Tödliches Versagen: Hamburgs Polizei und der Amoklauf
Fehler passieren. Und wenn sie den Sicherheitsbehörden passieren, dann können die Folgen verheerend sein. So wie im Fall des Amok-Schützen Philipp F.: Der hatte eine Waffe, die Polizei wurde vor ihm gewarnt. Dass er verrückt sei, dass von ihm eine Gefahr ausgehe. Und was macht die Hamburger Polizei? Schickt zwei Verwaltungsbeamte, die seinen Waffenschrank kontrollieren, aber qua Ausbildung gar nicht in der Lage sind, seinen psychologischen Zustand zu bewerten.
Immerhin wurde auch im Netz recherchiert. Dass der spätere Killer eine wirre Selbstbeschreibung als Berater samt Fantasiehonoraren von 250.000 Euro Tagessatz ins Internet gestellt hat, macht aber offenbar niemanden stutzig. Zumindest hält es die zuständige Beamtin nicht für nötig, F.s 300-Seiten-Machwerk voller verrückter Thesen mit dem Titel „Die Wahrheit über Gott, Jesus Christus und Satan“ zu lesen.
Hamburgs Polizei muss nachträglich Fehler einräumen
Darin steht unter anderem, dass Adolf Hitler ein Werkzeug Jesus Christus gewesen sei und der Holocaust eine „Handlung des Himmels“, dazu allerlei antisemitisches und frauenfeindliches Zeugs sowie die Legitimierung von Massenmord und Angriffskrieg.
Erst heißt es dazu von der Polizei, man habe das Buch bei Google nicht gefunden, der Algorithmus sei schuld. Fast zwei Wochen später kommt raus: Das Buch war bekannt, es wurde schlicht ignoriert.
Amoklauf in Hamburg: Bei der entscheidenden Aufgabe versagt
Dass in der Hektik nach einem Amok-Lauf eine Informationspanne passieren kann – geschenkt. Dann muss aber auch sofort die Öffentlichkeit informiert werden, wenn dieses intern klar wird. Das dass nicht geschehen ist, liegt klar in der Verantwortung des Polizeipräsidenten.
Das Hauptproblem liegt jedoch woanders. Die Polizei als Waffenaufsichtsbehörde hatte hier eine Aufgabe: Nach der Warnung zu prüfen, ob Philipp F. zurechnungsfähig genug ist, eine Waffe zu besitzen. Mittlerweile ist klar: Sie hat dabei gleich auf mehreren Ebenen versagt. Das muss auch personelle Konsequenzen haben, wenn in der Folge so viele Menschen sterben.