Machtwort von Irvine: So kam St. Pauli zum siebten Sieg in Serie
Eine Kleinigkeit wollte er sich dann doch gönnen zur Feier des Tages. „Ein, zwei Bierchen“, kündigte Fabian Hürzeler an, dürften es schon gern sein nach der Einstellung eines 48 Jahre alten Vereinsrekords. Oder eine der „slowakischen Spezialitäten“, die Co-Trainer Peter Nemeth im Portfolio hat. Aber noch wichtiger als der siebte Sieg in Serie an sich beim 2:1 gegen die SpVgg Greuther Fürth war St. Paulis Coach etwas anderes.
Denn nach nahezu komplett verpenntem Start in die Partie inklusive eines regulären (6.) und eines aberkannten Gegentores (10.) zog sich seine Elf am eigenen Schopf aus dem Sumpf. „Die Reaktion danach ist das Entscheidende“, erklärte Hürzeler. „Wir können auch mal schlecht Fußball spielen wie in den ersten 25 Minuten. Aber wie die Mannschaft zusammenhält und welchen Geist sie bewiesen hat, zeigt mir, dass die Mannschaft funktioniert. Das ist für einen Trainer und damit für mich sehr wichtig.“
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Unmittelbar nach dem vermeintlichen 0:2 hatte Kapitän Jackson Irvine die Truppe am Mittelkreis zusammengetrommelt und während der VAR noch die am Ende hauchzarte Abseitsstellung von Schütze Ragnar Ache checkte offenbar die richtigen Worte gefunden. „Er hat betont, dass wir aufwachen und fokussierter sein müssen“, klärte Eric Smith auf, und Lukas Daschner fügte an: „Wir haben uns gesagt, dass wir die ersten zehn Minuten abhaken und unser Spiel spielen müssen.“
Leart Paqarada: Der Sieg spricht für St. Paulis Charakter
Der kurz darauf wunderbar herausgespielte Ausgleichstreffer von Manolis Saliakas (14.) war ein weiterer wichtiger Schritt, die Partie zu drehen. Auch wenn nicht nur Siegtorschütze Oladapo Afolayan (55.) über die gesamten 90 Minuten urteilte: „Das war sicherlich nicht unser bestes Spiel.“ Aber, und das ist unterm Strich das einzig Wichtige, es wurde gewonnen. „Ich finde, dass genau das die Spiele sind, die du als Mannschaft drehen und reißen musst. Das spricht für den Charakter“, befand Leart Paqarada zurecht.
St. Paulis Coach Fabian Hürzeler weiß: „Es ist eine Kopfsache“
Zumal der von Daschner herausgeholte Platzverweis von Fürths Gideon Jung unmittelbar vor der Pause St. Pauli zwar „in die Karten gespielt hat“, wie Hürzeler meinte. Aber auch das will – wie das Selbstbewusstsein nach zuvor sechs Siegen – erst einmal in die richtige Bahn gelenkt werden. „Es ist eine Kopfsache, wie man in das nächste Spiel reingeht. Jeder, der selbst gespielt hat, weiß: Nach sechs Siegen denkst du, okay, es geht vielleicht auch mal mit drei Prozent weniger.“ Dabei seien eher drei Prozent mehr gefragt, weil die eigene Herangehensweise prinzipiell immer gleich sei und die Gegner nun nach Lösungen dafür suchen.
St. Pauli egalisiert Vereinsrekord aus dem Jahr 1975
Das ist mittlerweile sieben Kontrahenten hintereinander zumindest nicht so gelungen, dass es Ertrag gebracht hätte. Das ist einer Zweitliga-Elf des FC St. Pauli letztmals in der Saison 1974/75 geglückt, damals war das Unterhaus allerdings noch zweigeteilt in Nord- und Süd-Staffel. Als nächstes wird sich am kommenden Sonntag der SV Sandhausen versuchen. Und auch wenn klar ist, dass die Reise auf Wolke sieben nicht ewig so weitergehen wird: Mit einem achten Dreier hätten sich Hürzelers funktionierende Fußballer ein Alleinstellungsmerkmal in den Vereinsannalen gesichert. Zuzutrauen ist es ihnen allemal.