• Kreml-Chef Wladimir Putin (l.) und Belarus-Herrscher Alexander Lukaschenko
  • Foto: Sergei Chirikov/POOL EPA/AP/dpa

Nuklearwaffen in Belarus: Wie realistisch ist nun ein Atomkrieg?

Am Wochenende kündigte Russlands Präsident Wladimir Putin an, taktische Atomwaffen ins Nachbarland Belarus zu verlegen. Das Land ist ein Verbündeter Moskaus, Spötter sprechen eher von einem Vasallenstaat. Fakt ist: Mit der Verlegung der Waffen rücken Russlands Atomwaffen näher an die Außengrenzen der NATO-Staaten. Aber: wie realistisch ist ein Atomkrieg überhaupt? 

Aus westlicher Perspektive ist es definitiv ein Schritt Richtung Eskalation. Nach Darstellung des Kreml-Herrschers hingegen ist es lediglich die Herstellung einer Art Waffen-Gleichheit: Putin verwies darauf, dass auch die USA bei Verbündeten in Europa Atomwaffen stationiert haben. „Wir machen nur das, was sie schon seit Jahrzehnten machen.“ Tatsächlich sind in mehreren europäischen Staaten und in der Türkei taktische Atomwaffen stationiert, unter anderem auch im deutschen Ramstein in Rheinland-Pfalz.

Zudem hatte Moskau sich zuletzt empört, dass Großbritannien erwägt, Kiew Uranmunition zu liefern. Die besitzt eine besondere Schlagkraft, kann Panzer zerstören. Laut eigenem Bekunden verfügt auch Moskau über Massen von Uranmunition, habe sie bisher aber nicht eingesetzt.

„Taktische Atomwaffen“ mit weniger Reichweite als „strategische Atomwaffen“

„Taktische Atomwaffen“, wie sie nun in Belarus stationiert werden, können im Gegensatz zu „strategischen Atomwaffen“ zielgenauer eingesetzt werden, haben aber eine geringere Sprengkraft und Reichweite. Allerdings sind es immer noch mehrere Hundert Kilometer, eine Stationierung in Belarus hätte also gehörige Auswirkungen auf Ost- und Mitteleuropa. „Strategische Atomwaffen“ spielten vor allem im Kalten Krieg eine Rolle, mit diesen hätten die UdSSR und die USA sich direkt beschießen können.

Apropos UdSSR: Ein Vorwurf wurde am Wochenende seitens westlicher Staaten und auch Kiews laut: Mit der Stationierung wolle Putin a) Belarus immer mehr zum Vasallenstaat Russlands machen und b) eine „Aura der Sowjet-Ära“ verbreiten, so nannten es Expert:innen des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW). Sprich: Es geht Putin um die Errichtung einer Art Mini-Sowjetunion und er will mit der atomaren Drohung vor allem eins: abschrecken.

US-Institut: Putin wird Atomwaffen eher nicht einsetzen

Die ISW-Studie sieht dementsprechend keine erhöhte Gefahr eines Atomkriegs:  Schon bisher könne Russland mit seinen Atomwaffen jeden Punkt der Erde erreichen. Putin sei aber ein „risikoscheuer Akteur, der wiederholt mit dem Einsatz von Atomwaffen droht, ohne Absicht, das auch durchzuziehen“.

Der Leiter des ukrainischen Verteidigungsrates, Oleksiy Danilow, sprach davon, dass Moskau „Belarus als nukleare Geisel“ ausnutze.

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Das Auswärtige Amt nannte Putins Ankündigung einen „weiteren Versuch der nuklearen Einschüchterung“.

Auch die Opposition mahnte zur Besonnenheit: Die NATO sei auf die neue Situation „längst eingestellt“, so der CDU-Außenexperte Roderich Kiesewetter. (km)

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