Pleiten, Pöbeleien, Privatleben: Die Gründe für Nagelsmanns Bayern-Aus
Wann wird der Rauswurf-Hammer offiziell? Die Führungsriege des FC Bayern München hat sich bei der Ankunft am Vereinsgelände am Freitagvormittag nicht zu Medienberichten über eine sofortige Trennung von Trainer Julian Nagelsmann (35) und dessen Nachfolger Thomas Tuchel geäußert. Über die Gründe für die Entscheidung sickert derweil immer mehr durch.
Präsident und Aufsichtsratschef Herbert Hainer gab zunächst keinen Kommentar zur brisanten Thematik ab, als er mit seinem Wagen in die Tiefgarage an der Säbener Straße fuhr. Auch Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic, die nicht denselben Weg wie Hainer wählten, äußerten sich nicht.
Nagelsmann: Frühes Aus im Pokal und der Champions League im letzten Jahr
Warum fliegt Nagelsmann? Zweifel am von den Bossen einst selbst so betitelten „Trainertalent“, für das die Bayern angeblich 20 Millionen Euro Ablöse an RB Leipzig gezahlt haben, gab es schon seit der Vorsaison mit den peinlichen Pleiten gegen Gladbach im Pokal (0:5) oder in der Champions League gegen den Außenseiter Villarreal.
Jetzt fürchteten Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic wohl ein Deja-vu der bösen Art und reagierten auf die schwachen Bundesliga-Ergebnisse der letzten Wochen. Der Titelverteidiger geht bekanntlich nur als Zweiter ins Spitzenspiel beim BVB am 1. April.
Hatte Nagelsmann die Kabine nicht mehr im Griff?
Rund um das Duell mit Thomas Tuchels Ex-Klub PSG in der Königsklasse (1:0/2:0) gab es zwar mehrere Treueschwüre – von Kahn über Salihamidzic bis hin zu Präsident Herbert Hainer und dem einstigen Patriarchen Uli Hoeneß. Doch die ernüchternde 1:2-Niederlage am vergangenen Sonntag in Leverkusen brachte eine neue Dynamik.
Salihamidzic hatte die Leistung mit klaren Worten kritisiert. Überhaupt soll man in der Chefetage das Gefühl gehabt haben, Nagelsmann habe die Kabine nicht mehr voll im Griff. Zu spät kommende Profis wie Leroy Sané, die öffentliche Kritik von Manuel Neuer – all das kam nicht gut an.
Nagelsmann war mit Freundin Lena Skifahren
Zudem soll man beim FC Bayern verstimmt darüber sein, dass sich Nagelsmann oft in den Vordergrund stellt. Auch seine Pöbeleien gegen den Schiedsrichter („Dieses weichgespülte Pack!“) nach der Gladbach-Pleite kamen gar nicht gut an.
Dass der Trainer mit seiner Freundin Lena Wurzenberger Skifahren war (wo er auch aus den Medien von der Entlassung erfuhr), während in München trainiert wurde, sorgte laut Sky auch für Stirnrunzeln. Überhaupt wurde die Beziehung zur (mittlerweile ehemaligen) Bayern-Reporterin der „Bild“ nicht sonderlich gefeiert in Führungskreisen.
Bayern drohte Rennen um Tuchel zu verlieren
Nun wird also reagiert. Zumal die Bayern fürchten mussten, dass ihnen ihr Traumtrainer Tuchel erneut durch die Lappen gehen würde. Tottenham Hotspur war an ihm dran, bei Real Madrid war er perspektivisch als Ancelotti-Erbe im Gespräch. Der Posten des englischen Nationaltrainers von Gareth Southgate soll ihn gereizt haben.
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Die Umstände der Nagelsmann-Freistellung, wie die Trennung aus vertragsrechtlichen Gründen genannt werden soll, führten derweil im Münchner Fanlager zu Kritik. Wie Nagelsmann wurden auch die Spieler kalt erwischt. (dpa/sid/la)