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Klimaschutz: Im Schatten von Corona zerstören wir weiter unseren Planeten

Die Natur erhole sich hieß es am Anfang der Corona-Pandemie, als die CO2-Werte weltweit sanken. Das ist leider ein Trugschluss: Denn obwohl die Welt immer noch mitten in der Coronakrise steckt, zerstört der Mensch im Schatten des Virus‘ den Planeten weiter. Dabei werden gleichzeitig immer mehr Umweltaktivisten Opfer von Gewalt.

Bei ihrem Einsatz für die Natur wurden 212 Umweltschützer im Jahr 2019 getötet. Das erklärt die Nichtregierungsorganisation (NGO) „Global Witness“ in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie. Zusätzlich würden Klimaaktivisten durch Angriffe, Bedrohungen oder Verhaftungen zum Schweigen gebracht werden.

Studie zeigt: So viele Umweltschützer wurden 2019 getötet

Über die Hälfte der Morde wurde laut der Studie in nur zwei Ländern verübt: in Kolumbien (64) und auf den Philippinen (43). Auf Platz Nummer drei liegt Brasilien mit 24 dokumentierten Fällen. Auch im EU-Land Rumänien wurden 2019 zwei Umweltaktivisten getötet. Allerdings sei die Dunkelziffer weltweit wahrscheinlich höher.

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„Viele der Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen werden durch die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und Korruption im politischen und wirtschaftlichen System verursacht“, so Rachel Cox von „Global Witness“. Besonders Landwirtschaft, Öl- und Gasgewinnung und Bergbau sorgten für Gewalt gegen Umweltschützer – das seien genau die Industrien, die durch Abholzung und Emissionen auch den Klimawandel befeuerten.

Umweltschäden: Der Amazonas brennt immer weiter

Für den Juni registrierte Brasiliens Institut für Weltraumforschung „Inpe“ 2248 Feuer im brasilianischen Amazonasregenwald. Das ist die höchste Zahl in einem Juni seit dem Jahr 2007. Im Vergleich zum vorherigen Jahr ist die Anzahl der Feuer um fast 300 gestiegen. Und bereits 2019 erlebte Brasilien die schlimmsten Waldbrände seit mehr als 20 Jahren. In der ersten Hälfte 2020 wurde im brasilianischen Regenwald so viel gerodet wie noch nie zuvor – mit Billigung der Regierung.

Gefahr durch Waldverlust: Rodung in Afrika

Aber nicht nur in Lateinamerika wird immer mehr abgeholzt, auch in Afrika zeichnen sich deutliche Waldverluste ab. Laut Experten der UN-Landwirtschaftsbehörde FAO habe sich der Kontinent in den vergangenen zehn Jahren zum Brennpunkt der weltweiten Waldverluste entwickelt. Als Gründe für die Abholzung nannten die Fachleute das starke Wachstum der Bevölkerung sowie die Notwendigkeit kleiner Bauern, ihre Existenzgrundlagen zu sichern.

Klimawandel: Ungewöhnliche Hitzewelle in Sibirien

Da ist aber auch noch Sibirien, das auf der anderen Seite der Weltkarte unter einer ungewöhnlichen Hitzewelle leidet. In der Stadt Werchojansk in Jakutien, die als einer der kältesten bewohnten Orte der Welt gilt, seien Ende Juni 38 Grad gemessen worden – ein Rekord für die Messstation. Das zweite Jahr in Folge toben außerdem wegen der Hitze innerhalb des Polarkreises verheerende Brände.

Zunehmende Wetterextreme wie Dürren, Starkregen oder Stürme in ärmeren Ländern Mittelamerikas oder Asiens bedrohen außerdem die Existenz von Kleinbauern, Hirten- und Fischerfamilien – und damit die Nahrungsmittelproduktion.

Zoonosen: Infektionskrankheiten von Tier zu Mensch

Überall auf der Welt verlieren Wildtiere ihren Lebensraum, weil der Mensch aufgrund von Brandrodung immer tiefer in die Gebiete vordringt. Auf diese Weise kommt er auch vermehrt in Kontakt mit den Tieren, wodurch sich die Gefahr von „Zoonosen“ erhöht. Zoonosen sind Infektionskrankheiten, deren Erreger sich auf natürliche Weise vom Tier auf den Menschen übertragen. Auch das Coronavirus wird als solches definiert, dessen Ursprung vermutlich in einem Wildtiermarkt in Wuhan liegt.

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„Immer mehr Zoonosen drohen unsere Welt zu verändern – weil wir Menschen sie massiv verändert haben“, sagt Matthias Glaubrecht vom Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg. „Das wahre Problem ist der Mensch. Zoonosen entstehen dort, wo zunehmend mehr Menschen die natürlichen Lebensräume verändern. Dort, wo die Landnutzung durch Waldrodungen und Landwirtschaft, durch Straßen und Bergbau zunimmt.“

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