Mitarbeiter der Spurensicherung kommen aus dem Versammlungsgebäude der Zeugen Jehovas im Stadtteil Alsterdorf
  • Mitarbeiter der Spurensicherung kommen aus dem Versammlungsgebäude der Zeugen Jehovas im Stadtteil Alsterdorf
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Amoktat in Hamburg: Polizei prüft, ob es Mitwisser gab

Haben Menschen von den Plänen von Philipp F. (35) gewusst, der im Gemeindehaus der Zeugen Jehovas in Alsterdorf mehrere Menschen tötete? Die Polizei verfolgt offenbar gerade Hinweise, die auf den Verdacht deuten lassen.

Dutzende Menschen wurden seit der Amoktat in der vergangenen Woche befragt, viele Hinweise gingen bei der Polizei und Staatsanwaltschaft ein. Sprecher beider Behörden berichten, dass alles abgearbeitet werde, es unter den Hinweisen auch viele widersprüchliche Angaben gebe.

Wussten Freunde etwas von einer geplanten Amoktat?

Doch es gibt offenbar auch Hinweise, die darauf schließen lassen, dass Menschen, die dem Täter nahe standen, etwas von dessen Plänen wussten. Dafür wird momentan im Kreise der Zeugen Jehovas ermittelt. Deren Befragungen sollen sich schwierig gestalten, weil Mitglieder wohl dazu angehalten sind, nicht über die Gemeinde zu berichten. Auch im persönlichen Umfeld von Philipp F. werden Menschen befragt, etwa mögliche Freunde, Bekannte, Arbeitgeber. Der Sprecher der Zeugen Jehovas, Michael Tsifidaris, betonte, man werde seinen Beitrag zur Aufklärung leisten.

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Bei der Befragung des Bekanntenkreises – zu dem auch das Umfeld des „Hanseatic Gun Clubs“ gehört, in dem F. als Sportschütze regelmäßig den Schusswaffengebrauch übte – geht es auch darum zu klären, inwieweit man Dritten eine strafrechtlich relevante Mitverantwortung vorwerfen kann. Und ob diese eventuell den Amoklauf hätten verhindern können.

Eine Frau zündet vor dem Gebäude der Zeugen Jehovas im Stadtteil Alsterdorf eine Kerze an dpa
Eine Frau (M) zündet vor dem Gebäude der Zeugen Jehovas im Stadtteil Alsterdorf eine Kerze an
Eine Frau zündet vor dem Gebäude der Zeugen Jehovas im Stadtteil Alsterdorf eine Kerze an

„Grundsätzlich sind die Befragungen erstmal da, um sich ein komplettes Bild von Philipp F. zu machen“, sagt Sandra Levgrün, Sprecherin der Polizei. Ziel sei, den Opfern und Angehörigen die Frage nach dem Warum beantworten zu können. „Natürlich gucken wir auch, ob da eine Person dabei ist, die eine strafrechtliche Mitverantwortung trägt.“

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Bei dem Amoklauf starben sieben Menschen, darunter ein ungeborenes Kind im Mutterleib. Philipp F. tötete sich im Anschluss selbst. Polizisten fanden seine Leiche im 1. Stock des Gemeindehauses an der Deelböge in Alsterdorf. (dg)

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