Kommentar zu Charles‘ Deutschland-Besuch: Aus der Zeit gefallen
Der König kommt, und ein Land salutiert. König Charles III. (74), Bald-Kronenträger und Nachwuchshoffnung der britischen Royals, gibt der Bundesrepublik eine drei Tage lange Audienz.
Sogar im Bundestag durfte Charles sprechen. Entgegen der Hausregeln: Nicht-Parlamentarier haben dort gar kein Rederecht. Und noch nie sprach ein nicht gewähltes Staatsoberhaupt im Hohen Haus – selbst Papst Benedikt (war 2011 da) wurde per Wahl bestimmt.
König Charles im Bundestag: Hofieren ist nicht zeitgemäß
Und nun trifft diese Ehre das Oberhaupt einer Staatsform, die wie keine andere für Unterdrückung, Kolonialismus, Rassismus steht. Fragen Sie mal Harry und Meghan.
Kaum ein anderes Land ist so von der Royal Family besessen wie Deutschland. Höchstens noch die Briten selbst. Wenn man sich nicht gerade in Nordirland oder Schottland umhört, jedenfalls. Oder bei den jungen Brit:innen: Denn vor allem bei ihnen wächst das Misstrauen gegenüber dem Königshaus.
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Laut einer YouGov-Umfrage aus dem vergangenen September sagen nur noch 33 Prozent der 18- bis 24-Jährigen „Ja“ zur Krone. 41 Prozent hätten lieber ein gewähltes Staatsoberhaupt.
Es tut dem eh nicht sehr beliebten Charles (2021 wollten 50 Prozent lieber William als König) bestimmt gut, sich für ein paar Tage im Royal-verliebten Deutschland in der Zuneigung des Volkes und dessen Vertretung zu suhlen. Wie zeitgemäß das ist? Das könnte doch mal der Bundespräsident im britischen Unterhaus beantworten. Der wird immerhin demokratisch gewählt.