Jahrelanger sexueller Missbrauch? Schwimm-Verband reagiert auf Vorwürfe
Jahrelang war er sexualisierter Gewalt durch seinen Trainer ausgesetzt, sagte Ex-Wasserspringer Jan Hempel in einer ARD-Dokumentation im vergangenen Jahr. Der Deutschen-Schwimm-Verband (DSV) soll von den Übergriffen gewusst haben. Um diese Vorwürfe endgültig aufzuarbeiten, hat der Verband jetzt ein unabhängiges Aufklärungsteam einberufen.
Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) hat ein unabhängiges Gremium mit der Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt beauftragt und reagiert damit auf die Kritik am bisherigen Umgang mit dem Thema. Das mit Expertinnen und Experten besetzte Team soll zunächst ein Jahr lang Erkenntnisse sammeln und anschließend berichten, die entstehenden Kosten werden aus dem Verbandshaushalt zugesichert. Das teilte der DSV am Samstag mit.
Schwere Vorwürfe nach ARD-Dokumentation
„Wir betonen stets, wie wichtig uns die Sicherheit und das Wohlergehen aller Mitglieder ist”, sagte DSV-Vizepräsident Wolfgang Rupieper: „Deswegen sind wir froh, dass wir nun den Prozess der Aufarbeitung der in der ARD-Dokumentation genannten Vorwürfe sexualisierter Gewalt beginnen können.”
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Unter anderem der ehemalige Wasserspringer Jan Hempel hatte in der Doku von jahrelangem sexuellen Missbrauch durch einen Trainer berichtet und dem DSV vorgeworfen, davon gewusst, aber nicht gehandelt zu haben.
„Besonder Verantwortung“ für Aufarbeitungsteam
„Als Verband wollen wir transparent mit Fehlern in der Vergangenheit umgehen und uns mit all unseren Möglichkeiten dafür einsetzen, weitere solcher Vorfälle zu verhindern”, sagte Rupieper nun: „Und natürlich wollen wir mit diesem Vorgehen und den daraus abzuleitenden Veränderungen unserer Verantwortung den Betroffenen gegenüber gerecht werden.”
Dem Team gehört unter anderem die Sportsoziologin Bettina Rulofs an. Sie veröffentlichte bereits bedeutende Studien zu sexueller und interpersoneller Gewalt im Spitzen- und Breitensport und gilt in Deutschland als führende Expertin auf dem Gebiet. Man betrete „mit dem Aufarbeitungsteam für den organisierten Sport Neuland” und sei sich „der besonderen Verantwortung bewusst”, sagte Rulofs.
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Jurist Martin Nolte, ebenfalls Mitglied des Gremiums, ist Leiter des Instituts für Sportrecht an der Deutschen Sporthochschule Köln. „Es handelt sich hier um den ersten umfassenden Aufarbeitungsprozess in einem olympischen Verband in Deutschland”, sagte Nolte: „Wir möchten damit Standards setzen und eine Vorbildfunktion für weitere Aufarbeitungsprozesse erfüllen.” (sid/mp)