald 70, da denkt man noch mal über sein Leben nach und überlegt, wie viel Zeit einem wohl noch bleibt.“ Ein „paar Hochzeiten“ will Lay jetzt noch veranstalten, doch dann will er endgültig kürzertreten, wandern, Freunde treffen.

Also endlich wohlverdienter Ruhestand? Nicht ganz. Lay denkt darüber nach, einen „Enthusiasten-Club“ zu gründen: „Benzingespräche, gute Weine, nur ein paar Dutzend nette Menschen, die meine Interessen teilen.“

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