Nach vier Monaten Frust: Kittel nutzt seine Chance in neuer HSV-Rolle
Es schien so, als hätte der ganze Frust der vergangenen Monaten in diesem einen Moment einfach mal rausgemusst. Als Sonny Kittel mit einer Willensleistung gerade den 2:2-Ausgleich vorbereitet hatte, schnappte er sich den Ball und wollte mit ihm zum Anstoßpunkt rennen, um keine Zeit zu verlieren. Doch dann drehte der HSV-Profi noch mal um und schoss das Leder demonstrativ ein weiteres Mal mit voller Wucht ins Netz. Nicht nur in diesen Sekunden hatte Kittel das Vertrauen seines Trainers am Freitagabend gerechtfertigt.
Der 30-Jährige stand für eine von insgesamt vier Änderungen, die Tim Walter in Düsseldorf an der Startelf vorgenommen hatte. Achtmal in Serie und damit so lange wie noch nie in seiner HSV-Zeit hatte Kittel zuletzt zunächst auf der Bank Platz nehmen müssen, erstmals seit viereinhalb Monaten und dem 17. Spieltag durfte er sich bei der Fortuna mal wieder von Beginn an beweisen. Und Kittel nutzte seine Chance über weite Strecken.
HSV: Sonny Kittel mit erstem Scorerpunkt seit November
Weil Walter die Formation geändert und auf eine Dreier- bzw. Fünferkette umgestellt hatte, agierte Kittel zumeist auf einer Linie mit Stürmer Robert Glatzel und war somit immer auch einer der ersten, der die gegnerische Abwehr hoch anlief. Der noch im Winter wechselwillige Offensivmann war aber nicht nur in der Spitze zu finden, sondern in seiner Rolle als Freigeist um Präsenz auf dem ganzen Platz bemüht.
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Dabei gelang ihm bei weitem nicht alles, gute Aktionen – etwa seine präzise Flanke auf den freistehenden Robert Glatzel (45.+1) – wechselten sich mit unglücklichen Momenten ab. In Hälfte zwei war es aber Kittel, der die einzig nennenswerten Torchancen für den HSV verbuchen konnte. Seinen direkten Freistoß konnte Florian Kastenmeier noch über die Latte lenken (71.), vier Minuten später aber war Düsseldorfs Keeper geschlagen, als Kittel im Strafraum Christoph Klarer so sehr bedrängte, dass dieser den Ball unfreiwillig ins eigene Tor beförderte (75.).
Kittel bewirbt sich für die HSV-Startelf gegen Hannover 96
Nach seinem ersten Scorerpunkt seit dem 6. November drosch Kittel den Ball dann also voller Erleichterung ein weiteres Mal ins Netz, sein erstes Saisontor sollte ihm aber erneut vergönnt bleiben – denn Kittels Volleyschuss aus 16 Metern ging knapp links vorbei (77.). Es sollte die letzte gute Gelegenheit des HSV an diesem Freitagabend gewesen sein. Es war einer, an dem der Frust überwog.
Aber auch einer, an dem der in der 84. Minute ausgewechselte Kittel noch zu den besten Hamburgern zählte. Insofern würde es nicht überraschen, sollte der gebürtige Gießener auch gegen Hannover am kommenden Samstag zur Startelf zählen – zumal Ludovit Reis seit Wochen seiner Form aus der Hinserie hinterherläuft, László Bénes sich trotz seines Treffers auch nicht als unverzichtbar präsenierte und Jean-Luc Dompé in der Schlussphase auch keine Akzente mehr setzen konnte.
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Dass Kittel für den HSV „ein sehr wichtiger Spieler“ (Walter) sein kann, hat er in Düsseldorf nachgewiesen. Diesen Eindruck zu bestätigen – darum wird es für ihn, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, in den finalen Saison-Wochen nun gehen.