Ermittlungen gegen Ex-RAF-Mitglied: LKA-Beamte filzen Hotelzimmer in Hamburg
Er soll vor 30 Jahren, in der Hochzeit der Roten Armee Fraktion (RAF), bewaffnete Raubüberfälle begangen haben, auf Supermärkte und Geldtransporter. Seitdem ist Burkhard Garweg, heute 54 Jahre alt, zusammen mit anderen RAF-Mitgliedern auf der Flucht. Doch die Ermittlungen laufen noch: Am Mittwochabend sind in Hessen und Hamburg mehrere Objekte gefilzt worden, auch Angehörige Garwegs sind befragt und überprüft worden.
Zuständig in dem Fall ist die Staatsanwaltschaft Verden, da Garweg und seine RAF-Truppe, darunter die ebenfalls weiterhin flüchtigen Daniela Klette und Ernst-Volker Staub, überwiegend in Niedersachsen und NRW zugeschlagen haben sollen, auch nach ihrer Flucht Anfang der 90er-Jahre.
Garwegs Bruder hielt sich in Hamburg auf
Am Mittwochabend wurden nun, nach langwierigen Ermittlungen des LKA, die Wohnung von Garwegs Schwester in Frankfurt am Main und ein Hotelzimmer in Hamburg durchsucht; in Letzterem sollen sich Garwegs Bruder und seine Schwägerin aufgehalten haben. Zuerst berichtete der „Spiegel“ über die Aktion der niedersächsischen Zivilfahnder.
Auch die Wohnung der Eltern des Flüchtigen in Hamburg suchten die Beamten auf. Mutter und Vater gelten dabei nicht als Verdächtige, drückt die Staatsanwaltschaft Verden dabei ausdrücklich aus. Man habe nach Hinweisen auf den Verbleib des Sohnes gesucht, einen konkreten Anlass habe es nicht gegeben. Ein Sprecher bestätigte lediglich „polizeiliche Maßnahmen im familiären Umfeld“. Mehr wolle man aus ermittlungstaktischen Gründen nicht mitteilen.
Ermittler hatten kein DNA-Material – bisher
Vom Bruder und der Schwester sollen die Beamten DNA-fähiges Material entnommen haben, weil es von Burkhard Garweg offenbar kein DNA-Material gibt, welches die Beamten mit an Tatorten sichergestelltem Material vergleichen könnten. Auch Handys und Laptops wurden bei der Kontrolle sichergestellt. Die Ermittler vermuten, dass Bruder und Schwester möglicherweise Kontakt zu Garweg haben könnten, der zuletzt vermutlich im Jahr 2016 gesehen wurde. Sicher sind sich die Beamten dabei aber nicht.
Die RAF war eine linke Terrorgruppe, die auch nicht davor zurückschrak, Menschen in ihrem Kampf gegen den Staat zu töten. So zählen Geschäftsführer verschiedener Großunternehmen zu ihren Opfern, auch diverse Geiselnahmen gehen auf ihr Konto. Den ersten Mord begingen Mitglieder 1971 in Hamburg: Sie töteten in Poppenbüttel den Polizisten Norbert Schmidt.
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1998 löste sich die RAF offiziell auf, doch auch für die Jahre danach rechnet man ehemaligen RAF-Mitgliedern noch Straftaten zu, darunter auch Daniela Klette, Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. Sie sollen 2015 in Stuhr bei Bremen einen Geldtransporter überfallen haben. Die Beamten sicherten DNA-Material von Staub und Klette. Eine groß angelegte Fahndungsaktion mit Bildern aus Überwachungskameras blieb erfolglos. (dg)