Hamburger Experte: So schädlich ist das Sitzen
Rückenschmerzen sind ein Volksleiden. Es gibt sicher viele Ursachen, aber eine sticht hervor: Wir sitzen zu viel – und das ist schädlich.
Viele Menschen sitzen am Tag bis zu 14 Stunden. Überrascht Sie das? Wenn ja, dann gehen Sie mal Ihren eigenen Tag durch. Arbeiten Sie im Büro, sitzen vor dem Bildschirm? Wie kommen Sie zur Arbeit? Mit der Bahn oder dem Auto? Dann geht es Ihnen wie vielen Menschen. Unser Tag besteht überwiegend daraus, dass wir es uns irgendwie bequem machen. Abends sitzen wir dann wieder am Küchentisch oder vor dem Fernseher.
Auf einem Stuhl zu sitzen, ist für den Körper nicht vorgesehen
Das Problem ist einfach: Das Konzept eines Stuhles ist in der Natur nicht vorgesehen! Der menschliche Körper steht, hockt, liegt oder bewegt sich. Jedenfalls vor der Erfindung von Bürostühlen mit ergonomischer Rückenlehne und höhenverstellbaren Sitzpolstern.
Doch was ist das Problem beim Sitzen? Es sind vor allen Dingen die Kontaktpunkte. Es gibt Stellen am Körper, die können ganz gut Druck aushalten, sind dafür gemacht. Nehmen wir als Beispiel unsere Fußsohlen oder auch die Sitzbeinhöcker, die im Becken liegen. Beim Sitzen auf einem Stuhl aber konzentriert sich der größte Teil des Drucks auf die Rückseite der Oberschenkel. Dort liegen Muskeln, Nerven und Gefäße – dieser Bereich ist wirklich nicht dafür gemacht, lange viel Druck auszuhalten.
Wenn man sich nun aber trotzdem draufsetzt, dann drückt man die Muskulatur platt. Die Folge: Sie „schläft ein“, weil man das Blut wie aus einem Schwamm herausdrückt. Das Gehirn muss nun beim Aufstehen versuchen, ohne diese Muskeln klarzukommen. Daraus ist ein physiotherapeutischer Witz entstanden: Wer viel sitzt, hat vergessen, wo sein Po ist.
So entstehen Rückenschmerzen
Und ein Mensch, der sich ohne Po-Muskeln und die Muskeln der Oberschenkelrückseite bewegt, der bewegt sich falsch, überlastet andere Strukturen (meist Hüftbeuger und die Lendenwirbelsäule) und kann seine Bandscheibe und seinen Beckenboden, seinen Rumpf oft nicht mehr richtig sichern. So entstehen Rückenschmerzen.
Was können Vielsitzer tun? Zuerst einmal die eigenen Gewohnheiten aufbrechen, weniger sitzen, jede Gelegenheit zum Aufstehen nutzen. Telefonieren Sie im Stehen, fragen Sie die Vorgesetzten nach höhenverstellbaren Tischen, stehen Sie alle 30 Minuten mal auf und drehen Sie eine kleine Runde durch das Büro. Eine gute Alternative ist auch der Schneidersitz. Hier werden andere Muskeln beansprucht beziehungsweise entlastet.
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Mein Tipp zum Einstieg: Wenn Sie eine Kurznachricht auf dem Handy tippen, dann begeben Sie sich in den Schneidersitz oder in die Hocke. Sie werden sehen, dass Sie schnell alte Muster aufbrechen können. Ihr Rücken wird es Ihnen danken.