Streikende Mitglieder der EVG ziehen lautstark mit Fahnen und Streikwesten durch den Hamburger Hauptbahnhof.
  • Streikende Mitglieder der EVG ziehen lautstark mit Fahnen und Streikwesten durch den Hamburger Hauptbahnhof. (Archivbild)
  • Foto: dpa/Bodo Marks

Streik in Hamburg: So ist die Lage am Flughafen, bei S-Bahnen und am Elbtunnel

Wer am Montag reisen will, braucht Zeit – und starke Nerven. Wegen des Verkehrswarnstreiks fahren keine Regional- und Fernzüge, fliegen keine Flugzeuge. Aber: Zumindest der Elbtunnel bleibt – anders als von Verdi geplant – vom Warnstreik verschont. Die S-Bahn richtete am Morgen einen Notbetrieb ein.

Hamburgs Bürgerinnen und Bürger müssen sich am Montag wegen des ganztägigen Verkehrswarnstreiks auf weitreichende Einschränkungen einstellen. So fallen am Hamburger Flughafen alle 147 Abflüge aus. Zudem hätten die Airlines bereits 88 der 152 geplanten Landungen gestrichen, teilte der Airport am Montagmorgen mit. „Die Lage in den Terminals ist heute Morgen erwartungsgemäß ruhig, die Abflug-Terminals sind wie leergefegt“, sagte Katja Bromm, Kommunikationsleiterin des Flughafens.

Der Streik beträfe auch einzelne Flüge, die am Sonntag nach Beginn des Warnstreiks um 22 Uhr geplant gewesen waren. Ursprünglich hatte der Airport rund 35.000 Fluggäste erwartet. Am Sonntag beendeten derweil die Beschäftigten der Stadtreinigung ihren mehrtägigen Warnstreik. Er betraf die Recyclinghöfe, die Müllabfuhr und die Straßenreinigung.

Gerichtsbeschluss: Der Elbtunnel bleibt am Montag offen

Autofahrer auf der Autobahn A7 im Hamburger Stadtgebiet können dagegen aufatmen. Der von Verdi geplante Warnstreik am Elbtunnel fällt aus. Das Landesarbeitsgericht Hamburg habe die Gewerkschaft verpflichtet, eine Notdienstvereinbarung vorzulegen, nach der ein normaler Betrieb des Tunnels möglich ist, sagte der für die Autobahn GmbH zuständige Verdi-Vertreter Domenico Perroni.

Die vorherige Instanz – das Arbeitsgericht Hamburg – hatte das noch anders gesehen und die von der Autobahn GmbH des Bundes verlangte einstweilige Verfügung am Samstag abgelehnt.

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Die A7 gehört zu den meistbefahrenen Autobahnen in Deutschland. Den Elbtunnel passieren täglich rund 120.000 Fahrzeuge. Autobahn und Elbtunnel waren wegen Bauarbeiten über das ganze Wochenende gesperrt und sollen am Montag um 5 Uhr wieder freigegeben werden. Verdi wollte ursprünglich drei der vier Tunnelröhren schließen.

Der Bahnverkehr ist von den Streiks am stärksten betroffen

Auf der Schiene geht dagegen am Montag wenig. Nach Angaben der Deutschen Bahn fahren weder Fern- und Regionalzüge noch Züge der AKN-Bahn. In Hamburg stehen damit an öffentlichen Verkehrsmitteln nur die U-Bahnen, Busse und Elbfähren des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) zur Verfügung.

Die S-Bahn nahm am Montagmorgen einen Notbetrieb auf einigen Teilstrecken der Linien S1, S11, S21, S2 und S3 auf. Seit dem Vormittag fahren zudem S-Bahnen zwischen Blankenese und Altona. Es werde versucht, in einem 20-Minuten-Takt zu fahren, berichtete das „Abendblatt“. Unklar war allerdings, ob die S-Bahnen den gesamten Streiktag über fahren.

Im Hamburger Süden ging dagegen nur wenig – dort werden alle Stellwerke bestreikt. Die Buslinie 13 wurde am Morgen laut S-Bahn bis zu den Elbbrücken verlängert. Zusätzlich bestehe zwischen Neugraben und Stade ein eingeschränkter Ersatzverkehr mit Bussen.

Hamburg: Warnstreiks führen nicht zu vollen Straßen

Auf den Straßen in und um Hamburg herrschte am Montagmorgen trotz der Bahn-Ausfälle kein Chaos. „Wir haben eine normale Verkehrslage, so wie jeden Montag um diese Uhrzeit“, sagte ein Sprecher der Polizei Hamburg.

Zahlreiche Fahrzeuge fahren am Morgen über die A1 bei Moorfleet. dpa / Daniel Bockwoldt
Zahlreiche Fahrzeuge fahren am Morgen über die A1 bei Moorfleet.
Zahlreiche Fahrzeuge fahren am Morgen über die A1 bei Moorfleet.

Die Gewerkschaft will mit den Aktionen den Druck auf die Arbeitgeber vor der dritten Verhandlungsrunde von Montag bis Mittwoch in Potsdam auf die Arbeitgeber erhöhen.

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Glück hatten dagegen Tausende Passagiere der Kreuzfahrtschiffe „MSC Virtuosa“ und „Aidabella“. Da die Lotsenversetzer ihren Warnstreik nach Angaben der Gewerkschaft Verdi von ursprünglich Sonntag, 18 Uhr, auf Montag, 6 Uhr, verschoben haben, sollten beide Schiffe am Sonntagabend planmäßig auslaufen können. Die „MSC Virtuosa“ hat Platz für rund 6300, die „Aidabella“ für etwa 2000 Passagiere.

Da Schiffe ab einer Länge von 90 Metern und einer Breite von 13 Metern die Elbe ohne Lotsen nicht befahren dürfen, hätte es beim frühen Streikbeginn passieren können, dass die Kreuzfahrtschiffe im Hafen festsitzen und bis zum Streikende am Dienstag, 6 Uhr, nicht auslaufen können. Lotsenversetzer sind dafür zuständig, die Lotsen zu den Schiffe zu bringen und wieder abzuholen.

Aus der Hamburger FDP kommt Kritik am Warnstreik

In Hamburg fallen rund 60.000 Menschen unter den Tarifvertrag des Öffentlichen Diensts des Bundes und der Kommunen. Die Gewerkschaft fordert für die bundesweit rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeberseite bietet bislang 5 Prozent mehr – in zwei Schritten – sowie Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro.

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Die FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein kritisierte den Warnstreik als unangemessen. „Wenn Verhandlungspartner in der Tarifrunde so wenig voneinander entfernt liegen, wie es derzeit im öffentlichen Dienst der Fall ist, müssen Gewerkschaften nicht halb Hamburg und das ganze Land lahmlegen, nur um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren.“

Das sei eine verantwortungslose Überdehnung von Warnstreiks. „Der Gesetzgeber sollte darüber nachdenken, was dagegen zu tun ist.“ (mp/dpa)

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